Hades Review – Roguelite Olympiade

von Matthias Tüchler 12.10.2020

Nach langer Early Access Phase ist Supergiant Games’ neuestes Werk endlich offiziell auf PC und Nintendo Switch erschienen. Hades ist ein Roguelite Spiel in dem Spielerinnen und Spieler versuchen aus der Unterwelt der griechischen Mythologie zu entfliehen. Wie wir es von Supergiant gewohnt sind, präsentiert sich Hades in beeindruckendem farbenprächtigen Stil, stellt uns eine Vielzahl interessanter Charaktere vor und erzählt eine persönliche vielschichtige Story. Wir haben uns angesehen, wie all diese Elemente sich mit dem von Wiederholung definierten Gameplay eines Roguelite Games verbinden lassen.

Hades ist ab sofort auf PC und Nintendo Switch verfügbar.

Die niemals endende Geschichte der Jugend-Rebellion

Obwohl er der Namensgeber des Spiels ist, schlüpft man in Hades nicht in die Rolle des Herren der Unterwelt, sondern spielt dessen Sohn Zagreus. In der Unterwelt aufgewachsen, zieht es unseren Protagonisten an die Oberfläche, um mehr von der Welt zu sehen. Zudem vermutet er, dass sein Vater das ein oder andere Familiengeheimnis verbirgt. Mit Hilfe seiner Mutter Nyx (der Herrin der Nacht) nimmt Zagreus also Kontakt mit den Göttern des Olymp auf und startet Fluchtversuch um Fluchtversuch.

Hades(c) Supergiant Games

Da die Story von Hades, sowie die Charakter-Hintergründe ein Highlight des Spiels sind, wollen wir hier nicht mehr als diese Ausgangssituation vorweg nehmen. Was wir sehr wohl hoch loben müssen, ist die Art und Weise, wie Supergiant Games episodisches Storytelling mit dem durch Wiederholung geprägten Gameplay von Roguelikes verbindet.

Bei jeder Begegnung mit den diversen Charakteren in Hades’ Hallen, auf der Reise durch die verschiedenen Zonen der Unterwelt oder mit jedem Kontakt eines Mitglied des Olymps erhält man neue Einblicke in die Hintergrundgeschichte, die Geheimnisse und die Familienverhältnisse der griechischen Götterwelt von Hades. Dabei triggern gewisse Entscheidungen im Spiel, der Fortschritt der Fluchtversuche und die Vergabe von Ambrosia (einem Idem, das als Geschenk an NPCs vergeben werden kann) gewisse Dialoge und Cutscenes, die die Story fortschreiten lassen. Auch das unvermeidliche Verlassen der Unterwelt spielt dabei eine Rolle und ist geschickt in das Gameplay-System verwoben.

Hades(c) Supergiant Games

Supergiant kombiniert damit Storytelling und Roguelike Abwechslung auf eine schlaue Art und Weise, wie wir sie bisher noch nie gesehen haben. Großartiges Gamedesign!

Infernale Waffen und göttliche Gaben

Das Kern-Gameplay von Hades findet natürlich während den zahlreichen Fluchtversuchen aus der Unterwelt statt. Zu Beginn jedes Anlaufs wählt man eine der Waffen aus Hades’ Arsenal aus, wobei man mit Zagreus’ Schwert beginnt und mit dem Fortschritt des Spiels weitere Waffen freischaltet. Während der Flucht steht man laufend vor der Wahl verschiedener göttlicher Gaben, die einer der Göttinnen oder Götter des Olymp Zagreus gewähren. Auf diese Weise gestaltet man das Move-Set nach den persönlichen Vorlieben.

