Lasst uns über Rogue One reden (ACHTUNG: Spoiler!)

von postbrawler 19.12.2016

Ich habe mir Rogue One im Kino angesehen. Was ich als alter Star Wars-Fan davon halte, lest ihr in meiner Spoiler-freien Review. Entgegen meiner Überzeugung muss ich aber auch ein paar Dinge über Rogue One loswerden, die tief in der Spoiler-Kiste vergraben liegen. Also seid gewarnt: In den folgenden Absätzen rede ich unverblümt über Handlungsausschnitte, Charaktere und Story-Twists in Rogue One. Wer den Film noch nicht gesehen hat, und sich überraschen lassen möchte, sollte spätestens jetzt wegzappen…

Noch da? Okay – legen wir los!

Gleich zu Beginn möchte ich über einen Missstand des Films reden, der sich meines Erachtens einfach hätte vermeiden lassen: Offensichtlich computeranimierte CGI-Charaktere. Nun hat Star Wars ja eine durchwachsene Geschichte, wenn es um den übermäßigen Gebrauch computergenerierter Bilder geht. Die Original-Trilogie war aufgrund der technischen Möglichkeiten der 80er noch auf traditionelle Animationsverfahren angewiesen. Das hielt George Lucas aber nicht davon ab, sie nachträglich zu remastern, und mit CGI-Szene zu verschlimmbessern. Auch die jüngere Trilogie hielt nicht mit digitalen Szenen und Figuren (ja, Jar Jar) hinterm Berg. Erst J.J. Abrahms besann sich zurück auf alte Tugenden, und gab analogen Effekten und Kostümen den Vorzug.

Moff Tarkin enttäuscht

Rogue One

Rogue One wählt einen seltsamen Mittelweg. Viele der Alien-Kostüme wirken genauso cheesy und kultverdächtig, als entstammen sie direkt den verstaubten Kostüm-Archiven der Originale. Dann ließ es sich der Film aber nicht nehmen, einige alte Figuren digital wiederauferstehen zu lassen. Der im Original von Peter Cushing verkörperte Grand Moff Wilhuff Tarkin bekommt als digitale Reinkarnation einige Szenen in Rogue One spendiert. Damit wollte man wohl den  1994 verstorbenen schottischen Schauspieler Tribut zollen. Herausgekommen ist leider eine wenig überzeugende, seelenlose CGI-Marionette, deren Spiel zwischen Figuren aus Fleisch und Blut eher für peinliche Momente, als für Nostalgie sorgt.

Was habt ihr euch dabei gedacht, ILM?

Das erstaunt mich insofern, als sich für die Effekte des Films Industrial Light & Magic zuständig zeichnete. Dasselbe Studio, welches Chris Evans als Captain America überzeugend dünn, sowie Michael Douglas und Robert Downey Jr. in ihrem Marvel-Auftritten verblüffend jung gerechnet hat. Zugegeben, für alle drei Geniestreiche konnten ihre lebenden Vorbilder Pate stehen. Aber Rogue One beweist, dass dies nicht der Grund des Scheiterns sein konnte. Denn auch eine künstlich um Jahrzehnte verjüngte Carrie Fisher alias Leia Organa macht vor dem Uncanny Valley nicht halt. Ihr einziger Satz „Hope!“ könnte so auch von Pinocchio höchstpersönlich ausgesprochen worden sein.

Dieser echte Stimmungskiller in Rogue One hätte auf zweierlei Arten vermieden werden können: Indem man das ausführende Studio hinter den Marvel-Filmen mit der Umsetzung beauftragt hätte, die ja auch zu Disney gehören. Es hätte aber auch vollkommen gereicht, die Szenen dieser Charaktere nur anzudeuten, sie beispielsweise nur von hinten zu zeigen. Fans wäre trotzdem sofort klar gewesen, worauf der Film anspielt.

