Witchtastic Test (Switch): Gemeinsam braut es sich besser

von Mandi 23.11.2023

Die Couch-Koop-Spielerschaft freut sich auf Witchtastic – endlich bringt ein Game Magie auf eure Couch. Lohnt sich der Titel?

Über Witchtastic

Red Fur Games sagt: Witchtastic ist ein herausforderndes Koop-Spiel für 2-4 Spieler:innen, in dem die Akteure so schnell wie möglich Zaubertränke brauen – gemeinsam auf dem selben Sofa oder über das Internet. Ihr schlüpft in die Rolle von jungen Hexen und werdet auf eurer Reise immer mächtiger. Doch es muss nicht immer gemeinsam sein: Auch in der Einzelspieler-Kampagne lässt sich das Game sehr gut spielen. Ihr sammelt Tollkirschen, Knoblauch oder Pilze und werft sie in den hoffentlich kochenden Hexenkessel. Schnelle und präzise Kommunikation ist der Schlüssel zum Erfolg! Es gilt, Dutzende Rezepte zu meistern und alle Mechaniken unter Kontrolle zu bringen. Doch ihr seid nicht allein, es gibt Gefahren wie verfluchte Wälder, hungrige Wölfe und tödliche Sümpfe…

Ihr seht schon: Die Zutaten stimmen, und es ist alles für ein magisch-stimmungsvolles Koop-Abenteuer angerichtet. Zu diesem Zwecke werdet ihr bei jedem Start von Witchtastic gefragt, wie viele Hexen denn dieses Mal teilnehmen möchten. Nach erfolgter Auswahl landet ihr in einem Hauptmenü, oder besser, einer Landkarte, auf der ihr alle herumlaufen dürft. Ihr seht die einzelnen Levels und gleichzeitig auch den Abschlussgrad einer jeden Stufe, er wird euch in einer Leiste angezeigt. Logisch: Je voller diese Leiste ist, umso besser habt ihr abgeschnitten! Das ist auch für den Fortschritt wichtig, denn nur, wer zuvor ganz gut performt hat, darf die nächsten Stufen und Kapitel freischalten. Wie das Ganze in Action so aussieht, könnt ihr euch hier ansehen:

Euer erster Zaubertrank

Der Einstieg in Witchtastic ist jedenfalls, so wie beabsichtigt, ein sehr niederschwelliger. Ihr bekommt eure ersten Rezepte, und es gilt, eine Zutat aus der Kiste zu holen. Danach muss sie an einem Brett geschnitten werden, bevor sie in den Kessel wandert. Dieser braucht zuvor noch Feuerholz, damit er überhaupt brennt, klar, und dann dürft ihr darin umrühren. Das Umrühren im Spiel ist übrigens eine einfache, aber umso wichtigere Mechanik – einerseits beschleunigt es das Fertigwerden von euren Gebräuen, und andererseits verhindert es das Anbrennen bzw. Überkochen von fertigen Tränken. Ist die Tinktur fertig, müsst ihr nur noch eine Glasflasche holen, sie am Kessel anfüllen und dann bei Owly, eurer treuen Transport-Eule, abgeben. Und weiter geht’s!

Wer nun meint, dass da nicht viel dran ist, der irrt. Denn innerhalb der nächsten fünf bis zehn Spielstufen müsst ihr immer neue Dinge erlernen und im Auge behalten. So gehören Blaubeeren etwa zerstoßen anstatt geschnitten, Feuerholz liegt in Form von Ästen herum oder muss durch Fällen von Bäumen besorgt werden, und Hindernisse wie Zäune können nur mit einem Flugbesen überwunden werden. Allerdings könnt ihr nur am Besen reiten, wenn ihr nichts in der Hand habt – sprecht ihr euch nun mit den Mitspieler:innen ab und gebt das Produkt weiter, oder nehmt ihr den langen Weg zu Fuß auf euch? Dazu kommen auch andere, lebendigere Widrigkeiten – mal ist es ein hungriger Wolf, der euch für eine Weile betäubt, wenn ihr ihm nicht ausweicht, oder Geister, die das selbe machen.

Kreatives Brauen in Witchtastic

Geister?! Ja, richtig gelesen – früh im Spiel werdet ihr auch mit Gespenstern vertraut gemacht, die ihr mit einem Trick in eines eurer Gläser zwingen könnt. Die so gewonnene Essenz wird für manche Zaubertränke notwendig sein, und daher ist es Pflicht, sich den Geistern auch zu stellen. Nebenbei müsst ihr aber auch Alraunen, Pilze, Blätter und Tollkirschen fachgerecht zubereiten, ansonsten wird es nichts mit dem Erreichen der nächsten Stufen. Zu zweit ist Witchtastic schon eine Freude, aber wenn ihr den Titel zu dritt oder gar zu viert in Angriff nehmt, kennt das Chaos keine Grenzen mehr. Während eine Figur den Wolf abzulenken versucht und ihn in eine Ecke treibt, schnippeln die anderen um ihr Leben, bis das Feuer unter dem Kessel aus ist. Öfters, als uns lieb war, gingen dann alle wortlos zum Holzfällen, und dafür wurde nichts Anderes mehr erledigt – das sorgt für Spannung!

