Eine Woche mit der LG G Watch R – mein Smartwatch-Test

von postbrawler 29.11.2016

Für eine Woche durfte mich ein neues Gadget durch meinen Alltag begleiten, und mich von den Vorzügen seiner Gerätekategorie überzeugen. Die Rede ist von der LG G Watch  R, einer Android Smartwatch, die mit den Vorurteilen seiner Zunft aufräumen möchte. Ob mich der Handgelenks-Computer zum überzeugten Knight Rider gemacht hat, oder ob ich doch den Dumbwatches treu bleibe, lest ihr in meiner Review.

LG G Watch R

Die Gretchen-Frage

Wozu braucht man sowas überhaupt?

Vorweg sei erwähnt, dass Smartwatches bei mir keinen leichten Stand haben: Eine Uhr, die alle zwei Tage an den Akku-Lader will, und ohne zugehöriges Smartphone eigentlich nichts kann? Wozu braucht man sowas überhaupt?

LG G Watch R - macht sich gut am Handgelenk

Natürlich in erster Linie, um Eindruck zu schinden. So wie ihre analogen Pendants sollen Smartwatches vor allem den sozialen Status zur Schau stellen. Wer beim Galadiner seine Termine ans Handgelenk diktiert, statt sie umständlich ins Smartphone zu tippen, wird als cool und trendy wahrgenommen, oder möchte es zumindest. Am besten, der (oder die) Gegenüber bemerkt erst gar nicht den Unterschied zu einer noblen Schmuck-Uhr, bis ein kurzer Vibrationsalarm, oder das plötzliche Aufleuchten einer Notification, die TrägerIn outet.

Eine runde Sache

Drehen des Hardwareknopfes geht, bewirkt aber nichts

Die LG G Watch R  macht eine gute Figur darin, sich als Nobel-Accessoire zu tarnen. Wie die Moto 360 setzt die G Watch R  auf ein rundes Ziffernblatt. Der 320 x 320 Pixel große Bildschirm wird von einem matten, schwarzen Edelstahlrahmen eingefasst, an dem zwei ebenso schwarze Lederarmbänder sitzen. Die Rückseite der LG G Watch R  ist dagegen aus Plastik, und beherbergt Metallpins für die Ladestation und einen Herzfrequenz-Messer. An der Seite der Uhr ist ein Hardware-Knopf angebracht. Über diesen lässt sich die G Watch R  ein- und ausschalten. Ansonsten dient der Knopf eher als optischer Aufputz. Dass man ihn drehen kann, ist zwar nett, bewirkt aber gar nichts.

LG G Watch R Rückseite

Der Bildschirm

Der Plastik-OLED Bildschirm der G Watch R misst 1,3 Zoll (3,3 cm) in der Diagonale, und hat eine Auflösung von 320 x 320 Pixel  (245ppi). Die OLED-Technologie bietet den Vorteil, dass der Bildschirm sehr wenig Strom braucht, und die Uhr auch im Power-Save-Modus Inhalte wie die Uhrzeiger und Notifications darstellen kann. Das tut sie in einer solchen Helligkeit, dass man die Uhr nachts sogar als kleine Taschenlampe verwenden kann. Das Panel wird von einer Gorilla Glass-Scheibe vor Kratzern und Schäden geschützt.

Die Hardware

Ohne Smartphone im Rücken ist es schnell um das Attribut „Smart“ geschehen

Im Inneren der LG G Watch R verrichtet ein Snapdragon 400 mit 1,2 GHz seinen Dienst dabei unterstützen ihn 512 GB RAM und ein 4 GB großer Speicher. Befeuert wird das Gespann von einem 410 mAh fassenden Akku. Die Uhr kann mittels Bluetooth 4.0 und WLAN Kontakt mit ihrer Außenwelt aufnehmen. Und das ist auch bitter nötig, denn ohne ein Android-Smartphone im Rücken ist es schnell geschehen um das Attribut „Smart“. Sprachbefehle, die man der Uhr gibt, werden beispielsweise direkt an den Google Assistenten am Smartphone weitergegeben. Befinden sich Uhr und Handy zu weit voneinander entfernt, funktioniert die Spracheingabe ungenau bis gar nicht.

