Star Ocean: The Second Story (PSone) im Test #ThrowBackThursday

von Mandi 22.02.2018

Trauert auch ihr noch immer den guten alten Zeiten in Sachen RPGs nach? Rollenspielperlen wie Star Ocean: The Second Story schaffen da Abhilfe. Sie setzten Maßstäbe, schafften aber nicht den kommerziellen Durchbruch in Europa. Lust auf eine Reise?

Planeten entdecken und bereisen

Star Ocean: The Second Story beginnt gleich mit einem Feature, das selbst heutige Rollenspiele leider noch fast immer sträflich vernachlässigen. Ihr habt die Möglichkeit, den Plot aus zwei verschiedenen Blickwinkeln zu spielen. Ihr entscheidet euch vor Beginn des Spiels vielleicht für den Einstieg als Claude Kenni. Er ist in der Raumschiffföderation von der Erde tätig, stark im Nahkampf und besitzt hochentwickelte Technologien. Ihr könnt aber auch den Einstieg als Rena wählen, eine Dame mit Heilkräften vom unerforschten Planeten Expel.

Je nachdem, wie eure Wahl ausfällt, ändern sich gewisse Gesichtspunkte der Story. Die Protagonisten sind in einigen Schlüsselszenen getrennt, und ebenso die Möglichkeit, Gefährten mitzunehmen, hängt von eurem Entschluss ab. Als Claude erforscht zunächst als Mitglied einer Föderationsbrigade einen unterentwickelten Planeten, der einen unbekannten Mechanismus birgt.

Rena wiederum startet das Abenteuer in ihrem Heimatdorf Arlia, die eines Tages sämtliche Warnungen bezüglich wilder Monster in den Wind schießt. Sie geht kurzerhand in den Shingo-Wald und wird dort prompt vom „Krieger des Lichts“ gerettet. Sein Erscheinen wurde jedoch längst prophezeit! Nach spätestens einer Stunde Spielzeit haben sich die beiden Schicksale vereint und ihr befindet sich auf der Reise. Es gilt, rätselhafte Vorkommnisse zu erforschen – und das in einem Ausmaß, das sowohl auf PSone als auch PSP seinesgleichen sucht.

Ein echtes Star Ocean – schon damals

Nachdem ihr die ersten Kämpfe absolviert habt, stellt sich heraus, dass Star Ocean: The Second Story ein Old-School-Klassiker ist. Die Kämpfe laufen in Echtzeit, aber in einem Extra-Bildschirm ab, und ihr sahnt Erfahrungspunkte ab. Eure Charaktere erlernen spezielle Fähigkeiten, steigern Fertigkeiten und bauen Talente aus. Ihr versucht, eure Party per Erfahrungspunkte auf den nächsten Level zu hieven. Es gibt Gegenstände, magische Ausrüstungsteile, die Möglichkeit zum Schmieden und Brauen, Magie kommt ebenfalls vor und auch die Romantik kommt nicht zu kurz!

So weit, so gut, allerdings ist es der Mix von allen diesen Punkten, die das Game zu einem unvergesslichen Highlight für RollenspielerInnen gemacht hat. Mit jedem Levelaufstieg erhalten eure Charaktere auch Fertigkeitenpunkte, die auf Punkte wie „Küchenmesser“, „Biologie“ und „Starker Schlag“ verteilt werden können. Jede Fertigkeit hat eine Auswirkung auf den Kampfbereich und auf den Nicht-Kampfbereich. Beispielsweise erhöht „Küchenmesser“eure „Kochen“-Fähigkeit, und boostet zusätzlich eure Stärke um 20 Punkte!

Wie ihr eure Charaktere hochstuft, bleibt zu 100 % euch überlassen. CrafterInnen werden Star Ocean lieben, denn ihr könnt mit Hilfe der Fähigkeiten und Superspezialbefehlen (z.B. „Meisterkoch“, wenn mehrere Partymitglieder „Kochen“ beherrschen) euer Spielerlebnis individuell und um ein Vielfaches facettenreicher gestalten. Allerdings ist es ebenso möglich, auf die Fertigkeiten als solches zu verzichten und nur rein nach den Kampfboni Punkte zu verteilen. Dass jeder Charakter eigene zufällige Talente besitzt (Lyrik, Musikalität, Geschick etc.), hebt den Spaßfaktor nur noch mehr!

