E3 2014: Das war das Nintendo Digital Event

von Max Hohenwarter 12.06.2014

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Während Microsoft, Sony, Ubisoft und Electronic Arts auf fulminant inszenierte Pressekonferenzen setzte, übte sich Nintendo in schlichter Zurückhaltung. Anstatt eine große Eventlocation mit riesigen Screens zu mieten, nistete sich Nintendo direkt in die heimischen Bildschirme ein und präsentierte das Nintendo Digital Event zur E3 2014 als kleinen, feinen und kreativen Internetstream.

Für Auflockerung sorgten zwischen den einzelnen Trailern und Spielvorstellungen kurze Sketcheinlagen, die Nintendo von den Robot Chicken-MacherInnen erstellen ließ. Ist ja auch verdammt komisch, wenn Bowser auf Peach trifft und sie fragt, ob er trotz der x-fachen Entführungen den letzten Donut haben könne. Sie quittiert das natürlich mit einem gierigen Griff in Richtung des Schmalzgebäcks und zieht erhobenen Hauptes von dannen. Armer Bowser.

Doch natürlich schaute man den Stream wegen Nintendos anstehenden Game-Announcements – und wurde nicht enttäuscht. Den Opener beanspruchte das in Bälde erscheinende Super Smash Brothers for Wii U/3DS. Neben einem Überblick über die vielen diversen Spielmodi überraschte vor allem die Ankündigung, dass ab sofort auch Miis in den Brawler-Ring steigen können. Erstellt man sich einen Miifighter, kann man zwischen drei Kampfstilen wählen: Brawler, Swordfighter oder Gunner. Außerdem wurden noch zusätzliche KämpferInen wie Pac Man oder Palutena aus Kid Icarus als spielbare Charaktere vorgestellt. Weiters enthüllte Nintendo das neue Amiibo-System. Das Ganze darf man sich wie eine Art Skylanders für die Wii U vorstellen. Echte Spielfiguren der KämpferInnen können via NFC mit dem Tablet-Controller verbunden werden und erscheinen dann im Spiel. Allerdings funktioniert der Datenaustausch vice versa, was heißt, dass auch Statistiken auf die Figur übertragen werden und der Charakter sich dadurch entwickelt.

Für alle Strick- und Wollfans war vor allem der nachfolgende Titel interessant. Yoshi’s Wooly World kopiert das Art-Design von Kirby’s und das magische Garn, ist aber kein Sequel, wie die EntwicklerInnen anmerkten. Das Spiel legt seinen Fokus auf die Erkundung der Level ohne Zeitdruck und wird auch einen Koop-Modus bieten. Einer der Yoshis wird den anderen schlucken können, um ihn an ansonsten unerreichbare Stellen zu spucken. Na dann: Mahlzeit. Erscheinen wird das Spiel 2015.

Dass Shooter durchaus noch Innovationspotenzial bieten, bewies Nintendo mit der Ankündigung des vielversprechenden Splatoon. In diesem Third-Person-Action-Titel übernehmt ihr die Kontrolle eines Mensch-Tintenfisch-Wesens. Es geht nicht darum, möglichst viele Frags zu erzielen, sondern das Level so stark wie möglich mit der eigenen Tintenfarbe vollzukleistern. Natürlich könnt ihr eure KontrahentInnen auch abschießen, damit sie euch nicht in die Quere kommen, allerdings ist dies nicht das Hauptaugenmerk der Spritzorgie. Ein weiteres Feature geht ebenso von den unterschiedlichen Tinten aus: Während ihr auf den eigenen Farbflecken mit einem Affenzahn unterwegs seid, verlangsamt euch gegnerische Tinte, und ihr bleibt dort stecken. Alles in allem verspricht Splatoon frisches Gameplay und eine Mordsgaudi ohne Morde zu werden.

Und dann kam endlich der Moment, den ich persönlich, wie wahrscheinlich auch Millionen andere Nintendo-Fans, herbeigesehnt habe. Link kommt auf Nintendos kleine Schwarze. Der präsentierte Trailer zum neuen Zelda für Wii U versprach eine weitläufige und offene Spielwelt, in der alles Sehbare auch bereist werden kann. Der neue Link muss also nicht mehr zwangsläufig den vorgegebenen Ein- und Ausgängen zu den einzelnen Schauplätzen folgen, sondern darf frei entscheiden, wie und von wo aus er einen Dungeon oder eine Stadt betritt. Die Grafik wirkte sehr bunt und hübsch, allerdings war es das dann auch schon mit den Einzelheiten zu Links neuem Wii-U-Abenteuer.

Mehr aus dem Zelda-Universum gab es aber dennoch, denn Nintendo kündigte in Kooperation mit Dynasty Warriors-Macher Tecmo Koei einen Massbrawler, namentlich Hyrule Warriors, mit Link, Zelda und anderen Charakteren aus den einzelnen Spielen an. So werdet ihr beispielsweise auch als Impa oder Midna aus Twilight Princess massenweise Monster mit effektvollen Super-Moves aus den Latschen hauen. Die Schlägerei in Hyrule steigt am 26.9.2014.

Ansonsten gab es noch diverse Trailer kommender Nintendo-Exklusivtitel zu sehen, wie beispielsweise die Plattformer Captain Toad Treasure Tracker (Weihnachten 2014) und Kirby and the Rainbow Curse (Release 2015). Auch die Pokemon präsentierten sich für die E3 2014 in vollem Glanz in einem neuen Filmchen zu Pokémon Omega Ruby und Alpha Sapphire.

Weitere Teaser, die gezeigt wurden, kündigten verschiedene Kostüme für das Wii-U-exklusive Bayonetta 2, das Rollenspiel Xenoblade Chronicles X (Release 2015) und Mario Maker an. Letztgenannter erinnerte mich persönlich an Mario Paint auf dem SNES, allerdings könnt ihr dieses Mal nicht nur statische Szenarien aus den Mario-Spielen malen, sondern eure Kreationen auch selbst spielen und mit anderen teilen. Dabei dürft ihr zwischen diversen Grafikstilen wie zum Beispiel 8-Bit oder der Grafik aus New Super Mario Brothers wählen.

Fassen wir zusammen. Nintendo machte es endlich richtig und zeigte bzw. kündigte die System-Seller für ihre Wii U an, die sich mangels selbiger bisher als Ladenhüterin entpuppte. Man kann Nintendo angesichts der momentan schwierigen finanziellen Lage und der ständigen Umsatzeinbußen nur das Beste für die weitere Zukunft wünschen. Auch wenn man vom neuen Zelda wenig zu sehen bekam und kaum Einzelheiten offenbart wurden, ist für mich nun der Zeitpunkt gekommen, über den Kauf einer Wii U nachzudenken. Alle für eine Nintendo-Konsole essenziellen Titel wie beispielsweise Mario Kart 8, Super Smash Brothers for Wii U, ein neues Zelda sowie die knuffigen Plattformer mit den beliebten Nintendo-HeldInnen sind nun bereits erhältlich, stehen in den Startlöchern oder sind nicht mehr nur bloße Spekulation. Insgesamt eine gelungene Neuheitenpräsentation mit frischen Spielkonzepten und Neuauflagen der altbewährten Klassiker.