Hades(c) Supergiant Games

Während alle Waffen deutlich unterschiedliche Move-Sets haben, ist unser größter (und vielleicht einziger) Kritikpunkt, dass das Kampf-Gameplay von Gabe zu Gabe mehr gutes altes Button-Mashing belohnt. So waren unsere erfolgreichsten Runs jene, in denen wir Zagreus durch diverse Gaben sowohl im Dash als auch bei Attacken unverwundbar machen, seine Dash-Strikes boosten und dann nichts anderes mehr tun als wie verrückt über den Bildschirm zu Dash-Striken. Kein Dealbreaker aber für uns verbleibt der Roguelite Sidescroller Dead Cells von Motion Twin mit dem besten Combat des Genres.

Roguelike oder Roguelite?

Die Antwort im Fall von Hades ist hier klar Roguelite. Der Unterschied dieser beiden verwandten Genres liegt simpel darin, dass Roguelikes im Fall eines Game Overs jeglichen Fortschritt nichtig machen und man gänzlich von Beginn es Spiels an wieder startet. In Roguelites hingegen behält man stets eine Art von Erfahrungsfortschritt, Upgrades, Währung, freigeschaltenen Abkürzungen etc.

Hades(c) Supergiant Games

Wahre Roguelikes sind heute selten und selbst Spiele, die Wert auf ihre Schwierigkeit legen, bieten üblicherweise zumindest kleine Zugeständnisse. Ein perfektes Beispiel dafür ist Derek Yu’s Meisterwerk Spelunky und das kürzlich erschienene Spelunky 2, in denen man zwar von Vorne beginnt, aber mit der Zeit die Möglichkeit hat, Abkürzungen in spätere Level freizuschalten. Als großer Roguelike-Fan designte Yu seine Spiele allerdings so, dass es sich für geübte Spieler eher lohnt die Abkürzungen zu meiden und stattdessen die diversen Items in den frühen Levels zu sammeln, die das Überleben später erleichtern.

Hades(c) Supergiant Games

Im Fall von Hades besteht kein Zweifel an der Liteness des Spiels. Während man Goldstücke und die verschiedensten Gaben der olympischen Götter in jedem Fluchtversuch neu verdienen muss, behält man diverse andere Upgrade-Währungen. Mit Finsternis levelt man Zagreus auf, mit Juwelen baut man Hades’ Haus aus und schaltet damit Benefits frei, mit Titanenblut levelt man die verschiedenen Waffen auf, etc. Übrigens: Hades belohnt trotz allen bleibenden Erleichterungen Experimente mit anderen Waffen, anderen göttlichen Gaben und anderen Entscheidungen mit mehr Upgradematerialien.

Supergiant hält das olympische Feuer am brennen

Beinahe unfassbar aber nach Bastion, Transistor und Pyre gelingt Supergiant Games mit Hades erneut ein absoluter Hit! Mit smartem Storytelling, fesselndem Gameplay, charmanten und interessanten Charakteren und enorm hohem Wiederspielwert ist Hades das vielleicht sogar stärkste Spiel, des Studios aus San Francisco. Hades ist zudem ein Vorzeigebeispiel, wie man ein Game während einer Early Access Phase perfektioniert, Fan-Feedback einfließen lässt und am Ende ein perfekt abgestimmtes Spiel veröffentlicht.

Hades(c) Supergiant Games

Neben diesen Design-Geniestreichen bringt Supergiant auch die gewohnt hohe Qualität in Artworks, Voiceacting und Soundtrack auf neue Höhen. Hades sieht wie ein zum leben erweckter, steuerbarer Action-Anime aus und die dutzenden kombinierten Partikel-Effekte der diversen göttlichen Gamen sorgen für ein buntes vor Energie sprühendes Spektakel. Auch Darren Korb’s Soundtrack beherrscht nun bereits seit Wochen unsere Spotify-Accounts und vereint träumerische mediterrane Töne mit 300-Style Action-Metal auf meisterliche Art.

Trotz des leichten Hangs zum Button-Mashing vereint Hades so viele herausragende Qualitäten in sich, dass es ohne Frage ein Anwärter zum Game of the Year ist!

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