Button Festival 2017: Veranstalter Harald Koberg im Interview

von Marianne Kräuter 29.05.2017

Wir waren auf dem Button Festival 2017 in Graz mit dabei, um euch von dieser Veranstaltung, auf der Gamingkultur in all ihren Facetten gefeiert wird, zu berichten. Interessante Hintergrundinformationen bekamen wir am Samstag vom Veranstalter Harald Koberg im Interview.

harald koberg im interview button 2017

Mari: Danke Harald, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst! – Zum dritten Mal Button! Allerdings mein erstes Mal; wie hat sich das Festival denn über die Jahre hinweg verändert?

Harald: Einerseits ist es gewachsen. Wir haben im ersten Jahr ja nur einen Teil der Seifenfabrik genutzt, im zweiten Jahr dann schon die ganze Seifenfabrik und nun haben wir noch ein Zelt angebaut, um noch ein bisschen mehr Platz zu haben. Was sich natürlich auch geändert hat, ist ein bisschen die Professionalität in der Organisation und das merkt man natürlich auch von Jahr zu Jahr, dass wir da besser werden. Und natürlich kommen da und dort noch einzelne Programmpunkte hinzu. Also, ja, eine fortlaufende Weiterentwicklung.

Welche Programmpunkte gibt es denn zum ersten Mal heuer?

Also neu war zum Beispiel das Geek’s Quiz. Wir haben schon länger überlegt, was könnte man noch als Veranstaltung Samstagvormittag machen und da hat sich das angeboten in Kooperation mit dem Geek’s Café aus der Zinsendorfgasse. Was auch neu ist, ist der Styrian Games Award, der heute noch vergeben wird.

Das ist der Preis, bei dem man für die hier vorgestellten Indiegames abstimmen kann?

Richtig. Da gibt es zwei Awards, die Indiegames aus der Gegend auszeichnen. Viele Spiele wurden eingereicht, fünf davon nominiert und aus den fünf Nominierten sucht sich einerseits eine Jury einen Sieger aus – das ist der erste Preis – und andererseits gibt’s die Möglichkeit des Audience Choice Awards, das heißt das Publikum hier auf dem Festival kann sich ihre Lieblinge unter den Nominierten aussuchen und die bekommen dann auch einen Preis.

Was war denn die Grundidee für das erste Button Festival? Warum gibt es die Button heute?

Die Grundidee war einerseits, dass wir das Gefühl gehabt haben, es wäre doch schön, in Graz, in der Steiermark, einen ordentlichen, größeren Gaming-Event zu machen. Das hat es bis dahin eigentlich nicht gegeben, außer ein paar größeren LANs. Und andererseits war sehr stark die Überlegung, dass viele der ganz großen Messen eigentlich nicht dem entsprechen, was Gaming für uns ist. Und wir haben beschlossen, wir würden gerne ein Festival machen, wo es mehr um dieses Miteinander und das Gemütliche und das Soziale geht, wo man sieht, wie kreativ und vielseitig die Gaming-Szene ist; und ich glaube, dass ist uns eigentlich ganz gut gelungen. Dass wir eben wirklich von Spielentwicklern bis zu Cosplayern und e-Sportlern die unterschiedlichsten Bereiche zusammenbringt und dann sie auch vernetzt und auch für alle anderen, die sich irgendwie für das Thema begeistern, sichtbar macht, wie viel es da eigentlich gibt.

Das ist euch wirklich gelungen! Also, was ich persönlich besonders schön finde, im Vergleich mit zum Beispiel der Game City, wo es nur von FM4 einen kleinen Stand mit drei Indiespielen gab, ist, dass es hier mehr als drei Mal so viele in einer Halle gibt. Ich finde es wirklich toll, dass der lokalen Spielszene so viel Raum geboten wird.

Genau, das ist eben ganz stark einer unserer Gedanken. Wir sind jetzt nicht wie eine Messe, wo es Werbestände gibt und jeder versucht möglichst viel Aufmerksamkeit zu generieren, sondern eben – einerseits, dass die Zahl der Spielstationen zu der Menge an Publikum passt. Also wir wollen nicht die langen Warteschlangen, die man eben von einer gamescom oder auch schon einer Game City kennt. Und eben andererseits, wie du sagst, der Szene, die es gibt in Graz, in der Steiermark, auch wirklich den Raum bieten, den wir haben und haben wollen. Das wird sehr oft übersehen oder unterschätzt, wie viel da eben durchaus da ist.

