Couchspieler-Alarm: Overcooked (PS4) im Test

von Mandi 01.08.2016

Kochen trifft Chaos trifft Strategie trifft eure Couch? So lässt sich Overcooked bestmöglich beschreiben. Der PS4-Titel will mit Slapstick-Humor und einer gehörigen Prise Pfeffer punkten. Passt bloß auf, dass ihr nicht zu salty werdet und lest unser Review!

Overcooked Beyond Pixels Characters

Was Overcooked eigentlich ist

Der neueste Ableger von den Worms-Machern Team 17 und Ghost Town Games ist dieses Koop-Koch-Spiel (hier geht’s zur offiziellen Website). Ihr bekommt das Game entweder über Steam für PC, oder aber über den PSN Store für eure PS4. Euer Ziel jeder Stage ist es, eure Bestelllungen schnellstmöglich abzuarbeiten und die gewünschten Gerichte herzustellen. Gäste zufrieden stellen, unter Zeitdruck in der Küche opererieren – das klingt bekannt? Ist es vermutlich auch – aber das Wie ist entscheidend!

Im Mehrspielermodus habt ihr euch ständig mit bis zu drei anderen SpielerInnen über euer Vorgehen abzustimmen. Darüber hinaus befinden sich die Stages oftmals in Bewegung. Klar, dass dadurch beim Spielen das ultimative Chaos ausbricht. Seid ihr eher die kühlen Strategen oder eher hitzköpfig unterwegs wie Gordon Ramsay höchstpersönlich? Ein Bild sagt bekanntlich mehr als viele Worte, also viel Spaß mit dem Multiplayer-Video!

Kochen lernen leicht gemacht

Ein Monster namens Das Schmachten droht, die Erde zu verschlingen. Eure Reise in Overcooked beginnt mit dem Kampf gegen Seine Nudelige Güte, das Fliegende Spaghettimonster höchstpersönlich. Ihr müsst aber katastrophal scheitern – und ihr werdet ins Jahr 1993 zurückversetzt, damit ihr Zeit genug habt, euch auf den Kampf in der Zukunft vorzubereiten.

Das Spiel führt euch behutsam an den Stress heran. Ihr erlernt das Einmaleins der Küche, was Schneidbretter sind und wie ihr Zwiebelsuppe macht. Overcooked treibt das Prinzip “Einfach zu lernen, schwer zu meistern” auf die Spitze – ihr benötigt maximal drei Knöpfe auf eurem PS4-Controller. Den Stress und die Schwierigkeit macht ihr euch größtenteils selbst!

Mit dem linken Stick steuert ihr euren gewählten Avatar durch die Stage. Mit X nehmt ihr einen Gegenstand (Feuerlöscher, Teller oder Zutat), und genauso setzt ihr diesen auch wieder ab. Werfen ist übrigens genauso möglich! Mit der Quadrat-Taste könnt ihr mit dem Ding vor euch interagieren. Je nachdem, was in eurem Blickfeld ist, löscht ihr dann Feuer, schnippelt Zutaten klein oder wascht schmutziges Geschirr ab.

Simple Mechaniken machen Spaß

Binnen weniger Levels ergibt sich ein ganz eigener Rhythmus in Overcooked. Fast schon meditativ schneidet ihr Tomaten, Salat, Zwiebeln und Champignons klein, um sie weiterzuverarbeiten. Der Kochtopf fasst bis zu drei Zutaten und köchelt stets vor sich hin. Wehe euch, wenn ihr eine Zwiebel in den Topf werft und dann nicht zügig für Nachschub sorgt, denn eine Zutat alleine brennt sehr schnell an.

Gelangt ihr nicht mehr rechtzeitig zum Kochtopf, um ihn vom Herd zu nehmen oder mehr von eurer Zutat nachzulegen, fängt dieser Feuer. Daher hat Overcooked auch seinen Namen: Das Feuer greift fix um sich und legt so eure Küche lahm. Deswegen steht ab dem zweiten Level immer ein Feuerlöscher parat, den ihr im Fall des Falles gewieft einsetzen solltet. Feuer hinterlässt aber keine bleibenden Schäden, es hält euch “nur” auf.

