UFC 4 Test (PS4): Knallharte Action im Oktagon

von Michi Haid 11.09.2020

Surprise, surprise, the king is back! UFC 4 steigt erneut in das Oktagon und da es keine Konkurrenz gibt, muss der neueste UFC-Ableger zumindest mit seinem zwei Jahre älteren Vorgänger in den Infight gehen. Was sich in den zwei Jahren getan hat und ob sich der Wechsel von UFC 3 auf UFC 4 auszahlt, erfahrt ihr hier.

Kampfspiele sind seit Anbeginn der Zockerzeiten des aufrecht gehenden Menschens ein wichtiger Bestandteil seiner Spielsammlung. Leider bekamen wir virtuellen Profiprügler letztes Jahr eine knallharte Punch-Jab Kombination, abgerundet mit einem perfekten Roundhouse Kick verpasst, als WWE 2k20 auf den Markt geworfen wurde. Umso schöner ist es nun, dass das brutale Geschehen im UFC-Ring eine vierte Auflage bekommen hat und uns wieder mit einem aktuellen Kämpfer- und Kämpferinnen-Roster beglückt. Endlich heißt es wieder Punch, Punch, Körperhaken, Jumping Switchkick und Double Leg Takedown und dann mit hammerharten Hammerfists das Gesicht des Gegners neu arrangieren.

Neue Zeiten erfordern neue Gesichter. Und neuen Content!

Zierte 2018 noch „The Notorious“ Conor McGregor das Cover, muss er nun „The Last Stylebender“ Israel Adesanya, seines Zeichens Mittelgewichtschampion, wie auch dem erfahrenen Jorge „Gamebred“ Masvidal Platz machen. Doch halten wir uns nicht länger mit den Äußerlichkeiten auf, sehen wir uns die wichtigen, die inneren Werte des neuesten UFC-Ablegers an.

Das Hauptmenü gibt verschiedene Spielmodi vor, darunter „Jetzt kämpfen“, „Offline bzw. Online kämpfen“, der Karrieremodus, wie auch die Kämpfererstellung. Unter dem Punkt „Jetzt kämpfen“ kann man sich verschiedenste Voraussetzungen für seinen Kampf aussuchen, will man mit Bodenkampf und Submission spielen oder ohne, möchte man unbedingt ein KO erzielen, gibt es auch dafür den richtigen Modus. So kann man sich getrost alleine oder, viel besser, zu zweit auf der Couch gegenseitig auf die Matte schicken.

Beim Offline-Modus stehen das Training und die Festigung der verschiedenen Tastenkombinationen im Vordergrund. Man kann sich auch Tutorialvideos zu den diversen Angriffen und zur Verteidigung ansehen. Der Online-Modus spricht für sich selbst und lässt uns gegen Gamepad MMA-Profis aus aller Welt antreten. Dabei gibt es einen Online World Championship, und neu im Angebot, Blitz Battles. Diese Blitz Battles dauern eine Minute und haben unterschiedlichste Einstellungen. Die Kämpfer- bzw. Kämpferinnenerstellung zeigt sich von seiner detaillierten Seite und gibt uns viele Auswahlmöglichkeiten, um das Äußere unserer erstellten Figur nach den eigenen Vorstellungen anzupassen.

Karriere mit Lehre

Einer der großen Pfeiler des diesjährigen Ablegers ist der Karrieremodus. Dabei wird man in ein Gespräch mit Coach Davis geworfen. Er erzählt bei einem Interview, wie sich der Spieler und er bei einem Amateurkampf getroffen haben. Die Steuerungsbasics werden ab diesem Moment im Beisein von Coach Davis durchgegangen, der immer wieder Lob, aber auch Aufforderungen in den Ring schreit. So kämpft man sich durch vier Gegner, die jeweils für die vier Kampftypen stehen, sprich Boxen, Muay Thai, Ringen und Brasilian Jiu-Jitsu. Beim letzten der vier Kämpfe sieht dann auch UFC-Boss Dana White zu. Nachdem diese vier Kämpfe durchgestanden sind, verschwindet Coach Davis im Nimbus der irrelevanten NPCs und ward nie mehr gesehen.

Nach diesem Kampf bekommt man einen Vertrag vorgesetzt, den man passenderweise mit einem X unterzeichnet. Nun beginnt die permanente Begrüßung jenes Tieres, welches einem Eichhörnchen ähnelt, aber grösser ist und, unter anderem, auf dem Großglockner, artgerecht, mit Keksen gefüttert wird. Der sich stets wiederholende Kreislauf beginnt mit der Annahme, oder auch Ablehnung, eines Kampfangebotes. Wird das Kampfangebot angenommen, kann man sich die Wochen bis zum Kampf aussuchen. Je länger die Vorbereitungsdauer, umso teurer kommen einem die Gym-Gebühren, die einen bestimmten Prozentsatz der Gesamtauszahlung des Kampfes ausmachen. Dafür hat man mehr Zeit, um sich gut vorzubereiten, den Kampf ordentlich zu hypen und sich seinen Gegner anzusehen. Dann kommt der Kampf, und nach diesem wartet bereits das nächste Kampfangebot. Was sich ändert ist der Schwierigkeitsgrad, wenn es später dann einmal ans Eingemachte geht.

Tust du, lernst du!

Zu den Trainingsvorbereitungen zählen das Sparring und das Einladen von UFC-Profis, die einem bestimmte Attacken beibringen. Beim Sparring kann man sich einen der vier Kampfstile aussuchen und verbessert sich in diesem bei erfolgreicher Durchführung. Jedoch besteht hier immer ein Verletzungsrisiko, wenn der Sparring-Partner zu motiviert auf den eigenen Kämpfer eindrischt. Der Boxsack stellt die Sicherheitsvariante des Sparrings dar. Lädt man sich einen UFC-Profi ein, kann man sich von diesem eine Attacke abschauen. Je besser das Verhältnis zu dem jeweiligen Profi, umso günstiger fällt die Lerneinheit aus.