Mitreißend bis zum Schluss

Mit der Wahl der Hauptfigur nehmt ihr wiederum Einfluss darauf, wer überhaupt in eure Party möchte und wer nicht. Weiters sei noch gesagt: Es gibt bis zu 86 Enden sowie einen hundertstöckigen Geheimdungeon inklusive übermächtigem Endgegner inklusive der Option, den regulären Endboss um ein Vielfaches stärker zu machen. Nicht zu vergessen sind die „Privaten Aktionen“, in denen eure Party in den Städten auf Einzelerkundung geht. Manche Ereignisse stellen sogar die Gefühlswelten der Charaktere auf den Kopf – ihr könnt diese nutzen, müsst aber nicht.

Nachdem sich also Claude und Rena zusammengefunden haben, geht es auf Befehl des Bürgermeisters von Arlia auf die Reise. Es gilt, die seltsamen Vorkommnisse, die sich in letzter Zeit immer mehr häufen, zu untersuchen. Alles hat seine Ursache in Form eines Meteoriten, der vor nicht allzu langer Zeit auf einem anderen Kontinent eingeschlagen hat. Bis zu acht Charaktere begeben sich auf die fesselnde Reise quer über den Planeten, bevor die Handlung eine unvorhersehbare Wendung nimmt…

Dabei wird das Spiel mal storylastiger und mal actionlastiger. Der Mix ist wunderbar gelungen und frustriert nur selten, wenn ihr zum Grinden gezwungen werdet. In der Schlacht habt ihr übrigens die Option, euren Mitstreitern (sowie auch dem von euch gesteuerten Charakter, überhaupt kein Problem) eine Taktik zurechtlegen, die von „Spare Magiepunkte“, „Voller Angriff“, „Fernangriff“ bis hin zu „Tu überhaupt nichts!“ reichen kann. Wunderbar!

Die liebe Technik: Nicht mehr zeitgemäß

Die Steuerung selbst fällt einfach nicht auf. Punkt. Sie arbeitet wunderbar und intuitiv für ein Rollenspiel eng mit euch als SpielerIn zusammen, und es gibt niemals Schwierigkeiten, die man der Steuerung wegen nicht lösen könnte! Die Schultertasten bewegen in der Kartenansicht die Kamera, während sie im Kampf die Spezialangriffe wie „Luftschnitt“ und „Hurrikanschlag“ auslösen.

Natürlich kann man die Grafik heutzutage nicht mehr ausreichend würdigen; die 2D-Sprites sind für die Jetztzeit einfach nicht mehr zeitgemäß. Allerdings bleibt hier anzumerken, dass die vorgerenderten Hintergründe nett anzusehen sind und die grafische Aufmachung eine ganz eigene Atmosphäre erzeugt. Wer also im Retro-Feeling von einer Nicht-Polygon-Grafik absehen kann und eher mehr Wert auf den Sog legt, den ein Titel erzeugen kann, ist mit diesem Spiel bestens beraten.

In Sachen Sound wiederum ist die Sache eindeutig: Die Musiksamples suchen ihresgleichen. Selten wurde eine malerische Stimmung derart treffend untermalt und begleitet, und auch die Sounds sind stark und nerven nur in seltenen Ausnahmesituationen (bloß zwei Synchronstimmen sind wahrlich daneben). Wundert euch also nicht, wenn ihr euch nach dem Spielen dieses Titels plötzlich mit dem Theme des Dorfes Arlia im Kopf wiederfindet!

Fazit zu Star Ocean: The Second Story

Was bleibt hier zu sagen? Star Ocean: The Second Story ist ein großartiges Highlight für RollenspielerInnen aller Altersgruppen. Der Originaltitel für PSone ist leider nur sehr schwierig und finanziell aufwändig zu bekommen, dafür gibt es das Remake für PSP unter dem Titel Star Ocean: Second Evolution mit einem zusätzlichen spielbaren Charakter.

Wenn ihr euch zutraut, zig Stunden mit einem älteren Titel und einer guten Geschichte zu verbringen, könnt ihr hier nicht viel falsch machen. Während die Technik nicht mehr ganz zeitgemäß ist, kann die Story mit ihren Wendungen noch immer überzeugen. Auch die Ideen mit den Spezialtechniken und Fertigkeiten ist heute noch unerreicht. Schade, dass für die aktuelle PS4 derzeit nur Teil drei und vier verfügbar sind.

Alle Fans von Rollenspielen sei dieser Titel wärmstens ans Herz gelegt, wer die Star Ocean-Reihe nicht kennt, hat was verpasst! Selbst für jene, die Adventures nur gelegentlich spielen, ist dieses Spiel eine absolute Empfehlung. Bravo, tri-Ace, genau das ist der Stoff, aus dem die (guten) Rollenspiele sind. Wieso kommt dieser Klassiker nicht in den PSN-Store? Vielleicht unternimmt Sony ja noch etwas, zu hoffen wäre es!

Wertung: 9.0 Pixel

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