Orwell: Ignorance Is Strength – Eindrücke aus der ersten Episode

von Marianne Kräuter 25.02.2018

Wer sich für politische Videospiele interessiert, ist vielleicht 2016 über den Indietitel Orwell gestolpert. Das Spiel skizzierte eine erschreckend realistische Parallelwelt zur unseren, in der der Staat seine EinwohnerInnen mittels der Software Orwell bespitzelt. Ausgewählte Agenten sammeln mit diesem Programm Daten aus Websites aber auch privaten Mailaccounts, Telefonaten oder medizinischen Akten und erstellen mit diesen Persönlichkeitsprofile bestimmter Menschen. – Natürlich alles nur für die Sicherheit des Landes!

orwell: ignorance is strength

Wahrheit ist tot!

Die zweite Staffel, Orwell: Ignorance Is Strength, verfolgt diesen Ansatz weiter und lässt uns noch tiefer in die Privatsphäre bestimmter Personen eindringen. Wieder sammeln wir mit Orwell fleißig Daten über verdächtige Personen, die der Regierung gefährlich werden könnten, und wählen je nach hochgeladenem Content selbst, welche Persönlichkeitsbilder in der Datenbank entstehen. Dabei beginnen wir recht schnell zu hinterfragen, wer den nun tatsächlich die Wahrheit erzählt: Die korrupte Regierung, die vor nichts zurückschreckt, oder die radikalen Regierungsgegner auf der anderen Seite. Oder müssen wir einsehen, dass es die absolute Wahrheit vielleicht gar nicht gibt?

Wie schon das erste Spiel greift Ignorance Is Strength höchst aktuelle gesellschaftspolitische Themen auf und widmet sich neben Fragen um Privatssphäre und deren Verletzung durch den Staat insbesondere der Nachrichtenflut aus dem Internet, deren Wahrheitsgehalt und Quellen oft schwer zu durchschauen sind. Auch Bürgerkrieg und Flüchtlingsbewegungen sind in der ersten Episode ein Thema. Das Spiel wirft hierbei Fragen auf und regt zum selbstständigen Nachdenken an, ohne einfache Antworten zu liefern.

orwell: Ignorance is strength

Welche Konsequenzen die Geschehnisse in Episode 1 für den weiteren Spielverlauf haben werden, muss sich in den kommenden zwei Folgen noch zeigen. Doch der Anfang hat mich mit den angesprochenen Thematiken erfolgreich neugierig auf mehr gemacht.

Selbst Spitzel werden

Wer mal selbst zum Staatsspitzel werden will, kann sich Orwell: Ignorance Is Strength auf Steam besorgen. Die erste Episode ist bereits erschienen, Nummer 2 und 3 erscheinen im Laufe des März.

Einen vollständigen Testbericht dürft ihr auf unserer Website erwarten, sobald alle Episoden des Spiels erschienen sind.