Logitech G502 Proteus Spectrum Gaming-Maus im Test

von postbrawler 23.12.2016

Liebe Firma Logitech. Wie geht es euch? Mir geht es nicht so gut. Ich war immer zufrieden mit euren Mäusen, bis heute. Leider hat mich mein heißgeliebter G500-Nager nach gemessenen 56 Tagen Nettospielzeit in WoW im Stich gelassen (Was ich irgendwie verstehe). Als Ersatz wollte ich es mit der neuen G502 Proteus Spectrum versuchen. Immerhin ist die gut bewertete Gaming-Maus bereits für 55 Euro zu haben. Aber leider musste ich feststellen, dass ihr das Produkt verschlimmbessert habt. Warum ich das so empfinde? Hier meine Review.

Liest man die Kundenrezensionen auf Amazon und namhaften Vergleichsportalen, wird man sich über diese einleitenden Worte wundern. Andere KäuferInnen der G502 Gaming-Maus scheinen durchwegs zufrieden zu sein. Sie loben die hohe Präzision, die tolle Ergonomie und den angenehmen Druckpunkt der Maustasten. Und das stimmt soweit auch alles. Mit bis zu 12.000 DPI Abtastgenauigkeit sticht die Logitech G502 die Konkurrenz locker aus.  Die entsprechenden Umschalttasten für 5 DPI-Modi liegen direkt neben der Linken Maustaste, und können so auch bequem direkt während eines Spiels betätigt werden.

Das Mausrad

G502 Proteus Spectrum

Der Widerstand des Mausrades ist zu steif geraten

Soweit, so gut. Mein erstes Sorgenkind ist aber das Mausrad. Dieses besteht, anders als bei vielen Artgenossen, aus glattem Metall. Das schaut zwar edel aus, und fühlt sich auch wertig an, hat aber leider auch Nachteile. Zum Beispiel, dass der Zeigefinger leicht davon abrutscht. Dieser unangenehme Nebeneffekt wird durch den Einrast-Mechanismus sogar noch verstärkt. Der Widerstand, der dafür sorgt, dass das Mausrad an gewissen Punkten einrastet, ist meines Erachtens zu steif geraten. Dadurch bedarf es einer gewissen Vehemenz, um das Rad über den Widerstand zu bewegen. Hält die Haftung zwischen dem Finger und der glatten Oberfläche diesem Druck nicht stand, rutscht man ab, und das Rad scrollt nicht.

Mit Schwung oder mit Gewalt

Im Einrast-Modus sollte der Schwung des Rades durch den Widerstand soweit gedämpft werden, dass es nach einer Beschleunigung spontan zu stehen kommt. Kurioserweise nicht so bei der Proteus Spectrum. Ich dachte erst: Das gibt’s doch gar nicht! Wie kann es einerseits zu schwer sein, das Rad mit dem Finger über den Widerstand zu drücken, und andererseits das Rad sich aber gegen den Widerstand weiterdrehen, wenn es genug Schwung hat? Die Antwort liegt im Gewicht des metallenen Mausrades. Einmal in Bewegung, beugt es sich nicht einmal dem verbauten Widerstand. Es erst einmal in Bewegung zu setzen kostet jedoch unnötige Kraft.

Der Deckel mit dem Magnetverschluss

Der Deckel endet genau an der Daumen-Auflage

Okay, jetzt labert der Typ hier zwei Absätze lang über das Mausrad, welches GamerInnen eh kaum brauchen! Höre ich Fans der Maus schon argumentieren. Geduld, Ich habe noch andere Beschwerden. Zum Beispiel den Deckel zur Gewichte-Kammer. Ja, man kann die G502 Proteus Spectrum mit beigelegten, Boomerang-förmigen Gewichten seinen individuellen Vorlieben anpassen. Nicht nur das Gewicht, sogar der Schwerpunkt lässt sich durch Verlagerung der Gewichte in der dafür vorgesehenen Kammer beeinflussen. Soweit, so toll. Leider schließt der am Boden der Maus befindliche Deckel zu dieser Kammer magnetisch. Und leider endet dieser Magnetverschluss genau an der Daumen-Ablage der Maus. Es ist mir nicht bloß einmal passiert, dass ich die Maus kurz anheben wollte, um das Mauskabel aus einer misslichen Lage zu befreien. Dabei öffnete ich versehentlich mit dem Daumen den Deckel. Der kam unter dem Maus zu liegen, und hinderte mich am Weiterspielen. Ein unverzeihlicher Konstruktionsfehler!

Geflochtenes Mauskabel mit Problemen

Das geflochtene Kabel der G502 Proteus Spectrum

Nach 2 Abenden kaputt? Was ist das für ein Kabel?

Gut, dann muss er halt sein Mauskabel besser verstauen, um die Maus nicht ständig aufheben zu müssen. Werden jetzt wieder welche meckern. Vorschlag angenommen! Aber ich habe noch was anderes auszusetzen, weil wir grad vom Mauskabel sprechen: Wie kann es sein, dass ein hochwertig geflochtenes Kabel nach zwei Spieleabenden durchgescheuert ist, und das darunterliegende Gummikabel freigibt? Dann hör halt auf, an deinem Mauskabel zu kauen, höre ich meine KollegInnen schon ätzen.

