LG V30 im Test – für Audiophile

von postbrawler 04.01.2018

Vor der CES 2018 will ich noch schnell eines der Smartphone-Highlights des letzten Jahres über den Teststand jagen – das LG V30. Ob es dieses Edel-Android Smartphone mit Größen wie dem iPhone X oder dem Samsung Galaxy Note 8 mithalten kann, lest ihr in meiner Review.

LG V30

Quelle: Eigenes Foto

Ränder waren gestern

Dem allgemeinen Smartphone-Trend der randlosen Displays kann sich auch LG nicht verwehren. Das V30 setzt auf ein beeindruckend flächendeckendes und leuchtstarkes POLED-Display im 18:9 Format mit QHD-Auflösung und HDR-Support. Lediglich die Frontkamera und der Frontlautsprecher trotzen dem Display am oberen Rand, und der untere zeigt sich um der lieben Symmetrie willen solidarisch. An den Seiten reicht das Display bis auf wenige Millimeter an den Aluminiumrahmen heran. Ich persönlich kann mit dieser Design-Entscheidung mehr anfangen, als mit dem aufdringlichen Notch in Apples iPhone X, aber das ist definitiv Geschmackssache.

Nichts für Elefanten im Porzellanladen

Quelle: Eigenes Foto

Die Rückseite des LG V30 ist aus Glas, was einige Neuerungen mit sich bringt. Zum einen ist die Batterie des LG V30 dadurch fest im Gehäuse verbaut, und kann nicht wie bei früheren LG-Geräten ohne Weiteres gewechselt werden. Zum anderen, und das ist der positive Nebeneffekt, kann das Smartphone dadurch kabellos aufgeladen werden. Natürlich kommen damit aber auch dieselben Nachteile einher, wie bei anderen Glas-Phones: Das LG V30 will tunlichst wie ein rohes Ei behandelt werden. Stürzen oder unsachgemäßer Verwendung hält das neue Design nicht stand, wenngleich es natürlich wesentlich eleganter aussieht als LGs frühere Plastik-Smartphones. Kontakt mit dem kühlen Nass hingegen trotzt das Smartphone dank seiner IP68-Zertifizierung bis zu einer Tiefe von 1,5 Metern. Und, man höre und staune: Das LG V30 verfügt auch weiterhin über einen 3,5 mm Audio-Klinkenstecker! Doch dazu später noch mehr.

Innere Werte

Im Inneren des LG V30 sorgt ein Snapdragon 835 Octacore-Prozessor von Qualcomm nebst 4 GB RAM für Betriebstemperatur. Der Speicherausbau ist mit 64, respektive 128 GB ausreichend bemessen. Der 3300 mAh große Akku hingegen hätte für ein 6-Zoll Smartphone ruhig etwas größer ausfallen dürfen. Erfreulicherweise bietet der SIM-Slot nebst der namengebenden SIM-Karte auch noch Platz für eine zusätzliche microSD-Karte, wodurch der Speicher nochmal deutlich erweitert werden kann. Das mit 1440 x 2880 Pixeln auflösende QHD-Panel wird von Corning Gorilla Glas der fünften Generation geschützt.

Die Kameras

An der Frontseite des Smartphones befindet sich eine 5 Megapixel-Kamera mit f/2.2-Blende, die für passable Selfies geeignet ist. Auf der Rückseite verbaut LG einen 16 MP-Knipser (f/1.6) mit optischer Bildstabilisierung, und eine 13 MP (f/1.9) mit Laser-Autofocus, sowie einen LED Blitz. Damit kann das V30 sehr ordentliche Bilder und Videos schießen. Die im Software-Sortiment enthaltene Photo-App bietet darüber hinaus zahlreiche Profi-Einstellungen, wodurch das LG V30 zu einer regelrechten Profi-Kamera avanciert. In Sachen Low-Light-Performance kann die LG-Kamera aber subjektiv nicht mit Kapazundern wie dem Note 8 oder dem iPhone X mithalten.

LG V30

Nicht gerade berauschend ist die Low-Light-Performance der rückseitigen Kamera

HiFi-Hörgenuss vom Feinsten

In Sachen Audio-Performance trotzt LG nicht bloß dem allgemeinen Wireless-Trend, die KoreanerInnen setzen in puncto HiFi-Qualität noch eins oben drauf. Der von Bang & Olufsen mitentwickelte Audiotreiber des LG-V30 verfügt über einen Quad-DAC-Verstärker! Damit können audiophile HiFi-LiebhaberInnen das letzte Quäntchen Qualität aus ihren FLAC-Files und High-Impedance-Headphones herausholen. Für Normalsterbliche bedeutet das in erster Linie deutlich klarere und lautere Audio-Wiedergabe über die 3,5 mm Klinkenbuchse des LG V30. Es bedeutet aber auch deutlich erhöhten Strombedarf, weswegen das Feature nicht standardmäßig aktiviert ist. In den Einstellungen des Verstärkers lassen sich darüber hinaus jede Menge Equalizer-Einstellungen für den perfekten Hörgenuss tätigen.

­Fingerprint-Sensor Deluxe

LG V30

Quelle: Eigenes Foto

Software-seitig setzt das LG V30 noch auf die vorletzte Version des Android Betriebssystems Nougat. Ob und wann LG ein Update auf Oreo ausrollen wird, steht derzeit noch nicht fest. Wie üblich kommt das Smartphone mit einem Custom-Skin von LG und jeder Menge Bloatware daher, die sich aber gottseidank auch wieder deinstallieren lässt. Dedizierte Funktions-Buttons für Kamera oder Sprach-Assistenten sucht man beim V30 vergeblich, dafür befindet sich an der Rückseite einer der schnellsten und haptisch angenehmsten Fingerprint-Sensoren, die es derzeit am Smartphone-Markt zu kaufen gibt (Ätsch, Samsung und Apple). Dass der Sensor auch gleich als Power-Button fungiert, ist für Neueinsteiger etwas gewöhnungsbedürftig. Wenn man sich aber erst mal daran gewöhnt hat, das Phone auf diese Weise zu entsperren, möchte man das Feature kaum mehr missen. Ich habe mich gar schon dabei ertappt, die Rückseite meines iPhones vergeblich mit dem Finger abzutasten.

Fazit zum LG V30

Kleinere Schwächen verzeiht man dem V30 gerne.

Das LG V30 macht eigentlich alles richtig, was es am Smartphone-Markt derzeit zu beachten gilt, und noch einiges mehr. Wasserdicht? Check. Kabellos laden? Check. Dualkameras, edles Design und randloses Display? Check, check und Doppelcheck! Und dann wären da noch Annehmlichkeiten wie ein HiFi-Klinkenstecker und ein Fingerprint-Sensor, der mal etwas taugt. Kleinere Schwächen, wie ein recht Blickwinkel-abhängiges Panel und veraltetes Android verzeiht man dem V30 gerne. Klar, auch die KoreanerInnen erfinden das Smartphone-Rad mit dem V30 nicht neu. Aber sie bauen konsequent auf den Stärken der Vorgängermodelle auf, und versteifen sich nicht auf offensichtliche Fehlschläge wie die Modularität des G5, oder den Second-Screen des V20. Wer kurz vor den Neujahrsmodellen noch eine gute und günstigere Alternative zu Apple uns Samsung sucht, wird hier definitiv fündig!