Steep Test (PS4) – How Steep is your Love?

von postbrawler 15.12.2016

Bei Ubisoft denkt man unweigerlich an Assassins Creed, Far Cry oder Just Dance. Die Franzosen haben einige lukrative Marken in ihrem Portfolio. Grund genug, nie wieder einen Finger krumm zu machen, und nur mehr Serien-Iteration um Iteration raus zu pfeffern? Mitnichten! Hin und wieder wagen sich sogar Serien-TäterInnen aufs glatte Parkett des Unbekannten. Ein Spross solch zügelloser Innovationskraft ist Steep. Naja, ein bisschen zügellos und innovativ zumindest. Wir haben es weder mit einem Spiel vom Kaliber eines Star Citizen, noch mit The penultimate Guardian zu tun. Steep ist eher ein netter, kleiner Abenteuerspielplatz, hoch oben in den Alpen.

Steep

Totgeglaubte leben länger

Ubisoft setzte sich zum Ziel, das längst vergessen-geglaubte Genre des Freestyle-Wintersports zu reanimieren. Es gab zwar immer wieder zaghafte Versuche (wie SSX) den alten Ski or Die-Flair der 90er einzufangen, so recht zum Mainstream wollte das Pulverschnee-Spektakel aber doch nie werden. Steep stößt also in eine Marktlücke, in der Wintersport-Verrückte wie ich sehnlich auf vereinzelte Schneeflöckchen warten. Wie bereits meine Vorberichterstattung vermuten ließ, hat Ubisoft mit Steep bei mir einen Stein im Brett. Ob das fertige Game den Einkehrschwung in meinem Herz gepackt hat, lest ihr in meinem Review.

Die Ubi-Formel

Von Beginn weg nimmt Steep seine SpielerInnen kaum bei der Hand. Man wird per Helikopter irgendwo in den Alpen ausgesetzt, und darf erstmal nach Herzenslust drauf los experimentieren. Es gibt schon ein Tutorial, in dem ich gewisse, vorgegebene Läufe absolvieren muss. Eine Stimme rät mir via Funk, wohin ich mich als nächstes begeben sollte. Das funktioniert (wie in Ubisoft-Spielen üblich) sehr komfortabel via Schnellreise zu bereits entdeckten POIs. Ich kann die Stimme im Funkgerät aber auch einfach ignorieren, und mich Hals über Kopf gen Talboden stürzen.

Steep

Das Gameplay

Steep ist keine physikalisch korrekte Sportsimulation. Die Geschwindigkeit, mit der ich zu Tale brettere, ist so halsbrecherisch wie die Sprünge, die ich dabei absolvieren kann. Nebst Skiern und Snowboard zählen Wingsuit und Paraglider zum Arsenal meines Avatars. An speziell markierten Stellen kann ich mein Geschick gegen Ghosts oder echte SpielerInnen unter Beweis stellen. Aber auch abseits der gesteckten Kurse kann ich jederzeit zwischen den vier Fortbewegungsmitteln wählen. Bei den Luftsportarten gilt es stets die Thermik, sowie die Beschaffenheit des Terrains unter mir im Auge zu behalten. Kollisionen mit Bäumen, Felswänden oder dem Boden der Tatsachen quittiert das Spiel mit einem trockenen „K.O“. Ich verliere aber keine Leben oder Erfahrungspunkte. Stattdessen kann ich die Herausforderung per Tastendruck einfach neu starten, und mein Geschick erneut auf die Probe stellen.

Diese Trial & Error-Mentalität macht Steep nicht besonders fordernd. Ich habe nichts zu verlieren, und oft lege ich es sogar darauf an meinen Maxl in bester Ragdoll-Manier durchs Terrain purzeln zu lassen. Wer die Herausforderung ernst nimmt, und den Fliehkräften zum Trotz heil ins Ziel kommt, kann Medaillen der Güteklassen Bronze, Silber und Gold verdienen. Die jeweils besten Leistungen werden in der Vogelperspektive bei den jeweiligen Startpunkten der Kurse aufgelistet.

Kollisionen mit dem Boden der Tatsachen quittiert Steep mit einem trockenen „K.O“

In besagter Vogelperspektive navigiert man auch über das weitläufige Alpen-Panorama. Mit dem Ferngucker kann man neue Drop-Zones entdecken, und so Hänge und Kurse in höheren Schwierigkeitsstufen freischalten. Die Schwierigkeit der Strecken ergibt sich aus der Anzahl an Hindernissen, Engpässen und felsigem, bewaldetem oder von Berghütten gesäumtem Terrain. Ein kleiner G-Force-Indikator in der linken unteren Ecke des Bildschirms zeigt an, wie gut man seinen Avatar noch unter Kontrolle hat. Wenn es brenzlig wird, färbt sich die Anzeige grau, und der Dualshock-Controller fängt nervös an zu vibrieren.