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Die Software

Und damit wären wir schon bei der größten Schwäche der G Watch R, und Smartwatches im Allgemeinen: Der Software. Android Wear ist bestenfalls eine Demonstration dafür, was mit Smartwatches vielleicht alles möglich wäre. An allen Ecken und Enden stößt man an Einschränkungen. Das begann bei mir schon damit, dass die Uhr in nicht einmal einer Woche sage und schreibe drei Updates einspielen wollte. Das war dann jeweils ein Prozedere von bis zu 20 Minuten. Denn wie bei Android üblich wollen dann erst einmal alle Apps rekonfiguriert werden.

Die Spracherkennung funktioniert erfreulich präzise

Durch die Updates entwickelte sich die Bedienbarkeit der Uhr von absolut userfeindlich zu einigermaßen brauchbar. Als ich die G Watch R zum ersten Mal ans Handgelenk legte, fehlten noch so essenzielle Dinge wie WLAN-Einstellungen, oder der App-Drawer. Nicht, dass es überhaupt üppigen App-Support für Android Wear gäbe. Der Funktionsumfang ist auf simple Tasks wie Notizen erstellen, Routen berechnen oder Wetterinfos abrufen beschränkt. Die Spracherkennung funktioniert dagegen erfreulich präzise. Vorausgesetzt, man befindet sich nahe genug am Gehirn der Watch, dem gekoppelten Smartphone. So lassen sich SMS, Notizen und Termine diktieren, und der Google Assistenten befragen.

Sprachsteuerung

Das ganze Interface von Android Wear ist auf Sprachsteuerung ausgelegt. Dinge, die auf dem kleinen Display nicht bewerkstelligt werden können, werden direkt ans Smartphone delegiert. Es mutet ein wenig seltsam an, die Uhr zum Mund zu führen, und ihr Sprachbefehle zu erteilen. Ein wenig fühle ich mich dabei wie Michael Knight aus der 80er TV-Serie Knight Rider. Fehlen nur noch die zwei verdächtigen Typen, die mir kurz darauf eins über die Rübe ziehen.

Fazit

Ich bin eigentlich kein Uhrträger. Und auch niemand, der gerne mit elektronischen Geräten spricht. Wenn ich wissen will, wie spät es ist, dann krame ich schon mal in meiner Hosentasche nach dem Smartphone. Die LG G Watch R ersetzt diese umständliche Angewohnheit durch eine lässige Handbewegung. Soweit würde das auch jede Dumbwatch hinbekommen. Neu ist, dass ich nun auch bei eingehenden SMS, E-Mails und Anrufen die Uhr anstelle des Smartphones zücke. So gesehen hat es schon etwas Bequemes, stolzer Besitzer einer Smartwatch zu sein.

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Umständlich wird es dann, wenn die Uhr nach 1,5 Tagen Betrieb wieder an die Steckdose will. Oder wenn man Sprachbefehle eingeben muss. Das wird für mich immer etwas Unbehagliches bleiben. Auch die zahllosen Updates, die mich die G Watch R in der ersten Woche herunterladen ließ, bestärken nicht unbedingt mein Vertrauen in diesen Produkttyp. Wenn die Wearables zukünftig mehr Funktionen unabhängig von Smartphones bieten, längere Akkulaufzeiten haben, und vielleicht sogar anhand meiner Umwelt erraten was ich grad von ihnen will, dann könnte ich mich wirklich dafür erwärmen. Derzeit nutze ich aber in erster Linie die Anzeige der Uhrzeit und gewisser Notifications auf meiner G Watch R. LG macht da keine Ausnahme, und erfindet die Smartwatch nicht neu. Wer damit Aufsehen erregen will, bekommt mit der LG G Watch R zumindest ein schickes Accessoire mit dem gewissen „Oho!“-Faktor.

Wertung: 7 Pixel

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