Darum gibt es keine VR-Zukunft im Gaming-Wohnzimmer

von Stefan Hohenwarter 13.11.2016

Dank des Verkaufsstarts von PS VR ist Virtual Reality gerade in aller Munde – sowohl SpielerInnen als auch Medien feiern die 360°-Gamingerfahrung im eigenen Wohnzimmer. Doch gibt es eine VR-Zukunft im Gaming-Wohnzimmer? Ich sage Nein!

PSVR und HTC Vive und Oculus Rift

Als Vollblutzocker habe ich alle Hype-Trends bislang mitgemacht: die ersten AR-Versuche mit dem PlayStation Eye, Bewegungssteuerung (Kinect, Move und Wii) sowie 3D-Gaming. Eines haben alle gemeinsam: Jede dieser Technologien überzeugte beim Verkaufsstart, verschwand aber früher oder später wieder aus den heimischen Gaming-Wohnzimmern. Dasselbe prophezeie ich für das Thema Virtual Reality.

Deshalb gibt es keine VR-Zukunft im Gaming-Wohnzimmer

Der Preis

Die größte Hürde für die Massenverbreitung ist der Preis. Denkt man beispielsweise an die HTC Vive, die das immersivste Erlebnis beschert, benötigt man neben der Brille einen entsprechenden PC. Oculus Rift schlägt in puncto Ausgaben in dieselbe Kerbe. PS VR ist von den drei genannten Devices das günstige und damit wohl das einsteigerfreundlichste – dennoch sprechen wir hier von 400 Euro nur für die Brille.

Der Kabelsalat

Unabhängig vom Device kommt dazu, dass man mit Kabeln fixiert ist, wodurch die Erfahrung Einschränkungen unterliegt. Auch hier liegt PS VR meiner Meinung nach ganz vorn, denn im Gegensatz zur HTC Vive führt hier nur ein Kabel vom Device zum PS4.

VR-Zukunft im Gaming HTC Vive Cable

Quelle: Gizmodo

Die soziale Komponente

Das ist vermutlich der subjektive Grund meiner Auflistung, aber ich selbst will selbst beim Zocken nicht die Welt um mich komplett ausblenden. Ich möchte noch mitbekommen, was beispielsweise meine Freundin neben mir macht, wenn es an der Tür klingelt oder mein Handy läutet. Mit der kompletten audiovisuellen VR-Erfahrung kapselt man sich komplett von der realen Welt ab. Noch schlimmer finde ich das, wenn man beispielsweise Besuch von FreundInnen hat. Ich erinnere mich an unzählige Abende, an denen ich mit ihnen Couch-Koop-Spiele in Angriff genommen haben; wie wir gemeinsam Dark Souls 2 gespielt und gegenseitig Tipps gegeben und uns angefeuert oder die Freundschaft bei Mario Party, Mario Kart oder Ähnlichem auf die Probe gestellt haben. Diese soziale Komponente ist für mich das, was Zocken zu dem gemacht hat, was es heute ist. Fairerweise muss man aber auch sagen, dass es auch genau andersherum sein kann – dass Leute, die allein wohnen, dank Onlinespielen auch FreundInnen ganz nahe sein können.

VR-Zukunft im Gaming

Copyright: CBS

Die Zeit

Denke ich an Spiele wie Heavy Rain, Detroit Become Human, The Last of Us oder Uncharted 4, so sind diese Games extrem von der Geschichte abhängig. Diese bringt mich dazu, Stunden am Tag auf der Couch zu sitzen und das Spiel zu zocken. Denke ich nun an VR, so ist so eine lange Spieldauer meiner Meinung nach nicht nur eine Belastung für den Körper und die Sinne, sondern auch äußerst unbequem. Zwar ist PS VR das komfortabelste Device, dennoch macht es keinen Spaß, das Gerät beispielsweise eine Stunde am Kopf zu tragen. Für mich sind rund 30 Minuten das Maximum, die man mit dem aktuellen Stand der Technik in der virtuellen Welt verbringen kann, um die volle Erfahrung zu genießen.

Der Platz

Ein Thema, das man nicht unterschätzen darf, ist der Platzbedarf. Wer hat schon im Wohnzimmer mindestens 2 x 2 Meter (ich empfehle 3 x 3 Meter) Platz, an dem nichts steht? Gerade von der Zielgruppe dürften nur wenige ein so geräumiges Wohnzimmer besitzen.

Wird der Hype bestehen bleiben?

Ich muss gestehen, dass Sony erstmals zum Launch einer neuer Technologie (AR, Bewegungssteuerung, 3D-Gaming etc…) einen Fehler nicht wiederholt hat. Dieses Mal ist das Launch-Line-up beeindruckend umfangreich. Von First- und Third-Party-Games und von Racing-, über Geschicklichkeitsspielen bis hin zu Coregames ist für alle etwas dabei. Das ist wohl auch der Grund, warum trotz des hohen Kaufpreises und den anderen zuvor genannten Problemen, die Verkaufszahlen über den Erwartungen liegen. Dennoch bleibe ich dabei: Der VR-Hype ist da, aber er wird nicht größer werden und VR-Devices werden sich meiner Meinung nach nicht ähnlich in den Wohnzimmern verteilen, wie beispielsweise die PS4.