Steep

Dann ist es an der Zeit mit einem der beiden Analog-Sticks zum Gegenschwung anzusetzen, und das Gewicht zu verlagern. Glimpfliche Stürze verzeiht die Physikengine gerne, und lässt mich wieder auf die Beine kommen, während besagte Kollisionen mit Felsen und Bäumen unweigerlich zum „K.O“ führen.

Die Präsentation

Die Präsentation von Steep kann als „zweckmäßig“ zu bezeichnet werden

Grafisch ist Steep keine Offenbarung. Die Spuren, die ich im weichen Pulverschnee hinterlasse, hat man so oder besser auch schon in SSX und Rise of the Tomb Raider zu sehen bekommen. Bäume und Skihütten wirken förmlich in den prozedural generierten Berg hineingesteckt, und die Unzulänglichkeiten der Beleuchtung versucht das Spiel mit einem JJ.Abrahmesken Lens-Flare-Feuerwerk zu übertünchen. Ich würde so weit gehen, die ganze Präsentation von Steep als „zweckmäßig“ zu bezeichnen, wenn ihr nicht ein gewisser, romantischer Charme innewohnen würde.

Auch akustisch reiht sich Steep nahtlos in die Kategorie „Unauffällig“ ein. Erwartungsgemäß sind die flotten Downhill-Rennen von genretypischen Drum & Bass-Rhythmen hinterlegt. Das Effekt-Portfolio setzt sich aus dem Pfeifen des Windes, dem Knirschen des Schnees, und gelegentlichen Ausrufen der Freude, oder des Entsetzens, meiner Spielfigur zusammen. Letztere machen zugegebenermaßen sogar Laune, weil sie der Slapstick-Komik so manchen Sturzes noch etwas mehr Humor verleihen.

Der Multiplayer

Steep lässt sich auch gemeinsam mit FreundInnen im Multiplayer-Modus bestreiten. Genaugenommen ist das Spiel sogar ein Always-Online-Titel, setzt also eine permanente Internet-Verbindung voraus. Man misst sich auch als EinzelspielerIn laufend mit Highscores und Ghost-Daten anderer SpielerInnen. Noch mehr Spaß macht es aber, sich mit MitstreiterInnen aus der Uplay/PS+/XBoxGold-Freundesliste in den Pulverschnee zu stürzen. In Kooperation entfaltet das Bestreiten der Hänge und Pisten erst sein volles Potenzial. In der Panorama-Ansicht sieht man jederzeit, wo sich meine Party-Mitglieder gerade befinden, und kann via Schnellreise zu ihnen stoßen.

Steep Test Fazit:

Nach 3 Tagen in der Freiheit der Alpen ist mir Steep richtig ans Herz gewachsen. Trotz seiner minimalistischen Präsentation schafft es das Spiel hervorragend, mich in die Haut eines Wintersportlers ohne Grenzen zu versetzen. Die Fahrphysik der Bretter, die die Welt bedeuten, lädt zum Experimentieren ein und verbreitet spontan gute Laune. Auch der Wingsuit sorgt für jede Menge Adrenalin und coole Stunts. Lediglich das Paragliden verkommt ein wenig zur Monotonie. Dass Steep eigentlich kein Spiel mit einer Handlung, sondern ein großer Abenteuer-Spielplatz ist, verzeihe ich gerne. Um Steep zum Party-Hit für gemeinsame Abende zu machen, hätte ich mir noch einen Lokalen Multiplayer-Modus gewünscht. Ansonsten kann ich Steep auch SpielerInnen empfehlen, die mit Windersport bisher nicht so viel am Hut hatten.

Wertung: 8 Pixel

für Steep Test (PS4) – How Steep is your Love? von
3 Comments
neuste
älteste
Inline Feedbacks
View all comments

[…] Republik lässt erkennen, dass sich der Film wieder an diversen Extremsportarten orientiert. Free Skiing durch den Dschungel und ein teils mehr als übertrieben wirkender Longboard-Ritt sorgten bei mir […]

[…] In Steep besuchen SpielerInnen die atemberaubenden Landschaften der Alpen und fahren auf Skiern und Snowboards oder fliegen mit Wingsuits und Paraglidern durch eine gigantische und mit aufregenden Herausforderungen gefüllte, offene Spielwelt. Von Ubisoft Annecy entwickelt, ist Steep ein Erlebnis, welches man gerne mit der ganzen Welt teilt und so die Alpen mit einem nahtlosen Mehrspieler-Modus bevölkert. Um die obersten Plätze in den Bestenlisten zu ergattern, können Spieler mit Freunden auf der ganzen Welt gemeinsam Herausforderungen annehmen oder sich gegenseitig auf den Pisten messen. Ein kostenloses Update erweitert die offene Spielwelt von Steep zudem noch in diesem Jahr mit den… Read more »

[…] ihr wissen wollt, How Steep Bernis Love beim Extremsportspiel ist, bekommt ihr hier die […]