Was ist eigentlich WiGig?

von postbrawler 25.10.2016

Kabel sind die Geißel der modernen Zivilisation! Und obwohl zwischen Handyfunkmasten, WLAN-Routern und Satelliten kaum mehr freie Funk-Frequenzbänder bleiben, hängen immer noch viele wesentliche Komponenten der Informationstechnologie von Kabelverbindungen ab. Zum Beispiel die latenzfreie Übertragung hochauflösender Videobilder. Wireless-HDMI und Miracast scheiterten bis dato vor allem an den Gegebenheiten der drahtlosen Infrastruktur. Damit soll nun Schluss sein, denn die WiFi Alliance beginnt mit der Zertifizierung erster WiGig-tauglicher Geräte.

WiGig

Was ist WiGig eigentlich?

Bei dem marketing-tauglichen Begriff handelt es sich um den WiFi-Standard 802.11ad. Dieser verspricht Übertragungsraten bis zu 8 Gigabit pro Sekunde. Einziger Wermutstropfen: Das Signal im 6 GHz Frequenzbereich wird durch den Sauerstoff in der Atmosphäre sehr stark gebremst, wodurch nach wenigen Metern Schicht im Schacht ist. Aber immerhin lassen sich damit große Datenmengen zwischen nahegelegenen Punkten wie dem Fernseher und dem Sofa mit geringer Verzögerung und hoher Geschwindigkeit übertragen.

4K-Bilder latenzfrei übertragen

Den GamerInnen unter euch wird schnell klar werden, wozu das gut sein kann. Das verzögerungsfreie Streamen hochauflösender Inhalte von einem Gerät zu einem anderen kommt vor allem interaktiven Medien zugute. Ob ein Film mit wenigen Sekunden Verzögerung am Tablet ankommt, ist wurscht. Ein schneller Shooter hingegen muss unmittelbar auf die Eingaben seiner NutzerIn reagieren. Hier zählt jede Millisekunde! Okay, werden jetzt einige sagen: Das hat die Wii U auch schon zustande gebracht. Ja, aber mit viel niedrigen Auflösungen. Wir reden hier von 4K-Bildern, die in Echtzeit durch den Äther geschupft werden sollen. Und wofür braucht man die? Erraten, für VR-Headsets zum Beispiel!

Kein Kabel mehr für VR

Denn wenn Kabel die Geißen der Menschheit sind, dann trifft das vor allem auf gängige VR-Headsets zu. Die physische Verbindung zum Rechenknecht schränkt die Bewegungsfreiheit ein, und zwingt dem VR-Setup gewisse räumliche Gegebenheiten auf. Mark Zuckerberg nannte dieses Problem treffend die „Wife Acceptance Rate“. Diese steigt an, je weniger Schickschnack ein VR-Setup mit sich bringt. Und WiGig wird wesentlich dazu beitragen, dass unsere MitbewohnerInnen zufriedener werden. Denn durch den schnellen Übertagungsstandard wird das Kabel zwischen dem VR-tauglichen Rechner, und dem VR-Headset obsolet.

Rückwärtskompatibilität

Unter den ersten zertifizierten Geräten befinden sich Smartphones, Tablets und Laptops namhafter Hersteller, und natürlich auch erste WLAN-Router. Keine Sorge, dass die Reichweite eurer Heimnetzwerke durch 802.11ad in Mitleidenschaft gezogen werden konnte. Für weniger zeitkritische Übertragungen können die Router jederzeit zu anderen Frequenzbändern und Übertragungsstandards wechseln. Hoffen wir, dass die Zukunft mit WiGig mobilere und unkompliziertere  IT-Szenarien bringt, und der Kabelsalat dadurch einen weiteren Schritt zurückgedrängt werden kann.