Googles Project Ara: 2017 marktfähig

von Mandi 23.05.2016

Alle Jahre wieder kommt er, der Traum des modularen Smartphones namens Project Ara. Wie schon 2014 angekündigt und dann 2015 erneut versprochen ist es auch heuer wieder an Google, den Fortschritt vom hausinternen Smartphone zu präsentieren.

Google Project Ara prototype beyond pixels

Project Ara ist eine Google-Initiative, die eine offene Hardware-Plattform für modulare Smartphones erreichen will. Das Ziel des Projektes ist es, etwa kaputte Module wie Kamera, Prozessor, Speicher und mehr einfach austauschen zu können oder Module aufwerten zu können (bessere Kamera, mehr Speicher, schnellerer Prozessor).

Geht es nach Google, sollen die Smartphones deutlich länger benutzt werden können als ihre derzeitigen Konkurrenzgeräte, da man die Bauteile einfach umstecken kann. Weiters soll dann das Recycling der einzelnen Komponenten erhöht werden, damit nicht mehr so viel elektronischer Schrott wie bisher anfällt.

Wie das Ganze aussieht, seht ihr beispielsweise hier:

Ihr seht also, die Möglichkeiten sind quasi unbegrenzt. Lautsprecher, Kameras und Flash-Speicher sind ja ohnehin Standard, aber Project Ara versteht sich auf noch viel mehr. Wie wäre es beispielsweise mit eigenen E-Ink-Displays, die nur das Wetter zeigen? Oder etwa ein Blutzuckermessgerät auf eurem Handy? Dies bleibt nicht nur ein Traum, sondern dürfte 2017 endlich in Erfüllung gehen.

Auf der diesjährigen Google I/O wurde nämlich ein funktionierender Prototyp (ja, endlich!) vorgestellt und auch die Hot-Swap-Funktion, also das nahtlose Austauschen der einzelnen Module, konnte ohne Probleme hergezeigt werden. Noch 2016 sollen Entwicklerversionen erhältlich sein, damit die talentierten Jungs und Mädels ihre Hardware-Ideen umsetzen können.

Google Project Ara Blutmesser beyond pixels

Nach den ersten Gehversuchen in den vorigen Jahren ist es nun so weit: Project Ara funktioniert, vor allem dank einem neuartigen Anschluss, der die Innereien des 5,3 Zoll großen Smartphones miteinander verbindet. Jeder von ihnen muss damit umgehen können, dass die Module jederzeit entfernt und wieder angesteckt werden, die Stromzufuhr muss passen, und es muss die Dauerbelastung durch das Umstecken aushalten. Oh, und wenn die Module nicht ständig rausfallen würden, wäre es auch ganz schön nett.

All diese Probleme wurden dank dem UniPro-Standard gelöst: Sechs Module können im derzeitigen Project Ara-Smartphone untergebracht werden, und jedes von ihnen bringt knapp 12 Gigabit (also schwach 1,5 GB Daten) pro Sekunde auf die Reise. Das lässt natürlich Hardcore-NutzerInnen und EntwicklerInnen träumen – all dies, während diese Module ein Drittel des derzeitigen USB 3-Standards verbrauchen. Was dies für die Akkulaufzeit eines Smartphones bedeutet, wissen wir an dieser Stelle natürlich noch nicht.

Sehr beeindruckend: Durch einen Knopfdruck an der rechten Seite des Smartphones seht ihr all eure derzeit installierten Module, und wenn ihr das entsprechende Modul am Display antippt, wartet das Gerät darauf, dass ihr es umdreht. Habt ihr dies getan, wird das Modul freigegeben und ihr könnt es austauschen. Natürlich geht es auch via Sprachbefehl: “Ok Google, Kamera auswerfen.” Klingt gut, funktioniert auch so – Google verspricht hier einen Durchbruch sondergleichen.

Allerdings ist nicht alles eitel Wonne, denn das Chassis des Ara-Smartphones enthält eine fixe CPU und deren GPU, Antennen, Sensoren, den Akku sowie das Display. Der oben beschriebene Traum vom völlig modularen Smartphone ist daher fürs Erste mal ausgeträumt: Das klingt natürlich schon ganz anders als die Vision vor ein paar Jahren, allerdings musste es wohl oder übel Kompromisse geben, um den ambitionierten Releasezeitraum im Jahr 2017 einhalten zu können. (Und ganz ehrlich: Grade der Akku ist derzeit das Verschleißteil Nummer eins bei meinen Smartphones – bis heute ist mir noch kein einziges Display splitternd über den Jordan gegangen!)

Das Coole an Project Ara ist jedoch, dass es nicht nur auf Smartphones beschränkt ist. Wenn die große Herausforderung tatsächlich “nur” der UniPro-Connector im Hintergrund war, dann hält Google nichts davon ab, ein Ara-Tablet, eine Ara-Watch oder von mir aus auch einen Ara-Badezimmerspiegel zu entwerfen. Denn so etwas gab es ja auch schon … was haltet ihr von Project Ara? Lasst es mich wissen!

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2 Comments
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Juergen

Mich begeistert die Idee des modularen Handys ja schon seit einigen Jahren und jedes Jahr hoffe ich. dass es jemand umsetzt.

Na, vielleicht wird es ja dieses mal was. Wenn nicht, dann wird es sowas wie die Augmented Reality Brillen. Die “gibt” es ja auch schon seit ein paar Jahren (noch vor Microsoft’s Hololenses)

🙂