Das Problem ist eben, dass ihr für jeden Level etwa drei Minuten Zeit habt. Klar, es gibt Ausnahmen (der Endkampf ist eine davon!), aber im Grunde laufen die Stages gleich ab. Das Zeitlimit gibt eure Spieldauer vor, links oben erscheinen eure Bestellungen inklusive benötigter Zutaten. Pro Bestellung habt ihr auch noch einen kleinen Zeitindikator, bevor die Unzufriedenheit steigt. Fällt die Zeit der Bestellung auf Null, ist sie unerledigt und wird mit einem Punkteabzug bestraft.

Overcooked Beyond Pixels Arctic

Widerspenstige Küchen

Damit es nicht zu einfach wird, werden auch immer mehr Zutaten ins Spiel gebracht. Beginnt ihr eure Reise mit Tomate, Salat und Zwiebel, begegnet euch im Laufe der Zeit auch die hohe Kunst des Burgerbratens. Burgerbrötchen müssen auf einen Teller, um serviert zu werden, Fleisch muss zuvor durchgeklopft werden, bevor es in die Pfanne kann – solche Abhängigkeiten sind logisch, sorgen aber im Spiel für gewaltigen Stress.

Auch eine Pizza hat es in Overcooked geschafft: Zuerst muss der Teig ausgerollt werden, um dann mit geschnittenem Käse und Tomaten bestreut zu werden. Jede dieser Interaktionen kostet Zeit, und so jongliert ihr mit euren Aktionen, um ja alle Bestellungen zu erledigen. Das Fiese jedoch ist nie das Zeitlimit, sondern die Küchen, die euch gekonnt im Wege stehen. Das ist kein Bug oder eine Fehlfunktion in Overcooked, sondern Teil des Spielprinzips.

Am Anfang sieht ja noch alles ganz easy aus. Ihr gelangt einfach zu den Materialien, die Laufwege sind okay und die Schritte einfach zu befolgen. Doch Overcooked geht hier noch einen Schritt weiter: Küchen ohne Licht, futuristische Raumschiff-Kantinen mit Schaltern auf Boden und Tischen sowie feurige Hindernisse erwarten euch. Das Game ist ideal für eine Gesellschaft von zwei oder mehr SpielerInnen, denn so viel kommuniziert wie in Overcooked wurde noch selten in einem Game.

Overcooked Beyond Pixels FoodTruck

Planung ist alles

Dabei sei gesagt, dass Overcooked neben aller Geschicklichkeit und Geschwindigkeit vordergründig ein Strategiespiel ist. Je mehr SpielerInnen im Game sind, um so höher werden die Punkteanforderungen. Mit diesen Punkten am Ende jeder Stage bekommt ihr Sterne, die ihr zum Erreichen höherer Stufen benötigt. Es ist ziemlich fies, dass ihr für das Erreichen des Endbosses eine nahezu perfekte Spielserie hinlegen müsst.

Allerdings – und so ging es mir und meinen TesterInnen – ist Overcooked nur beim ersten Spiel schwer. Als wir auf Sternejagd gingen, weil wir in der finalen Welt nicht mehr weiter durften, spielten wir die Levels aus Welt eins, zwei und drei erneut. Wo wir zuvor grandios scheiterten und gerade mal mit einem lausigen Stern davonkamen, war die Runde danach fast schon ein Klacks. Ohne, dass ihr es bemerkt, zieht das Game den Schwierigkeitsgrad stetig an, rückblickend jedoch ist es eindeutig.

Ohne Kommunikation zwischen den SpielerInnen müsst ihr jedoch scheitern. Der PS4-Titel ist darauf ausgelegt, dass ihr wie eine Einheit funktioniert. Dazu kommt, dass ihr euch selbst im Weg stehen könnt, das geht bei engen Küchenverbindungen schnell schief. Ihr müsst über Eisplatten balancieren, und das mit einem heißen Kochtopf? Geht rasch aus dem Weg, sonst befördert ihr die fertige Bestellung mittels Schultercheck ins Nirvana. Dass euer Kompagnon dann ebenfalls für fünf Sekunden außer Gefecht ist, setzt dem Ganzen nur noch die Krone auf!