Schlechte Tasten für große Hände

Na gut, Freunde – ich kann auch anders. Als Vertreter der „Großpratzigen“ die gern auch mal 2 Tasten mit einem Anschlag treffen, verlange ich von einer guten Maus, dass sie Rücksicht auf meine großen Hände nimmt. Die G500 hat das hervorragend gemeistert, und alle etwaigen Tasten so platziert, dass ich sie gut erreichen, aber nicht versehentlich betätigen konnte. Und nun prangt da an der G502, genau an der Stelle, wo mein Daumen endet, eine zusätzliche Taste. Da sie nicht der gängigen Logitech-Nomenklatur „G+n“ folgt, nennen wir sie einfach mal salopp Daumentaste. Wir könnten sie auch „Drecks“-Taste nennen, denn sie hat mir die G502 endgültig vermiest. Andauernd klicke ich unwillkürlich auf diese denkbar ungünstig platzierte Taste. Sie tut zwar nix, weil ich sie nicht programmiert habe, aber sie nervt! Wenn ich mit meinem Daumen etwas klicken will, dann bin ich Gewillt meinen Daumen auch zu bewegen. Wenn mein eigentlich ruhender Daumen fortwährend zufällig etwas anklickt, nenne ich das schlechtes Button-Design. Mag sein, dass andere Menschen damit weniger Probleme haben als ich, und einige die Drecks-Taste sogar nützlich finden. Ich für meinen Teil kann damit nichts anfangen.

Mein Fazit zur Logitech G502 Proteus Spectrum

Tja, liebe Firma Logitech. Ich hätte euch gerne einen netten Brief geschrieben. Die tollen Features der G502 in den höchsten Tönen gelobt, wie die freundlichen Menschen auf Amazon. Mich über die konfigurierbare, und mit anderen Logitech-Produkten abstimmbare LED-Beleuchtung gefreut. Leider muss ich euch sagen, dass ihr mit mir (und meinen Händen) den denkbar ungünstigsten Tester erwischt habt. Für das Mausrad ist wohl mein Zeigefinger zu schwach, und für das Kabel mein Mauspad zu rau. Für den Magnet-Deckel ist mein Daumen zu dick, und für die Daumentaste zu lang. Darum hab ich mir eine zweite Meinung eingeholt. Ben darf in diesem Review die Meinung eines rundum zufriedenen Users vertreten. Bitte, lieber Ben:

Bens Meinung zur Logitech G502 Proteus Spectrum:

Als relativer Neuzugang zur „PC-Masterrace“ – meinen ersten Gaming PC habe ich dieses Frühjahr gebastelt – war ich anfangs von dem Unterfangen, die optimalen Komponenten für meinen Rechner aus der Unzahl an Möglichkeiten zusammenzusuchen, gelinde gesagt, ein wenig überfordert. Mein Perfektionismus und mein Hang, gefühlt jedes einzelne Review zu lesen, bevor ich endlich die Geldbörse zücke, machten die Sache nicht leichter. Eine der leichtesten Entscheidungen war die für die Logitech G502. Top Reviews (Bernis war damals noch nicht verfügbar;) – Check, ausreichend belegbare Tasten – Check, gute Ergonomie für meine recht massigen Hände – Check, LEDs in X-Millionen Farben – ein netter Bonus.

Friendship with benefits

Es ist aber nicht alles eitel Wonne in meiner Mensch-Eingabegerät-Beziehung Nach guten acht Monaten intensiven Trackens und Klickens ist nun die Phase der euphorischen Verliebtheit vorbei und langsam treten erste nervige kleine Macken zutage. So gibt es zum Beispiel Features, die ich eigentlich nie nutze: Der Mousewheel-Freespin macht vielleicht Sinn wenn man mal schnell ans Ende der One-Page-Html-Version von Krieg und Frieden scrollen muss, ansonsten ist es ein eher sinnfreies Feature. Das liegt auch daran, dass ich das Verhalten des Mausrads im Rastermodus ziemlich gut gelungen finde, das Scrollen ist zwar etwas laut, aber der Widerstand stört mich im Gegensatz zu Berni gar nicht (Könnte natürlich auch daran, liegen, dass mein Scrollfinger nach acht Monaten Workout einfach aufgemuskelter ist als seiner).

Womit ich gewisse Probleme habe ist die Form der rechten Maushälfte. Links liegt meine Hand im Palm-Grip zwar schön auf, rechts werden Ring- und kleiner Finger aber nicht wirklich gestützt. Bei normalem PC-Gebrauch kein großes Ding, wenns beim Zocken allerdings hektisch zugeht und das über einen längeren Zeitraum, kann sich ein krampfiges Gefühl in der rechten Handhälfte einstellen.

Daumen hoch!

Die von Berni gehasste „Drecks“-Taste finde ich persönlich genial. Im Default-Setting ist sie mit DPI-Shift belegt, sprich, solange ihr sie drückt, könnt ihr präziser zielen. Mag sein, dass es dafür Einsatzbereiche gibt, für mich machen die freie Belegbarkeit und die gute Erreichbarkeit die Taste zum Top-Feature. So kann ich beispielswiese in Overwatch zackig nachladen oder in Firefox einen neuen Tab öffnen. Scheuerstellen am Kabel und die purzelnde Abdeckung haben mich in meiner Zeit mit der G502 auch nicht geplagt, wobei ich sagen muss, dass ich mein Kabel durch kleine Clips route und dass mein Mousepad die Größe eines Kleinflughafenrollfelds hat und ich deshalb selten meine Maus anheben muss.

Still in Love

Der hochwertige Sensor, die Einstellungsmöglichkeiten der DPI, die Möglichkeit Profile anzulegen und die vielen konfigurierbaren Tasten machen die G502 für mich zu einem gelungenem Gesamtpaket, dass mich trotz der ein oder anderen Schwäche überzeugt hat. Im Grunde sind alle Mängel nur Jammern auf hohem Niveau, denn ihre Aufgabe als featurereiche Gamingmaus erfüllt die G502 bravourös. Ich habe vielleicht nicht meine Seelen-Maus, aber zumindest eine treue Lebensabschnitts-Maus gefunden.

 

Wertung: 7.5 Pixel

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