Sehr cool ist dabei, dass es natürlich verschiedene Zugänge und Lösungsansätze gibt. Einer, der uns recht gut geholfen hat, war, früh im Spiel gleich Feuerholz rund um den Kessel zu legen beziehungsweise auch leere Gläser dort zu positionieren. Das lässt sich am Anfang schön erledigen und erspart euch dann einiges an Laufarbeit, wenn eh schon Not an der Hexe ist. Betäubte Mitspieler:innen kann man per Ohrfeige zurückholen, das ist hilfreich und spaßig zugleich! Es gibt auch Levels, die euch abwechselnd Wege versperren, das ist Pflicht in diesem Genre. Witchtastic bedient sich hervorragend an allen Fiesitäten, die es so geben kann, und konfrontiert euch gnadenlos damit. Wie ihr dann darüber wegkommt, ist euch überlassen. Es hilft aber ungemein, eine Stufe gleich zwei- oder dreimal zu spielen, um all ihre Eigenheiten früh zu erkennen und dann den Höchstpunktestand einzustreifen.

Witchtastic macht einiges anders

Besonders cool habe ich gefunden, dass ihr relativ früh im Spiel den Kaffee freischaltet. Er ist zwar nicht in allen Levels verfügbar, aber in den Stufen, wo ihr ihn nutzen könnt, empfehle ich es uneingeschränkt. Ihn müsst ihr nämlich in einem verfügbaren Kessel kochen (mit Umrühren geht das in Sekundenschnelle), und nachdem ihr ein Glas damit gefüllt habt, könnt ihr diesen selber trinken. Fortan habt ihr einen Tempo-Boost mit Zeitlimit, der euch nicht nur schneller laufen, sondern auch wesentlich schneller arbeiten lässt. Ob das nun das Schneiden von Zutaten oder das Beschleunigen eines Zaubertranks durch Umrühren ist: Mit Kaffee seid ihr eigentlich übermächtig unterwegs. Dafür reagiert die Figur dann so rasch, dass es etwas kniffliger ist, sie tatsächlich gut zu steuern – sehr oft greift ihr dann auf engem Raum etwa zum falschen Brett oder knallt die falsche Zutat in den Kessel.

Ein Novum in Witchtastic ist es auch, dass der Inhalt des Kessels sofort zerstört wird, wenn ihr etwas Falsches anrichtet. Das erspart im Hinblick auf andere Couch-Koop-Spiele natürlich ein bisschen Zeit, ist aber dennoch zeitaufwändig, da ihr die Zutaten erneut vorbereiten müsst. Apropos Zutaten und gewünschte Zaubertränke: Sie werden in diesem Spiel nicht immer am selben Ort (etwa links oben) angezeigt, sondern sind je nach Level anders angeordnet. Zudem seht ihr nicht immer auf einen Blick, was ihr für eine bestimmte Bestellung zubereiten müsst, das seht ihr erst, wenn jemand mit einer Figur sich dieser Abbildung nähert. Es hilft natürlich, wenn ihr es auswendig wisst, aber wenn ihr nachschauen müsst, ist das mit ein bisschen Laufarbeit verbunden. Anfangs macht das alles noch nicht viel aus, doch mit Fortdauer des Spiels häufen sich natürlich die Rezepte und Variationen an.

Spielgefühl und das Anpassen

Dadurch, dass Witchtastic in etwa alle zwei oder drei Stufen etwas Neues einführt, wird es niemals langweilig. Es empfiehlt sich zudem, wenn ihr schon etwas weiter fortgeschritten seid, die ersten Levels nochmals zu spielen, um eure Fortschrittsleiste noch ein Stück weit nach vorne zu bringen. Denn es ist schon so: Wenn ihr einfach nur dahinspielt, lasst ihr da und dort ein Stück ungenutztes Potential liegen, und irgendwann könnt ihr dann deswegen nicht mehr ins nächste Level oder Kapitel reisen. Ihr müsst also ein Stück weit Wert auf Perfektionismus legen, damit ihr überhaupt das Ende des Spiels sehen könnt – und dementsprechend manche Stufen auch mehrmals durchspielen. Das streckt das Game zwar ein wenig künstlich in die Länge, aber in Wahrheit ist das in Ordnung – ich persönlich hätte mir nur gewünscht, dass es vor allem gegen Ende des Spiels nicht so zur Pflicht verkommt.