Nicht alle Rogue One Cameos waren schlecht

Rogue One

Gelungen sind hingegen die menschlichen Cameos in Rogue One. Genevieve O’Reilly, die Darstellerin der Rebellen-Anführerin Mon Mothma, sieht ihrer Vorgängerin Caroline Blakiston wirklich zum Verwechseln ähnlich. Senator Bail Organa, Leias Adoptivvater wird gar wieder von Jimmy Smits verkörpert, der auch schon in früheren Star Wars Episoden zu sehen war. Und kein Star Wars-Film wäre perfekt, wenn nicht zumindest C3PO und R2D2 einen kleinen Auftritt verpasst bekommen hätte. Richtig begeistert war ich aber vom Auftritt Darth Vaders. Ich habe mich im Kinosessel festgekrallt, als er in der Schlussszene des Films verzweifelte Rebellen durch die engen Flure ihres Raumschiffes verfolgte, und um ein Haar noch alle Pläne des Filmes zunichtegemacht hätte.

Ende gut, alles tot

Und weil wir schon so schön am Spoilern sind: Ich finde, zumindest ein Mitglied der Rogue One hätte das Ende des Films überleben können. Dass die mühevoll entwickelten Charaktere am Strand von Scarif reihenweise sterben, wie die Fliegen, finde ich persönlich sehr schade, und unbefriedigend. Zumindest der blinde Kampfmönch Chirrut Imwe hätte als Zeitzeuge für spätere Generationen von Jedi seine Geschichte über die Eroberung der Pläne des Todessterns weitertragen können.

Ihr seid noch da? Dann habt ihr Rogue One vermutlich schon gesehen, und auch eine Meinung zum Film. Wie hat er euch gefallen? Schreibt‘s in die Kommentare!

 

7 Comments
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Sternchen

Habe heute Rogue One gesehen und bin begeistert, ist ein zweitliebster StarWarsFilm. Ich wurde 1978 mit 10 Jahren seinerzeit mit ins Kino genommen und war sofort total hin und weg. Nach dem Ewok Teil war ich schon nicht mehr begeistert, aber die Teile mit dem jungen Anakin/Darth Vader haben mir Fan-mäßig dann restlos den Spaß an den Filmen genommen, mehr Technik in früherer Zeit, dies hat mich immer an den neueren Filmen gestört. HEUTE aber, ja, DAS war mal wieder StarWars, da paßte einfach alles. Zeitlich direkt vor dem für mich ersten Teil angesiedelt und auch wenn ich das Ziel… Read more »

Mari

Ich fand den Film bis auf einige Kleinigkeiten äußerst gelungen: Er zeigt, dass Geschichten aus dem Star Wars Universum auch als Einzelfilme und mit dem Publikum zuvor unbekannten Hauptcharakteren hervorragend funktionieren können. Die Kameravorführung, Kostüme, der Action-Bombast und Bildgewalt waren allesamt hervorragend. An der Geschichte gefiel mir besonders gut, dass es mehr grau-gezeichnete Charaktere gab und weniger vom Alten “absolut böse” und “vollkommen gut”. Auch wenn der Film etwas langsam in die Gänge kam, ließ einen die zweite Hälfte kaum Zeit zum Luft holen und lies mich meinen Popcorn-Kübel zerknüllen. Auf was ich inzwischen bei Filmen verzichten kann: Pathetische Sterbeszenen,… Read more »

K. König

Habe den Film (OV) gestern gesehen und fand ihn wirklich gut! Während Episode 7 mich total enttäuscht hat, hat Rogue One seine Karten echt ausgespielt. Die CGI waren meines Erachtens bis auf Leia sehr gelungen. Von Tarkin war ich sogar sehr positiv überrascht. Wie immer gilt, die Geschmäcker sind halt unterschiedlich.

Michael

Fand den Film richtig Klasse. Klar CGI war ein setback aber ich konnte mich daran gewöhnen. Hätte man aber auch sicher anders lösen können.
Finde die unzähligen Easter eggs richtig gut. Doctor Cornelius Evazan and Ponda Baba zum Beispiel.
Auch den Tod der einzelnen Charaktere finde ich gut inszeniert.

Alles in allem toller Film den ich fix noch mal schauen werde.

[…] originale Trilogie. Aber Rogue One hat auch seine Macken. Über eine ganz Wesentliche werde ich in einem weiteren Artikel berichten, in dem auch gespoilert wird. Diese spoilerfreie Review richtet sich also an LeserInnen, die den […]