Overcooked Beyond Pixels Arctic Characters

Viele Köche verbessern den Brei

Das bisherige Review zu Overcooked bezog sich ausschließlich auf den Mehrspielermodus. Dies ist aus einem simplen Grund hervorzuheben: Der Titel glänzt nämlich nur dort. Schon zu zweit schreit und gestikuliert ihr durch die Gegend, weil eine Zutat etwa nicht dort liegt, wo ihr sie braucht. Fehlt dann ein sauberer Teller, um die Bestellung abzuschließen, während die Küche brennt, gehen die Wogen hoch – und damit auch der Spaßfaktor von Overcooked.

Bis zu vier Köchinnen und Köche dürfen sich auf diesem PS4-Glatteis beweisen. Je mehr Hände, um so mehr Arbeit geht weiter, so viel ist gewiss. Und auch, wenn man sich beizeiten im Wege steht, so lebt Overcooked von genau diesem Chaos und eurem Teamplay. Diese Spaßfaktoren fehlen im Einzelspielermodus leider völlig, dort verkommt das Spiel zu einem Zeitmanagement-Simulator. Das mag auch seine Berechtigung haben und bestimmt seine Fans finden, doch für mich ist das nichts.

Ihr spielt nämlich auch als Singleplayer zwei Charaktere gleichzeitig, zwischen denen ihr mittels L1 oder R1 umschaltet. Die Idee dahinter ist klar: Während Avatar eins einen Salat herschnippelt, kann Avatar zwei das Burgerbrötchen zubereiten und aufs Fleisch aufpassen. Das sorgt wieder für einen ganz eigenen Stress, doch wenn man Freud und Leid nicht mit einem anderen teilen kann, macht es einfach nicht so viel Spaß. Wenn ihr erst mal den Mehrspielermodus in Overcooked ausprobiert habt (ich habe gleich damit angefangen), wirkt das Einzelspielererlebnis schal dagegen. Dann wiederum: Ist das nicht bei jedem Game so?

Overcooked: Chaotischer Mehrspieler-Spaß

Wenn ihr also Games wie Diner Dash geliebt habt und schon immer auf eine “echte” Umsetzung gewartet habt, müsst ihr nicht mehr länger suchen. Overcooked bringt genau das, was Spaß macht, auf eure Couch und sorgt dafür, dass ihr eure MitspielerInnen noch viel besser kennenlernt. Egal, ob ihr als Team funktioniert oder jeder für sich seine Bestellungen abarbeitet, dieses Spiel belohnt jegliches Teamplay. Bis auf den wirklich fiesen Endkampf ist dieser PS4-Titel schaffbar und macht wahrlich Laune.

Dass Overcooked dabei flüssig über den Bildschirm läuft, trägt noch zusätzlich zum Spielspaß bei. Da ist es dann schon irritierend, dass etwa die Übersichtskarte oder auch die Gespräche mit dem Zwiebelkönig auf der ruckeligen Seite beheimatet sind. (Die “Sprachausgabe” des Zwiebelkönigs lassen wir gleich mal außen vor, denkt einfach an LittleBigPlanet.) Abgesehen davon gibt es technisch absolut keine Abstriche zu vermelden, das Game funktioniert einfach.

Das Spiel ist nach etwa fünf Stunden geschafft und hat bis dahin für einige Emotionen gesorgt. Lachkrämpfe ob der Situationskomik, dass man selbst einfach nicht mehr funktioniert (Klassiker: von Eisplatten fallen beispielsweise), dominieren Overcooked. Das Balancing mag für EinsteigerInnen etwas harsch sein, doch da man in der ersten Hälfte des Spiels eher weniger Sterne benötigt, haben auch diese Zeit, sich einzufinden. Ich kann Overcooked nur empfehlen: Entscheidet ihr euch für das Game, habt ihr 16 Euro und 580 MB in einen richtig gelungenen Abend investiert. Lasst bloß nichts anbrennen!

Wertung: 8.5 Pixel

für Couchspieler-Alarm: Overcooked (PS4) im Test von
1 Kommentar
neuste
älteste
Inline Feedbacks
View all comments

[…] Couchspieler-Alarm: Overcooked (PS4) im Test […]