Über das Hype-Menü kann man den angesetzten Kampf hypen, in dem man über Social Media einen Post veröffentlicht. Hin und wieder bekommt man aber auch eine Anfrage für Interviews, in denen man eine Prognose für den Kampf abgeben kann. So kann man seine 100 Punkte pro Woche für ein Sparring, eine Einladung, die Beobachtung des Gegners oder das Hypen des Kampfes ausgeben. Bis zum Kampf sollte auch das Fitnesslevel im grünen Bereich sein und mit „Top“ betitelt werden. Wer zu viel oder zu wenig trainiert hat, hat dann im Kampf mit Einbußen zu rechnen.

Bei UFC 4 geht es logisch zu. Mit der „Fighter Evolution“ verbessert der Spieler sein Können in Echtzeit. Wenn man eine Attacke oft erfolgreich ausführt, wird diese verbessert und so kann man seinen Kämpfer in eine Wunschrichtung wachsen lassen. Bei dem Uprade schaltet man Evolutions Punkte frei, die man dann in seine Attribute stecken kann. So kann man sich schnellere Schläge oder Tritte, mehr Ausdauer und bessere Gesundheit einzelner Körperteile besorgen. Bei der Kampfentwicklung kann es aber auch in die andere Richtung gehen. Steckt man schwerwiegende Schläge oder Tritte ein, dann wird die Kampfentwicklung des betroffenen Körperteils zurückgesetzt. Diese lassen sich jedoch wieder mit Evolutions Punkte in den vorangegangenen Zustand versetzen. Zusätzlich können Verletzungen dazukommen und diese müssen erst einmal auskuriert werden.

Man sieht nur mit dem Auge gut und Ohren sind zum Hören da!

Optisch macht UFC 4 eine gute Figur. Die Charaktermodelle sehen überzeugend aus, auch die Bewegungsabläufe beeindrucken auf ganzer Linie. Mit Fortdauer der Kämpfe sieht man auch die Charaktere mehr und mehr schwitzen. Was die Präsentation der UFC PPVs angeht, so hätte man hier noch viel mehr Flair einbauen können. Die Versteifung auf soziale Medien, in dem man Instagram Videos vom eigenen Kampf sieht, ist zwar eine nette Idee, wenn man sich aber das große Tohuwabohu rund um eine UFC-Großveranstaltung ansieht, dann hat man hier doch viel Potential liegen lassen. Von den Weigh-Ins, bis zu den Prä- und Postkampfinterviews. Die Pausen zwischen den Runden wurde sehr spärlich belegt, obwohl man hier vielleicht Statistiken und einfach mehr Cut-Szenen einspielen hätte können.

Leider konnte Joe Rogan nicht mehr für die Kommentare des Kampfgeschehens gebucht werden. Es wurde mit Daniel Cormier aber vollwertiger Ersatz gefunden, der nun zusammen mit Jon Anik die Kämpfe kommentiert. Schräg wird das Ganze nur, wenn Daniel Cormier im Ring steht und der Kampf nicht nur von ihm bestritten, sondern auch gleichzeitig kommentiert wird. Die deutsche Synchronisation ist in Ordnung, erreicht für mich persönlich aber nicht den Flair, der mit der englischen Sprachausgabe erlangt wird. Der Soundtrack ist eine Klasse für sich und ist mit 30 großartigen Songs gespickt, die meisten stammen aus dem HipHop- und UK-Grime Bereich.

Gameplay

Im Vergleich zu seinem Vorgänger wurde offensichtlich am flüssigen Kampfablauf geschraubt. Es greift einfach alles besser ineinander und sieht realistischer aus. Auch die Annäherung an das Clinch-Gameplay sticht positiv hervor. Es passt nun besser in das Kampfgeschehen und wirkt viel natürlicher. Man kann seinen Gegner für eine kurze Strecke quer durch den Ring ziehen und kann immer wieder Schläge oder Kniestöße in das Gesicht des Gegners regnen lassen. Um sich vor Angriffen im Stile eines Dauerfeuers zu erwehren, wurde natürlich auch wieder ein Ausdauerbalken implementiert. Der Bodenkampf wurde im Vergleich zum Vorgänger etwas erleichtert, da der linke Stick für alle Aktionen ausreicht. Linker Stick nach oben steht für Aufstehen, links sind die Submissions und rechts das Ground & Pound zu finden.

Fazit zum Spiel

UFC 4 (hier geht’s zur offiziellen Website) bringt wieder knallharte Action in das Oktagon. Untermauert von einem wummernden Soundtrack und der englischen Synchronisation, zeichnet sich hier ein stimmiges Bild ab. Hätte man auch noch bei der Präsentation ein wenig nachgeholfen und das Rundherum bei so einer UFC-Großveranstaltung eingefangen, hätte es lupenreine 100% für die Atmosphäre gegeben. Mittels der Karriere wird dem Spieler die Tastenbelegung Schritt für Schritt beigebracht und wenn einem die PC-Gegner zu langweilig werden, kann man sich in den umfangreichen Online-Modus stürzen. Entweder man macht sich auf die Jagd nach der Online World Championship, oder man absolviert die schnellen und knackigen Blitz-Battles. Der Clinch ist nun ein vollwertiges und absolut realistisch eingebautes Feature in Hinblick auf den Kampf im Stehen, der Bodenkampf wurden etwas vereinfacht und mit dem linken Stick bewältigbar. UFC 4 macht vieles richtig und ist definitiv allen MMA-Enthusiasten zu empfehlen.

Wertung: 9.0 Pixel

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