The Witcher 3: Blood and Wine (PS4) im Test

von Max Hohenwarter 11.06.2016

Blood and Wine, das letzte Add-On zu The Witcher 3: Wild Hunt und zugleich Geralts großes Finale, steht seit dem 31. Mai zum Download oder auch beim Händler eures Vertrauens bereit! Warum die EntwicklerInnen sich Wein, Weib und Lobeshymnen verdient haben, lest ihr hier!

War vs. Wine

…lässt man den Weißen Wolf zwecks Pensionsantritt im Süden etwas Sonne tanken

Ein gutes Jahr ist es nun her, dass Geralt seine Ziehtochter Ciri (eventuell) gerettet und die geisterhaften Reiter der Wilden Jagd in die ewigen Jagdgründe verbannt hat. Unzählige Stunden habe ich mich bereits im lebendigen, riesigen und vom Krieg gegen Nilfgaard verheerten Velener Niemandsland und der freien Stadt Novigrad herumgetrieben. Ich habe diese Welt zugleich bestaunt und doch im selben Atemzug die Not und das Leid der Zivilbevölkerung miterlebt, den fanatischen Hass und die gnadenlose Verfolgung der Hexenjäger gegen alles Magische und Andersartige bezeugt und diese faschistoiden Bastarde mit Geralts Klinge dafür zur Rechenschaft gezogen.

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Schön war es aus atmosphärischer Sicht schon, aber auf Dauer drückt die kriegsgebeutelte Landschaft schon ein bisschen aufs Gemüt. Aber da CD Projekt ja schon vor längerer Zeit ankündigte, dass Geralts Geschichte mit Blood and Wine definitiv ein Ende findet, lässt man den Weißen Wolf zwecks Pensionsantritt im Süden etwas Sonne tanken – hat er sich auch redlich verdient, wie ich finde!

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Von Beamtenschimmel bis Penisneid – So muss Questdesign!

Von Passierschein A38 über verschwundene Kronjuwelen einer Statue (…) ist in The Witcher 3: Wild Hunt – Blood and Wine extrem viel Abwechslung gegeben.

Das Herzogtum Toussaint, das ihr in Blood and Wine besucht, versprüht bereits ab der ersten Sekunde der In-Game-Introsequenz ein nahezu unbeschwertes Savoir-Vivre-Gefühl. Wäre da nicht die berufliche Komponente, die den Hexer überhaupt erst in die Weinregion bringt, könnte man sich am mediterranen Flair der Weingärten, den der Region nachempfundenen Weingütern mit ihren toskanischen Bungalow-Dächern und dem märchenhaften Schloss von Beauclair gar nicht satt genug sehen! Aber kaum reitet der gute Bestienschlächter über die Grenze, muss er auch schon einem scheinbaren Don Quichote zu Hilfe eilen und damit ist die Arbeit noch lange nicht getan, denn eine Bestie treibt im wunderschönen Süden sein Unwesen. Mehr möchte ich an dieser Stelle aber noch nicht verraten, denn wie schon im Hauptspiel und dem ersten Add-On ist die Story und wieder derartig gut geschrieben, dass ich euch das einfach nicht spoilen will! Auch die Nebenquests sind erneut keine lahmen Hol-dies-und-töte-Anzahl-X – Aufgaben. Von Passierschein A38 über verschwundene Kronjuwelen (nein: keine wortwörtlichen sondern tatsächlich metaphorische) einer Statue bis hin zu einem ganz speziellen Trip von Plötze und Geralt ist in The Witcher 3: Wild Hunt – Blood and Wine extrem viel Abwechslung gegeben.

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The Witcher 3: Wild Hunt – Blood and Wine – das Fazit:

So und jetzt schreib ich noch kurz die Punktzahl hin und hör auf, weiter zu palavern, zu loben und in Abschiedsschmerz zu versinken, sonst kommen mir die Tränen!