Damit die Langzeitmotivation stimmt, gibt es im Titel eine große Vielfalt an Outfits und Kopfbedeckungen freizuschalten. In der Realität dienen die Farben, Outfits und Hüte (oder Nicht-Hüte) eher dazu, eure Figuren voneinander unterscheiden zu können. Sehr spannend ist es auch, dass die fünf verschiedenen Kapitel mit ganz eigenen Umgebungen aufwarten – Dörfer, Wälder, Sümpfe, Städte und Ruinen sehen nun mal anders aus. Dementsprechend solltet ihr dann auch eure Hexen einkleiden, denn nichts ist fieser als ein ungewollter Tarnanzug. Sogar verschiedene Besen sind mit von der Partie, wobei ihr eure Abart des Nimbus 2000 nicht sehr oft zu Gesicht bekommen werdet – während der Brauerei-Action werdet ihr viel öfters per pedes unterwegs sein, da ihr während des Besenflugs nichts transportieren könnt. Eine sehr clevere Limitierung, aber dennoch ein wenig schade!

Die Technik von Witchtastic

Kommen wir gleich zur Grafik von Witchtastic: Sie sieht technisch einwandfrei und tadellos aus, doch irgendwie fehlt ihr ein wenig an Leben und Charme. Die Levels wirken nämlich wie ein Einheitsbrei, das Braun der Truhen geht sowohl in Wäldern wie auch in Steinumgebungen unter, und generell dominiert immer eine dunkle Farbe. Selbst in abwechslungsreicheren Biomen wie etwa einem Wald habt ihr schnell einen Grünstich im Auge, und die Zutaten selbst heben sich zwar ordentlich von ihrer Umgebung ab, aber dennoch wäre da mehr drin gewesen. Farbenfrohere Games wie ein Overcooked oder ein Moving Out samt dessen Nachfolger wirken da zwar wesentlich comichafter, bringen aber genau dadurch auch mehr Leben und irgendwo auch Spaß ins Spiel. Ich weiß nicht, ob Red Fur Games das bedacht und sich aus einem Grund dagegen entschieden hat – so wirkt der Titel optisch sauber, aber etwas matt.

Das setzt sich auch beim Soundtrack fort: Natürlich braucht man bei einem Spiel, bei dem ihr euch konzentrieren und absprechen müsst, keinen absoluten Hit-Track. Ein Banger wie aus Super Mario Odyssey wäre dabei natürlich ablenkend und fehl am Platz, aber gefühlt immer die selben Tracks, die auch auf einer Einschlafhilfe mit mystischem Einschlag vorhanden sein könnten, das darf auch durchaus noch erweitert werden. Zu guter Letzt möchte ich noch etwas zur Steuerung von Witchtastic sagen: Sie ist dem Genre angepasst. Es ist hundsgemein, wenn drei Bretter nebeneinander stehen und ihr im wichtigen Moment kurz vor Ablauf des Zeitlimits natürlich genau das Falsche erwischt. Besonders mit Kaffee-Power und vielleicht noch auf dem Besen reitend wird die Steuerung immer ungenauer – das erhöht zwar die Motivation, mehr zu trainieren, ist aber doch etwas gemein!

Fazit: Magisch, aber etwas fehlt

Red Fur Games bringt mit Witchtastic einen äußerst leistbaren Titel für Couch-Koop-Fans zum Weihnachtsgeschäft 2023. Mit 15 Euro Einstiegspreis (Nintendo Switch)auf Steam sogar unter zehn Euro zu haben – kann man hier schnell zuschlagen, und dafür erhaltet ihr bestimmt an die sechs bis acht Stunden an Spielspaß. Dafür sorgen fünf Kapitel mit über 40 Levels, die ihr entweder alleine oder bis zu viert auf einer Couch oder auch online in Angriff nehmen dürft. Personalisierbare Hexen-Outfits, die es im Laufe des Spiels freizuschalten gilt, sorgen zudem für ein gewisses Maß an Motivation, auch wenn sich die neuen Kleider im Eifer des Gefechts dann nicht so im Rampenlicht präsentieren können. Die Entwickler beschreiben ihr Game zudem als spannende Herausforderung für Completionists und Speedrunner – das kann ich so nur unterschreiben.

Doch etwas, ein je ne sais quoi, scheint dem Titel zu fehlen. Die Optik lässt das Game etwas düsterer wirken, als es das Gameplay und auch die Figuren selbst hergeben. Zudem verkommt die Grafik ob der Farbauswahl etwas zu einem Einheitsbrei, das ist man von diesem Genre – eigentlich knallbunt von vorne bis hinten – so nicht gewöhnt. Auch die Steuerung wird immer schwammiger, je hektischer es zugeht, und die Levels mit ihren zahlreichen Hindernissen sind da kaum eine Hilfe. Alles in allem wird hier das Rad nicht neu erfunden, das muss aber auch gar nicht sein. Denn unter dem Strich macht das Game gerade mit mehr Mitspieler:innen richtig Spaß, und nach wenigen Minuten werden hitzige Gefechte auf der Couch oder im Headset laut. Auch, wenn es noch etwas Luft nach oben gibt, für den Preis kann man Witchtastic allen Koop-Begeisterten durchaus empfehlen! 

Wertung: 7.5 Pixel

für Witchtastic Test (Switch): Gemeinsam braut es sich besser von