Die Spiele-Cartridge, oder Hin und Zurück

von postbrawler 14.02.2017

Es war einmal eine kleine japanische Firma namens Nintendo. Sie machte mit ihren Spielekonsolen, dem NES und später dem SNES ein Speichermedium massentauglich: Die Cartridge. Dieses magnetische Speichermedium überdauerte zahlreiche Generationen, bis es erstmals herausgefordert wurde. Eine andere kleine japanische Firma namens Sony setzte mit der Playstation erstmals im großem Stil auf optische Discs. Die Cartridge war vom Aussterben bedroht – bis zum heutigen Tage.

Die goldene Zelda-Cartridge: Datenträger

Das Maß aller Dinge

Doch hübsch der Reihe nach. Während der achtziger und frühen neunziger Jahre boten Cartridges alles, was das SpieleentwicklerInnen-Herz begehrte: Variable Speichergrößen, ausreichenden Schutz vor Außeneinwirkungen und den Platz für zusätzliche Hardware wie EEPROMs und FX-Chips. Ja, richtig gehört. Kurz vor dem Aufschwung der CD-ROM gab es Spiele-Cartridges, in denen Hardware-Upgrades für die Konsole steckten! Spiele wie StarFox oder Yoshis Island nutzten solche zusätzlichen FX-Chips, um 3D-Grafikeffekte zu ermöglichen. Der unangenehme Nebeneffekt: Die Spiele-Entwicklung auf Cartridge-Basis wurde teuer, und damit unrentabel.

Der Aufschwung der optischen Medien

Entsprechend leicht hatten es die CD-ROM, sich innerhalb einer Konsolengeneration als neuer Gold-Standard zu etablieren. Dieses Medium war billig in Masse zu produzieren und bot schier unerschöpflichen Speicherplatz. Kinderkrankheiten wie langsame Zugriffszeiten und geringere Resistenz gegen Kratzer und physische Beschädigungen wogen nicht schwer genug, um den Aufschwung des optischen Speichermediums noch zu verhindern. Nur im Handheld-Bereich konnten sich die magnetischen Speichermedien weiter halten. Auf CDs folgten DVDs, dann Blu-rays.

Nicht alles Gold, was glänzt

Doch schon bald zogen dunkle Wolken über den Silberscheiben auf, die mittlerweile allgegenwärtig waren. Raubkopierer machten sich den standardisierten Formfaktor zur Vervielfältigung zunutze. Am anderen Horizont lauerte das Internet mit immer schnelleren Datentransferraten. Online-Plattformen wie Steam verschrieben sich der digitalen Distribution von Medien.

Unverhofft kommt oft

Doch Totgesagte leben länger. Nachdem optische Laufwerke mittlerweile weitestgehend aus Notebooks und Stereoanlagen verschwunden sind, schickt sich die gute alte Cartridge an, wieder salonfähig zu werden. Nicht, dass sie je weg gewesen wäre. SD-Karten und Flash-Speicher dienten seit jeder dem schnellen und unkomplizierten Datenaustausch zwischen Peripheriegeräten wie Kameras und Snartphones. Mit dem kommenden SDXC-Standard werden die kompakten Plastikkarten sagenhafte 2 Terabyte an Daten fassen können.

Cartridges: Datenträger der Zukunft?

Die eingangs erwähnte Firma Nintendo bringt, wie der Zufall es will, gerade eine Konsole auf den Markt, die sich wieder voll und ganz auf Speicherkarten verlässt. Als Heimkonsolen-Handheld-Hybrid verspricht die Nintendo Switch Spieletitel von der Opulenz eines Zelda: Breath oft he Wild auch für unterwegs. Kompakt, unkompliziert und, was das wichtigste ist: auch Offline verfügbar. Bleibt zu hoffen, dass das Beispiel Schule macht, und auch andere Konsolenhersteller wieder umdenken werden. Natürlich sind Blu-Rays auch weiterhin günstiger in Masse zu produzieren, und Online-Distribution wird so schnell auch nirgends hin verschwinden.

In Zeiten wo selbst kleine zwischendurch-Spielchen wie Super Mario Run bereits eine permanente Internet-Verbindung voraussetzen, ist es gut zu wissen, dass ein treuer Begleiter seit über 30 Jahren am Leben geblieben ist, die gute alte Spiele-Cartridge.