Das eigentliche Review fällt sehr kurz aus, denn in meinem Preview zu Blood and Wine habe ich eigentlich schon sämtliche Neuerungen vom perfekt überarbeiteten User Interface, über das ausbaubare Weingut, bis hin zum neuen Mutationssystem und den Färbemitteln alles aufgezählt. In Summe hat sich das fertige Add-On auch nicht mehr wirklich verändert. Es ist auch tatsächlich alles so eingetreten, wie es uns die Entwickler beim Vorschau-Event versprochen haben. Sprich bis auf ganz minimale und vernachlässigbare Bugs, wie zum Beispiel die falsch angezeigte, bisherige Spieldauer – laut dieser hätte ich bisher angeblich erst sieben Stunden mit dieser kongenialen Rollenspielreferenz verbracht – setzt Blood and Wine wirklich alle Ziele der Designer in die Tat um. The Witcher 3: Wild Hunt – Blood and Wine ist programmierte Perfektion. Leser der Bücher Sapkowskis freuen sich über Auftritte bekannter Figuren und alle anderen, die der Popkultur verfallen sind, freuen sich allerorts über kleine Seitenhiebe auf Filme und andere Werke aus Literatur und dergleichen. So findet ihr einen Brief, auf dem ein gewisser Smigole Serkis den Verlust seines schönsten Löffels, dem Schaaatz seiner Sammlung, beklagt und ein Rüstungsset, das ihr in einer alten Vampirfolterkammer findet, weist frappierende Ähnlichkeit mit der Platte des Grafen aus Bram Stoker’s Dracula auf. Die Grafik wurde aufgehübscht und so gibt es jetzt viel mehr Gräser und Büsche, die die Landschaft zieren und auch die Weitsicht wurde aufgebohrt und das bei gleichbleibender Framerate. Die neue Landschaft in Blood and Wine ist nicht nur groß, abwechslungsreich und wunderschön, sondern bietet auch noch mehr als genügend zu tun und und und. Ich könnte den ganzen Tag so weiterschwärmen. Wenn man all das zusammenfasst, könnte man meinen ich reviewe hier einen Vollpreistitel, aber dem ist ja nicht so – es ist ein DLC.

Gewisse profitgeile Publisher könnten CD Projekt RED erbost fragen, warum sie sich nicht schäbig dabei vorkommen, die Konkurrenz mit diesem Paradebeispiel eines Zusatzinhalts derart Staub fressen zu lassen? Die Antwort der PolInnen wäre wohl eine ähnliche, wie die auf die Frage mancher Leute, warum sie ein Jahr nach Release des Spiels überhaupt noch ein Add-On raushauen: „Weil wir es wollen und können!“, so die lapidare Entgegnung.

CD Projekt RED, ich weiß gar nicht, ob ich noch irgendwo einen dritten Hut rumliegen habe, den ich nach The Witcher 3: Wild Hunt und dem tollen ersten Add-On Hearts of Stone vor euch ziehen kann. Der Respekt, den ihr gegenüber euren Fans und eurer Community habt, sucht seinesgleichen. Man merkt einfach, dass ihr ein Studio mit großen Ambitionen und mindestens soviel Herzblut für die Materie Games seid, dass ihr passionierte ZockerInnen seid und Spiele für ebensolche Leute macht und nicht, um eure Aktionäre zufrieden zu stellen die schnelle Cash-Cow durchs Dorf zu treiben! In einer kleinen Beilage zum Hauptspiel habt ihr euch vor einem Jahr bei den KäuferInnen bedankt, dass sie ihr hartverdientes Geld für euer Produkt ausgeben. Ich möchte das bitte umkehren dürfen! Ich danke euch, dass ich eure Spiele mit jedem Atemzug genießen darf, dass ich mit Geralt eine so lange Zeit verbringen durfte, dass ihr so fair zu euren Fans seid und dass ihr mir meinen Glauben an die Gaming-Industrie wiederhergestellt habt! Danke, danke, tausendfach danke! Dass ich nach Blood and Wine keine neuen Abenteuer mehr mit Geralt erleben darf ist zwar schade, aber den Ruhestand hat er sich redlich verdient und das Abschiedsfest, das ihr ihm in Toussaint geschmissen habt ist unvergleichlich gut! So und jetzt schreib ich noch kurz die Punktzahl hin und hör auf, weiter zu palavern, zu loben und in Abschiedsschmerz zu versinken, sonst kommen mir die Tränen!

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[…] Blood and Wine […]

[…] Lieblingsgenre wird es nie werden. Warum in meiner Freizeit arbeiten, wenn ich genau so gut gemeinsam mit Geralt durch die Weinberge Toussants reiten […]