Ghost in the Shell 2.0 (Blu-ray) im Test

von Stefan Hohenwarter 13.06.2015

Nach der Ghost in the Shell 25-Jahre-Jubiläumsedition steht nun auch die 2.0-Version des Anime-Meisterwerks von Mamoru Oshii bei uns auf dem Prüfstand. Ob die CGI-Szenen und die sonstigen Bearbeitungen den Film auf das nächste Level hieven, erfahrt ihr in meinem Testbericht.

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Facts

Genre: Sci-Fi, Drama
Publisher: nipponart
Regisseur: Mamoru Oshii
Release: 30. Jänner 2015

Story 2.0?

An der Geschichte hat sich absolut nichts geändert, weshalb ich hier gern auf unseren Testbericht der Ghost in the Shell 25-Jahre-Jubiläumsedition verweisen möchte, in dem wir näher auf die Story mit Cyborg Motoko Kusanagi eingehen.

Bild und Ton 2.0?

Kommen wir nun zu einem Punkt, an dem sich definitiv einiges getan hat: der Präsentation. Sowohl für die 25-Jahre-Jubiläumsedition als auch für Ghost in the Shell 2.0 scheint das gleiche Bildmaster verwendet worden zu sein, allerdings wurde bei letzterer Version das Bild nachträglich bearbeitet. Während die kühlen Grün- und Blautöne des Originals die erzählte Geschichte unterstützen – vor allem das Wesen von Kusanagi, die als Cyborg von rationalen Entscheidungen geleitet wird –, ist der orangefarbene und goldbraune Anstrich in der 2.0-Version, die vor allem in den CGI-Sequenzen vorkommt, eher unpassend. Diese Wertung kann noch als Geschmackssache ausgelegt werden, doch bei den nächsten zwei Punkten gibt es wohl keinen Interpretationsspielraum. Erstens: Das Bild wirkt im Vergleich zur 25-Jahre-Jubiläumsedition wesentlich unschärfer, fast als hätte man den Film absichtlich mit einem Weichzeichner bearbeitet, um die Sprünge zwischen der klassischen Animation und den CGI-Sequenzen etwas homogener zu machen – nur dass das leider überhaupt nicht funktioniert. Zweitens: Die CGI-Sequenzen, die nun im Film verankert wurden, schaden dem Meisterwerk mehr, als dass sie ihm nützen. Man darf hier zwar nicht vergessen, dass Ghost in the Shell 2.0 aus dem Jahr 2008 stammt und die Computeranimationstechnik zu diesem Zeitpunkt mit der heutigen nicht vergleichbar ist, dennoch sieht der Film mit seiner Animationstechnik und dem Zeichenstil aus dem Jahr 1995 meiner Meinung nach wesentlich besser aus. Warum man sich für diese Verschlimmbesserung entschieden hat, ist für mich unbegreiflich.

Hier ein Vergleichsvideo, das das Intro des Films im Original der 2.0-Version gegenüberstellt:

Anders ist das Ganze beim Ton, denn sowohl die deutsche als auch japanische Tonfassung liegen in der 2.0-Version als DTS-HD-Master-Audio-6.1 vor. Allerdings sei an dieser Stelle erwähnt, dass im Gegensatz zur 25-Jahre-Jubiläumsedition nur die neuere Synchronisation enthalten ist.

Extras 2.0?

Auch hier ziehe ich gern den Vergleich zur 25-Jahre-Jubiläumsedition, die mit einem zwölfseitigen Booklet, das im Mediabook integriert ist, einem Making-of, zwei Originaltrailern und einem Mediabook mit leicht ablösbarem FSK-Logo daherkommt. Erneut zieht die 2.0-Version den Kürzeren: Anstatt z. B. mit einem Making-of zur Restaurierung oder mit einer Überarbeitung aufzuwarten, bietet die 2.0-Version lediglich drei Trailer mit SD-Qualität, die ihr zudem nicht einmal separat über das Disc-Menü aufrufen könnt. Das Mediabook samt Booklet und leicht ablösbaren FSK-Logo ist jedoch identisch mit der ersten Fassung.

Zusammenfassung

13 Jahre nach dem Debüt wurde Ghost in the Shell überarbeitet, sodass der Film laut dem Booklet „in visuell adäquaten Bildern eindrucksvoll die hoch technisierte Welt, in der die Handlung spielt, widerspiegelt“. Zumindest aus heutiger Sicht kann ich hier definitiv nicht zustimmen. Wer sich an den CGI-Streifen Final Fantasy: Die Mächte in dir aus dem Jahr 2001 erinnert, weiß, dass die Animationstechnik im 2008 wesentlich weiter war, als sie in Ghost in the Shell 2.0 ist. Die CGI-Sequenzen, die meiner Meinung nach billig und fremdartig wirken, sind allerdings nicht das einzige Manko bei der Präsentation: Neben einem Weichzeichnereffekt im gesamten Film wurden die kühlen Grün- und Blautöne des Originals, die die Geschichte hervorragend unterstützten, durch unpassende Orange- und Brauntöne ausgetauscht.

Auch wenn eine deutsche und japanische Sprachfassung im DTS-HD-Master-Audio-6.1-Tonformat vorliegt, so vermisse ich die alte VHS-Synchronisation, die in der 25-Jahre-Jubiläumsedition enthalten war. Stimmt denn wenigstens die Zusatzausstattung? Leider auch nicht, denn außer einem Booklet mit Szenenvergleichen und ein paar Hintergrundinformationen gibt es keine nennenswerten Extras zu entdecken.

Als Fan von Mokoto Kusanagi war ich schon im Vorfeld skeptisch, ob die 2.0-Version dem Film mehr schadet als nützt. Zu meinem und vermutlich dem Leidwesen vieler anderer Animefans wurden meine schlimmsten Befürchtungen wahr. Bis auf den Ton wurde der Film in allen Belangen verschlimmbessert. Wäre nicht die grandiose Geschichte, wäre Ghost in the Shell 2.0 in meinem Test glatt durchgefallen. So reicht es noch für eine mittelmäßige Wertung. Fans von Ghost in the Shell lege ich ganz klar die 25-Jahre-Jubiläumsedition ans Herz.

Wertung: 6.5 Pixel

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