Sproing ist pleite, Games made in Austria am Ende?

von postbrawler 27.11.2016

Sproing ist pleite. Damit trägt sich die Wiener Softwarefirma in die lange, traurige Liste des Scheiterns österreichischer Spiele-EntwicklerInnen ein. Doch wer, oder was trägt Schuld daran, dass hierzulande einfach keine nachhaltige Videospiel-Industrie entstehen kann? Dazu muss man bis in die Neunziger zurückblicken. Denn damals sah es noch nicht so schlecht aus um die Marke „Games made in Austria“.

Games made in Austria: Sproing

Games made in Austria

Alle paar Jahrzehnte gelingt dem kleinen Land Österreich ein echter Exportschlager. Ich denke nicht nur an Mozart, Falco oder Schwarzenegger. Sie alle haben es aus eigener Kraft geschafft, denn oft waren der Staat und die kulturelle Förderung dabei eher hinderlich. Ähnlich erging es österreichischen Spieleproduktionen. Die kleine Schladminger Firma Max Design musste sich finanzielle Unterstützung aus Deutschland holen, um ihr Projekt, die Anno-Reihe, publishen zu können. Die steirische Firma JoWood griff ebenfalls das Potenzial der Nachbarländer ab, da es in Österreich keine brauchbaren Förder- oder Ausbildungsmodelle für junge Talente gab. Heraus kamen Perlen wie Gothic oder Spellforce.

Anno, Gothic und Spellforce

Beide Firmen mussten vor dem rauen Wind des Marktes kapitulieren, und existieren heute nur mehr als Wikipedia-Einträge. Und dann ist da noch Sproing. Die seit der Jahrtausendwende in der Bundeshauptstadt ansässige Firma zeichnete sich für ein popkulturelles Phänomen verantwortlich, dass man am besten mit dem heutigen Pokémon Go vergleichen kann: Die Moorhuhn jagt. In den frühen 2000ern gab es kaum einen (Arbeits)-PC, auf dem der kurzweilige Shooter nicht installiert war. Doch auch weniger verbreitete Titel wie Panzer Tactics oder Crazy Kickers brachten Sproing Achtungserfolge ein.

Sproing gehörte zur alten Garde

Nun, 15 Jahre nach der Gründung, ist Sproing insolvent. Rund 3 Millionen Euro soll Sproing seinen Gläubigern schulden. Man wolle die Firma sanieren, die Marke retten. So heißt es derweilen optimistisch aus der Chefetage der angeschlagenen Firma. Dass dies bedeutet, den Gürtel enger zu schnallen, und gut einem Drittel der Angestellten blaue Briefe zu überreichen, ist die weniger optimistische Kehrseite der Medaille. Es stimmt mich traurig und nachdenklich, wenn ich mir die Situation vor Augen führe. Ein paar magere Handy-Games und Lizenz-Titelchen durfte Sproing zuletzt noch entwickeln. Fernab vom Triple-A-Glanz der Branche, die schon vor einiger Zeit Hollywood umsatztechnisch überflügeln konnte.

Den Indies gehört die Zukunft

Spielefirmen siedeln sich lieber in Frankreich, den USA oder Kanada an. Denn dort gibt es kulturelle Förderprogramme, gut ausgebildete Fachkräfte, und eine viel höhere Akzeptanz für das Medium. Hierzulande wird gar noch die Nase gerümpft vor den bösen Killerspiel-Produzenten. Die erwirtschaften doch nichts, die schauen den ganzen Tag nur ins Kasterl! Ein Kanzler Kern denkt erstmals auch Laut über Fördertöpfe für die jungen Wilden der Branche nach. Die Förderung von Talent und Kreativität in der IT-Branche ist einer der wichtigsten Eckpfeiler künftiger Wertschöpfungsketten. Firmen wie Apple, Google und Facebook haben bewiesen, dass eine Volkswirtschaft nicht nur mit Stahl, Erdöl oder Tourismus erfolgreich sein kann.

Späte Erkenntnis

Leider kommt diese Trendwende reichlich spät. Die politischen Versäumnisse der letzten Jahrzehnte haben schon vielen kreativen Firmen das Leben gekostet. Dass es sie nach wie vor gibt, beweisen Erfolgsgeschichten wie Ori and the Blind Forest oder Son of Nor. Wenn es der Politik gelingt, das diese Indie-Beispiele Schule machen, könnte Österreich auch wieder kreative, ausländische Talente anlocken. Das wäre wichtig, um die Marke „Games made in Austria“ wieder zu altem Glanz zu verhelfen.

 

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Lukas Brunner

“Ori and the Blind Forest” is one of the most brilliant gems I played over the last years. But sorry: Ori is neither an indie title nor was it truly made in Austria.