Tokyo Ghoul: Interview mit Cécile von KAZÉ

von Stefan Hohenwarter 17.05.2015

Sui Ishidas Tokyo Ghoul ist derzeit in aller Munde. Wir haben den Verkaufsstart der Anime-Umsetzung des blutigen Mangas als Anlass genommen, Cécile Béran von KAZÉ ein paar Fragen zum Erfolgsfranchise zu stellen.

cecileHallo Cécile! Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen zu beantworten. Könntest du dich zu Beginn unseren LeserInnen kurz vorstellen? Wer bist du und was machst du?

Mein Name ist Cécile Béran. Ich komme ursprünglich aus der französischen Schweiz und bin seit Herbst 2000 bei KAZÉ tätig, seit 2002 in der Marketingabteilung.

Ihr habt bereits letztes Jahr mit Tokyo Ghoul eine neue Mangareihe ins Programm aufgenommen, im April fällt zudem der Startschuss für die Anime-Umsetzung. Darf ich fragen, was der Beweggrund für den Erwerb der Lizenzrechte war?

Die Serie ist einfach geil! Ich kann mich sehr gut an den Tag erinnern, an dem die Mangaredaktion sie uns vorgestellt hat. Wir hatten zwar Bedenken wegen des Themas „Kannibalismus“, waren uns aber einig: tolle Story, tolle Zeichnungen, ein super Mix aus Action und ernsten, anspruchsvollen Themen.

Für alle, die bislang noch nichts von Tokyo Ghoul gehört haben: Was können die Manga- und Animefans erwarten bzw. worum geht’s in Tokyo Ghoul?

Ghule leben – größtenteils unentdeckt – Seite an Seite mit den Menschen. Sie gehen zur Schule, arbeiten, verlieben sich und sind wie wir. Aber nur fast: Sie ernähren sich von Menschenfleisch. Da es aus diesem Grund immer wieder zu mysteriösen Todesfällen kommt, gibt es eine Sondereinheit der Polizei, die Ghule verfolgt und tötet. Ken Kaneki ist 18 Jahre alt, Student, Bücherwurm und in ein ganz besonders hübsches Mädchen verliebt. Beim ersten Date stellt sich allerdings heraus, dass seine Angebetete eine Ghula ist! Sie greift Ken an, wird aber durch einen Unfall getötet, bei dem Ken ebenfalls schwer verletzt wird. Um ihn zu retten, pflanzen ihm die Ärzte Organe der Ghula ein. In diesem Moment beginnt Kens Verwandlung in einen Ghul. Er fühlt sich wie ein Mensch, kann sich aber nicht mehr wie ein solcher ernähren. Um zu überleben, braucht er Menschenfleisch, ekelt sich jedoch davor. Halb Mensch, halb Ghul steht er zwischen zwei Welten.

Tokyo Ghoul erzählt die Geschichte aus den Augen eines werdenden Ghuls, und genau das macht es so spannend. Die Serie ist keine Schwarz-Weiß-Malerei à la „böse Ghule vs. gute Menschen“, kein Splatter-Ego-Shooter, in dem es darum geht, so viele Ghule wie möglich zu töten, und keine Vampirromanze à la Twilight. Tokyo Ghoul ist etwas völlig Neues, mit super Zeichnungen, viel Action und, ja, auch mit viel Blut …

Es sind bereits einige Bände von Tokyo Ghoul erhältlich. Wie zufrieden seid ihr mit den aktuellen Verkaufszahlen und was erwartet ihr euch von der Anime-Umsetzung?

Wir sind mehr als zufrieden. Der Manga zu Tokyo Ghoul ist regelmäßig unter den Top Ten der deutschen Mangacharts platziert und hat sogar schon so große Konkurrenten wie Attack on Titan oder die Strohhutbande von Platz eins geschubst. Für einen jungen Mangaverlag, wie wir es sind, ist das ein tolles Ergebnis. Die Verkaufszahlen zum Start des Animes sind auch spitze. So einen Bestseller erlebt man nicht jeden Tag!

Hattest du schon die Möglichkeit, Sui Ishida, den Erschaffer von Tokyo Ghoul, kennenzulernen? Wenn ja, was ist er für ein Typ?

Leider nein. Mangakas sind zwar in Japan – und Europa – Stars, aber nicht im Sinn eines Popstars, der die Öffentlichkeit sucht. Viele Mangakas sind sehr schüchterne Leute, die ruhig in ihrem Atelier arbeiten. Deshalb kann ich nichts über Ishida-sensei sagen, außer, dass er ein hervorragender Erzähler ist.

Immer wieder besuchen namhafte Mangakas die verschiedensten Conventions im deutschsprachigen Raum. Besteht die Möglichkeit, Sui Ishida auf einer Veranstaltung dieses Jahr zu treffen bzw. sich ein Autogramm zu sichern?

Den Mangaka eines so großen Hits einzuladen ist keine einfache Sache und bedarf einiger Geduld und Ausdauer. MangazeichnerInnen haben einen engen Terminplan, um ihre (meistens wöchentlich erscheinenden) Kapitel für die Magazine fertigzustellen. Selbst wenn sie bestimmt liebend gern einmal ihre Fans in anderen Ländern treffen würden, steht ihr Arbeitspensum dem oft im Weg. Solche Reisen müssen sehr lang im Voraus geplant werden. In diesem Jahr wird Ishida-sensei leider nicht nach Deutschland kommen. Aber ja, wir würden uns sehr freuen, wenn er irgendwann hierher käme.

Liebe Cécile, vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, meine Fragen zu Tokyo Ghoul zu beantworten. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg mit dem Franchise, möget ihr auch in Zukunft so ein gutes Händchen bei der Lizenzierung neuer Titel haben!