Call of the Sea Review: Kosmisch, aber ohne Horror

von Matthias Tüchler 08.12.2020

Mit ihrem Debut-Game bringt das neue spanisch/griechische Studio Out of the Blue uns eine Liebesgeschichte als First-Person Puzzle-Abenteuer. In dem von H.P. Lovecraft’s Werken inspirierten Call of the Sea erkundet man eine angeblich verfluchte Insel im Süd-Pazifik. In den Schuhen der an einer mysteriösen Krankheit leidenden Norah Everhart, folgt man ihrem verschollenen Ehemann Harry auf die Suche nach einem Heilmittel. Bald stolpert man dabei über Spuren einer alten Zivilisation und merkwürdigen Kulte. Ist der Fluch der Insel real? Welche Überraschungen bergen die Spuren der früheren Inselbewohner? Und was ist mit Harry und seiner Expedition geschehen?

Call of the Sea ist ab sofort für Xbox One, Xbox Series und PC erhältlich und außerdem im Microsoft Game Pass enthalten.

Der Wahrheit auf der Spur

Vor einem Jahr ist Norah’s Ehemann Harry zu einer Expedition in den Süd-Pazifik aufgebrochen. Die Mission: Eine Heilung für Norah’s unbekannte Krankheit zu finden. Call of the Sea spielt in den 1930er Jahren, weshalb eine Laufzeit von einem Jahr nicht allzu ungewöhnlich für eine Expedition ins Unbekannte ist. Ein Päckchen ohne Absender, mit einem ritualistischen Dolch, einem Portrait ihres Ehemanns und einem Foto einer Insel war allerdings Grund genug für die charmante Norah, um sich auf die Suche nach der verschollenen Liebe ihres Lebens zu machen.

Call of the Sea(c) Out of the Blue

Gerade in einem Puzzle-Mystery wollen wir Spoiler natürlich vermeiden. Dass Call of the Sea zahlreiche Elemente aus H.P. Lovecraft Werken wie Shadow over Innsmouth und Call of Cthulhu hat, ist jedoch kein Geheimnis. Allerdings zeigt Out of the Blue’s erstes Game die märchenhaften Seiten des “Cosmic Horror” in strahlend hellen bunten Farben und zauberhafter Stimmung – kein Horror in Sicht! Ansonsten ist Norah’s Reise ein Abenteuer, wie aus einer Cthulhu Pen & Paper Kampagne. Von Hinweis zu Hinweis, Rätsel um Rätsel und Geheimnis über Geheimnis tastet man sich durch das Spiel und lernt die Wahrheit hinter Harry’s Expedition… und auch weitaus größere Wahrheiten.

Insel-Feeling in 1934

Passend zum karibischen Setting zeigt sich Call of the Sea in einem stilisierten sehr farbenfrohen Look. Pflanzen, Tiere und Korallen leuchten geradezu und die zahlreichen großartigen Artworks (Fotografien, die man im Laufe des Spiels findet) könnten direkt aus einem Disney oder Pixar Film stammen. In der Tat ist die Inselsonne so stark, dass das Spiel an manchen Stellen ein wenig überbelichtet erscheint und es schwierig macht, Details in Gegenständen auszumachen. Ein Umstand, der vor allem aufgrund der völlig fehlenden Helligkeitseinstellungen verwundert, zum Glück aber nicht zu schwerwiegend ist.

Call of the Sea(c) Out of the Blue

Erwartungsgemäß spielen auch Briefe, Aufzeichnungen und diverse Dokumente eine entscheidende Rolle in den Rätseln des Spiels. Umso besser, dass die Autoren von Call of the Sea zusammen mit großartigem Voice Acting von Cissy Jones (Firewatch, Telltales’ The Walking Dead, etc.) eine großartige 30er Jahre Atmosphäre schaffen. Auch das Design der verschiedenen Lager, Ausrüstungsgegenstände und mechanischer Konstruktionen trägt zum authentischen Feeling von Call of the Sea bei. Diese formen teilweise sehr knifflige Rätsel, die zu entschlüsseln eine Freude sind. Einzig etwas raschere Geh- und Laufgeschwindigkeit hätten wir uns aufgrund der groß angelegten Settings oft gewunschen.

Nostalgie & Abenteuerlust

Allein durch die positive märchenhafte Darstellung von Lovecraft’s Ideen war Call of the Sea ein sehr erfrischendes Erlebnis. Norah’s und Harry’s Romanze wirkt glaubhaft und jedesmal, wenn sie sich in Briefen gegenseitig “my dear old pal” nennen, erfüllte uns wohlig warme Nostalgie. Cissy Jones’ Voice Acting ist hervorragend, sodass wir schon bald mit Norah um das Schicksal ihrer Liebe und ihrer selbst fiebern mussten.

Call of the Sea(c) Out of the Blue

Design, Story, charmante Charaktere und auch die teils komplexen Rätsel fesselten uns von Anfang an. Lediglich die sehr langsame Bewegungsgeschwindigkeit macht manche größer angelegten Puzzles anstrengend und die fehlenden Helligkeitseinstellungen überbelichten manche Szenen ein wenig. Beides kleinere Probleme, die hoffentlich in einem künftigen Patch angepasst werden können.

Call of the Sea ist ab sofort für Xbox One, Xbox Series und PC verfügbar und außerdem im Microsoft Game Pass enthalten.

Wertung: 8 Pixel

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Daddelbuddy

Klingt großartig. 🙂 🙂 Es wird wirklich mal wieder Zeit für ein “schönes”, “abenteuerliches”, “interessant erzähltes” Spiel, welches die Gehirnzellen “logisch” fordert und dabei auch noch Spaß macht. Ich bin seit der Bekanntgabe gehyped und freue mich nun umso mehr, dass auch das Spiel und seine Mechaniken begeistern kann. Denn sind wir doch mal ehrlich, dass es hübsch anzusehen ist, wussten wir alle seit dem ersten Trailer. Und zum Glück ist es kein Walking Simulator geworden, der dich einfach nur durch eine tropische Insel führt. Ich freu mich drauf und werde das Game vermutlich dieses Wochenende mit meiner Freundin zocken.… Read more »