The Sly Trilogy (PSV) im Test

von Max Hohenwarter 10.05.2014

2003 trieb der diebische Waschbär das erste Mal auf Sonys PlayStation 2 sein Unwesen. Nach der 2010er-HD-Neuauflage aller drei Teile für die PlayStation 3 kann man nun auch unterwegs auf Beutezug mit Sly gehen. Ob The Sly Trilogy für die PlayStation Vita mein Herz gestohlen hat oder ich eine schlechte Portierung auf frischer Tat ertappt habe, lest ihr im Test.

Äsop meets Robin Hood

Der griechische Fabeldichter Äsop hätte sich die Geschichte um den klauenden Waschbären nicht besser ausdenken können. Sly Cooper entstammt einer langen Ahnenreihe von Meisterdieben. Die Coopers Leben seit jeher nach ihrem strengen Familienkodex, dem Thievus Raccoonus, der ein paar Kniffe verrät und erlaubt, andere GaunerInnen um ihr unrechtmäßig Erworbenes zu bringen.

Eines Tages tauchen fünf skrupellose Verbrecher auf, die eben jenen Familienkodex in fünf Einzelteile zerlegen und allesamt einen für sich behalten. Nachdem Slys Vater diesem Raub zum Opfer fällt, landet der kleine Waschbär im Waisenhaus, wo er seine zukünftigen besten Freunde, das schwerfällige Nilpferd Murray und die schlaue Schildkröte Bentley, kennenlernt und mit ihnen gemeinsam schwört, den Thievus Raccoonus zurückzuholen sowie Slys Familienehre wiederherzustellen. Fortan gehen die drei auf Diebestour.

Sly Cooper PS Vita 1

Story meets Stillstand

In den zwei Fortsetzungen Sly 2: Band of Thieves sowie Sly 3: Honor among Thieves ist die Grundhandlung eine ähnliche, und auch lieb gewonnene oder ehemals feindlich gesinnte Charaktere tauchen wieder auf. Jedoch ist der Grundtenor immer der gleiche: Die Freunde klauen irgendetwas und verweisen dabei einige „bad guys“ in die Schranken.

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Äsops Fabeln spielen immer in der gegenwärtigen Realität, lediglich mit Tieren anstatt der Menschen, und es gibt auch immer eine moralische Lehre. Das mit der echten Welt gilt auch für die Sly-Spiele. Das mit der moralischen Lehre erschließt sich mir zwar nicht ganz. Aber seien wir ehrlich: a) verlangt man bei einem Jump ’n’ Run weder eine hochkomplexe Story geschweige noch eine moralische Weisheit, die man daraus für sein Leben ziehen kann, und b) geht es bei Sly einfach nur um den Spielspaß – und den hat man mit den drei Games definitiv.

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Jump ’n’ Run meets Stealth

Die drei Spiele gleichen sich vom Grundprinzip wie ein Ei dem anderen, sowohl story- als auch gameplaytechnisch. Hüpfen und Geschicklichkeitseinlagen wechseln sich mit kleineren Kloppereien und Minirätseln ab. Gepaart wird das ganze mit gelegentlichen Stealth-Einlagen, in denen Sly in ein Fass springt und an Gegnern und Suchscheinwerfern vorbeischleicht, sowie kurzweiligen Minispielen. Einziger Unterschied in den einzelnen Ablegern ist, dass die begehbaren Areale ab Sly 2 weitläufiger und weniger schlauchig ausfallen und ebenso ab dem zweiten Teil weitere Charaktere spielbar sind, wie beispielsweise das träge, aber faustschwingende Nilpferd Murray und die auf Gadgets und Fernkampf setzende Schildkröte Bentley. Der dritte Teil bietet sogar noch weitere Mitglieder der Diebesgang, die ich aber an dieser Stelle nicht spoilern will.

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Abwechslungsreichtum meets Ragequit

Das alles ist durchgängig spaßig und auch abwechslungsreich, aber The Sly Trilogy für die Vita nervt auch an einigen Stellen – beispielsweise bei der Steuerung –, wodurch sich Frust aufbauen kann. Zum einen ist die Sprungsteuerung etwas unpräzise, was gerade bei einem Jump ’n’ Run ein No-Go ist. Zum anderen wollte man für die Vita-Version natürlich auch die technischen Möglichkeiten des Handhelds ausnutzen. So meinte man es gut und belegte den vorderen Touchscreen mit der Funktion, das Fernglas hervorzuholen. Worst idea ever! So passiert es oft, dass man in einer fordernden Geschicklichkeitspassage versehentlich den Touchscreen berührt und damit das Fernrohr hervorholt. Dies quittiert das Spiel dann damit, dass man von Lasern gegrillt wird oder in den nächstbesten Abgrund stürzt. Gerade bei einem Spiel, das die Rücksetzpunkte nicht immer fair setzt und obendrein nicht unendlich viele Continues bietet, ist das sehr ärgerlich. Habt ihr nämlich alle Leben verbraucht, dürft ihr den ganzen Level nochmal von vorn starten, was bei etwas reizbareren Naturen, so wie ich eine bin, schon einmal zu einem Ragequit führt.

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Cel-Shading meets Bad Porting

The Sly Trilogy sieht auf der Vita echt ganz schick aus. Das liegt sowohl am von der HD-Neuauflage übernommenen 16:9 Bildformat als auch an der comic-haften Cel-Shading-Optik. Spiele dieser Sorte altern einfach extrem gut und behalten auch nach über einem Jahrzehnt ihren charmanten Stil. Die Vertonung der Charaktere ist auch gut gelungen, und der teilweise jazzige Soundtrack kombiniert mit den an die alten Looney Tunes erinnernden Cartoongeräuschen, beispielsweise wenn Sly schleicht, passt auch hervorragend. Präsentationsmäßig ergibt sich so ein stimmiges Gesamtbild. Lediglich eine Nörgelei gibt es: Die netten Filmsequenzen zwischen den einzelnen Diebestouren wurden sehr unsauber und schlecht aufgelöst auf Sonys Handheld portiert. Dafür gibt es Abzüge.

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Zusammenfassung

The Sly Trilogy auf der PS Vita ist eine Medaille mit zwei Seiten. Auf der einen Seite steht das abwechslungsreiche, fordernde und fast unkaputtbare Spielprinzip, das zudem stilsicher präsentiert ist und auch heute optisch noch überzeugen kann. Auf der anderen Seite steht die unsaubere Steuerung, die bei einem Jump ’n’ Run einfach sitzen müsste, die nervige und teils hinderliche Einbindung des Vita-Touchscreens und die verpixelten Zwischensequenzen, die die eigentlich nett inszenierten Filmchen versauen.

Mein Urteil fällt aber ganz klar für einen Kauf von The Sly Trilogy aus, denn erstens können ZockerInnen, die die Titel um den kleptomanischen Waschbären bisher verpasst haben, nun endlich auch unterwegs auf Beutezug gehen, zweitens liefert das Bundle ziemlich viel Spiel fürs Geld – drei umfangreiche Games um 30 Euro ist sehr fair.

Trotz mancher Mängel dürft ihr also gern zum Gameshändler eures Vertrauens gehen und vor Freude diebisch grinsen, wenn ihr The Sly Trilogy für die PS Vita aus dem Regal nehmt – aber bitte das Bezahlen nicht vergessen 😉

Wertung: 8 Pixel

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