Auf alle Fälle! – Reden wir nun darüber, wie das Button Festival eigentlich zustande kommt. Dahinter steht nämlich der Verein Ludovico, bei dem du auch mitarbeitest. Als Grazer Ludothek, bei der man sich Spiele aller Art ausborgen kann, werden euch die meisten kennen, aber ihr bietet ja noch viel mehr.

Richtig. Also, Ludovico betreibt als Verein die Landesludothek, das ist eine Bücherei für Brettspiele. Aber, es ist insgesamt ein Verein mit einem recht langen Namen: „Der Verein zur Förderung der Spielkultur, Spielen und der Spielpädagogik“ und da merkt man schon unsere unterschiedlichen Bereiche. Wir haben auch Events wie dieses, wo es um die Spielkultur geht, wir machen Spielevents auch in der Ludothek und arbeiten auch im pädagogischen Bereich. Das heißt wir machen Workshops mit Schulklassen, mit Lehrern, diversen Gruppen und Erwachsenenbildung. Und das eben sowohl im Brettspielbereich als auch im digitalen Bereich.

Was tut sich denn im Bereich Videospiele bei Ludovico, abgesehen vom Button?

Sozusagen auf der niederschwelligen Ebene haben wir zwei Nachmittage in der Woche, wo man einfach bei uns in der Ludothek Spiele ausprobieren kann. Da bauen wir alle aktuellen Konsolen auf, und PC, und das kann natürlich getestet werden. Natürlich haben wir immer eine Auswahl an Spielen, bei denen wir darauf schauen, dass diese für alle Altersgruppen passen. Wir haben außerdem monatlich mit dem Button Mash einen Themenstammtisch, der dafür gedacht ist, ältere Gamer zusammenzuholen, die sagen, eigentlich ist Coop-Spielen eines der lustigsten Dinge, aber es gelingt nicht so oft, Runden zusammenzubringen. Der Stammtisch geht dann so bis Mitternacht, wo man eben alles, was man gerne spielen möchte, gemeinsam bei uns spielen kann.

Und darüber hinaus, über diese, sagen wir, „Spaßevents“ – und Turniere, die wir auch veranstalten -, gibt’s eben auch Workshops, wo Schulklassen zum Beispiel zu uns kommen und wir kritisch reflektieren: „Was spielen die? Warum? Was daugt ihnen an dem Spiel? Wann ist ein Spiel gut? Was macht Spiele gut?“ Und gleichzeitig auch ein ganz starker Schwerpunkt ist die Erwachsenenbildung, wo es darum geht Lehrern, Eltern, Jugendarbeiterinnen, dabei zu helfen zu verstehen, wie diese Medien funktionieren.

Zum Schluss noch eine etwas persönlichere Frage: Ich weiß von der Ludovico-Website und den Erzählungen meines Kollegen David, dass du natürlich selber gerne spielst. Was sind denn so deine aktuellen Lieblingsspiele?

Aktuell bin ich immer noch in Nioh unterwegs, zum Beispiel, also das ist ein Thema, das mich wohl noch eine Zeit lang beschäftigen wird. Ich hab’ gerade Horizon: Zero Dawn durchgespielt, das mir sehr gefallen hat. Eines der ersten Spiele seit langem, wo ich beim Durchspielen schon neugierig war, was jetzt als DLC kommt. Und momentan ist jetzt endlich auch Nier: Automata bei mir zuhause angekommen, das möchte ich sehr gerne noch nachholen. Also, es kommt eh schneller was nach, als man Zeit hat, die Sachen wegzuspielen.

Haha, ja, das Problem kenne ich auch! – Möchtest du zum Abschluss noch irgendetwas sagen?

Ja, es freut uns heuer auch wieder zu sehen, wie lebendig die Gamingszene ist und hoffen natürlich, dass sich das weiterentwickelt. Das Button Festival ist ganz stark auf Kooperationen aus, das heißt, es ist immer die Einladung da: Wenn irgendjemand irgendetwas tut im Gamingbereich – in irgendeine Richtung selber Turniere macht, selber Spiele entwickelt, was auch immer – wir freuen uns über jeden, der sich bei uns meldet und Lust hat mitzumachen und mitzugestalten. Wir wollen nicht einfach eine Veranstaltung machen, die wir dann dem Publikum vorsetzen, sondern wir wollen das machen, was gefragt ist oder bereits gemacht wird.

Vielen Dank fürs Interview und ich freue mich auf ein Wiedersehen auf der Button 2018!

Harald Koberg im Interview button 2017