The Bard’s Tale 4: Barrows Deep Preview – Die moderne Interpretation klassischer RPGs

von David Kolb-Zgaga 22.08.2018

Kurz vor dem Release im September hat uns inXile auf der gamescom 2018 The Bard’s Tale 4: Barrows Deep präsentiert. Der dritte Teil erschien 1988, wodurch der kommende Titel nach 30 Jahren die Rückkehr der ikonischen Dungeon Crawler RPG-Serie einläutet.

Für jung und alt

Die Besuche bei inXile haben immer ein ganz besonderes Flair. Mit Wasteland 2, sowie Torment: Tides of Numenara hat man ein Stück Vergangenheit poliert und in die Gegenwart gebracht. Dasselbe gilt auch für The Bard’s Tale 4, denn das ursprüngliche erste Spiel wurde bereits 1985 veröffentlicht, doch dank einer sehr erfolgreichen Kickstarter-Kampagne wird die Reihe nun doch noch fortgesetzt. Wer, wie ich, zu dieser Zeit noch nicht einmal das Licht der Welt erblickte, der muss sich aber keine Sorgen machen. inXile will es auch jüngeren Generationen ermögliche ihr neuestes Werk zu spielen, weshalb die Geschichte 150 Jahre nach den Geschehnissen des dritten Teils einsetzt. Für Veteranen soll es aber selbstverständlich trotzdem viele bekannte Elemente geben, die schnell wiedererkannt werden können. So wurde die Karte aus den Vorgängern wiederverwendet und als unterirdische Stadt Skara Brae Below eingebaut, wo es ganz viele Merkmale vorheriger Teile wiederzuentdecken gibt. Die alte Stadt musste aber geräumt werden und darauf wurde eine neue, größere erbaut.

Heimspiel für inXile

Auch in The Bard’s Tale 4 versammelt ihr bis zu sechs Partymitglieder in einem Trupp und bestreitet so eure Kämpfe gegen die bösen Fatherites. Der Unterschied zu Torment: Tides of Numenara ist dabei, dass dieses Spiel nicht auf einer isometrischen Ansicht basiert, sondern ein First-Person-Adventure ist. Dabei hält man sich an Brian Fargos Urversion, der der Gründer und Chef von inXile ist. Gamedesigntechnisch bestreitet die Firma sozusagen ein Heimspiel und das ist deutlich spürbar. Schon bei der Charaktererstellung merkt man viel Liebe zum Detail. Da gibt es z.B. die Bardenklasse, die sich mit einem kleinen Lautensolo vorstellt. Danach wird erklärt, dass der Barde durch seine Lieder andere Charaktere verstärken kann und dass das deutlich besser klappt, wenn er schon ein, zwei Gläschen getrunken hat. Seht euch das Video einfach selbst an.

Große Charaktervielfalt

Im Charaktereditor sind durch vier verschiedene Klassen (bzw. Archetypen), die Abstammung, aber vor allem auch durch den Skilltree sehr viele Varianten möglich. Das kommt zwar keinem Dungeons and Dragons Charactersheet nahe, aber die Vereinfachung macht das Spiel zugänglicher und es ist immer noch möglich die Klassen ganz unterschiedlich auszulegen. Je nachdem welche Fähigkeiten ihr ausbauen möchtet, kann z.B. ein Fighter besser oder schlechter angreifen und verteidigen, wodurch man ihn als Damagedealer, aber auch als Tank ausbilden kann. Es gibt sogar eigene, optionale Unterklassen, wie den Shadow, den Dirty Fighter oder den Assassin. Durch die Führungsskills, kann sogar der Fighter ein wenig heilen und andere Charaktere im Kampf mit Buffs verstärken.

Zugänglich, aber nicht simpel

Und damit kommen wir zum rundenbasierten Kampfsystem von The Bard’s Tale 4. So ähnlich, wie auch in Divinity: Original Sin 2, gibt es Opportunity-Punkte, mit denen eure Charaktere eine von drei Fähigkeiten ausführen können. Zu Beginn eines jeden Kampfes, startet man mit drei Punkten, das kann später aber noch erhöht werden. Zusätzlich dazu, gibt es auch Spell Points, die durch Alkohol aufgefüllt werden und mit denen die Charaktere magische Attacken einsetzen können. In unserer Anspielsession haben die rundenbasierten Kämpfe schon sehr gut ausgesehen. Die Party muss abgestimmt und die Gegner auf die jeweiligen Stärken und Schwächen abgeklopft werden. Außerdem ist die Positionierung auf einem 2×6-Raster enorm wichtig, da viele Attacken ganz unterschiedliche Reichweiten besitzen. Das sieht schon alles sehr vielversprechend aus, den Umfang der Komplexität bzw. des Tiefgangs kann ich so aber leider noch nicht abschätzen.

Das Bardenleben

Der Name des Spiels ist The Bard’s Tale 4 weshalb auch Musik eine sehr wichtige Rolle spielt. Ähnlich wie in Ocarina of Time lernt ihr im Laufe des Spiels Lieder, die euch neue Fähigkeiten freischalten. So könnt ihr die Zeit zurückdrehen und die zerstörte Brücke wieder ganz machen. Diese Songs werden aber auch in bester Dungeon Crawler Manier dazu genutzt euch Rätsel zu stellen. Steinblöcke verschieben, Zahnräder antreiben und vieles mehr gehört hier zum Abenteurer-Alltag. Die Knobeleien sind abwechslungsreich gestaltet und können teilweise sogar richtig knifflig werden. Wenn ihr außerdem durch die Straßen durch Skara Brae schlendert, werdet ihr Leute Lieder spielen und singen hören. Es wird vorkommen, dass die Liedertexte Hinweise auf Dungeons und Geheimnisse haben.

Schickes Städtchen

Im fertigen Spiel wird es mit der Stadt Skara Bae, der kalten Tundra, einem Waldgebiet und einem noch unbekannten Gebiet vier Zonen geben. Im Spiel werdet ihr insgesamt über 30 Level vorfinden, wobei nur die Hauptstory 30-35 Stunden benötigen soll, um durchgespielt werden zu können. Durch etliche Nebenaufgaben kann diese Zahl aber noch weit erhöht werden. Der grafische Stil, der auf der Unreal Engine 4 entwickelt wurde, kann zwar an AAA-Titel nicht heranreichen, hat mir aber trotzdem auf Anhieb gut gefallen.

The Bard’s Tale 4 Preview Fazit

Auf Anhieb gefallen hat mir aber auch das gesamte Spiel. Auch wenn ich die Anspielungen an die Vorgänger, wegen meiner dafür zu späten Geburt im Jahre 1991 nicht verstehe, so wird mir der Einstieg trotzdem sehr leicht gemacht. Also, liebe Leute meiner Generation: inXile hat hier einen sehr guten Job gemacht, die Welt schön gestaltet und auch Humor untergebracht. Lasst euch daher nicht von dieser „alten“ Marke abschrecken, sondern gebt dem Spiel eine Chance. Spiele-Veteranen, die die Vorgänger schon gespielt haben, sollten dem Spiel ohnehin entgegen fiebern. The Bard’s Tale 4 erscheint am 18. September für PC und 2019 für PS4 und Xbox One.