Quo vadis, Game City?

von Stefan Hohenwarter 26.09.2016

Nach dem Debüt im Jahr 2006 feierte die Game City 2016 das erste Jubiläum. Seit zehn Jahren verwandeln sich einmal im Jahr die heiligen Hallen des Wiener Rathauses in den wohl größten Videospieltempel Österreichs. Aber nicht nur das! Mittlerweile ist die Game City mit rund 80.000 BesucherInnen mit der gamescom und der Paris Game Week eine der wichtigsten Messen in Europa.

game city 2016

Quo vadis, Game City?

zehn Jahre lang wurden immer mehr BesucherInnen angelockt, doch wohin führt die Reise? Diese Frage stellte ich mir mehrmals, als ich durch die Hallen des Rathauses stapfte. Eines der wohl größten Probleme ist der Zeitpunkt. Die gamescom findet nur einen Monat zuvor und die Paris Game Week nur rund einen Monat danach statt. Beide Messen locken rund 300.000 Menschen an, und so ist es nicht verwunderlich, dass sich Ubisoft, Microsoft, Sony und Co. keine Ankündigungen für die Game City aufsparen. Die Frage, für wen die Game City eigentlich spannend ist, ist somit berechtigt.

Spannend für die Presse?

Ein klassisches Henne-Ei-Problem.

Das Presse-Aufgebot ist in Wien im Vergleich zur gamescom und der Paris Game Week gering. Ein klassisches Henne-Ei-Problem: Sollte man zuerst mehr presserelevante Themen auf der Game City präsentieren, um mehr JournalistInnen anzulocken? Oder müssen zuerst noch mehr PressevertreterInnen vor Ort sein, damit Publisher Enthüllungen, spezielle Hands-on-Termine etc. in Wien bringen? Hier sei Ubisoft ausgenommen, denn Jahr für Jahr bringt der Publisher namhafte EntwicklerInnen nach Wien, die den Fragen der Presse Rede und Antwort stehen. Dieses Jahr waren Interviewpartner für Ghost Recon: Wildlands, For Honor und Watch Dogs 2 vor Ort.

for-honor-game-city

Spannend für die BesucherInnen?

Die Game City wäre ein perfektes Event für die VideospielenthusiastInnen. Es ist die perfekte Zeit, um sich vorab über die kommenden Spielehighlights zu informieren. Besonders für die Fans von PS VR war die diesjährige Game City ein Fest. Nicht nur, dass man sich vorab für einen Präsentationstermin registrieren konnte, Sony brachte auch mehr oder weniger alle Launch-Titel nach Wien. Abseits davon konnte man sich bei Ubisoft Präsentationen anschauen und selbst das eine oder andere Spiel ausprobieren. Positiv möchte ich an dieser Stelle noch den Nintendo-Stand hervorheben, an dem auf die BesucherInnen Community-Aktionen und ein fettes Line-up warteten. Zudem war ich erstaunt, dass Activison Call of Duty: Infinity Warfare und Sony Horizon Zero Dawn (im Gegensatz zur gamescom) vor Ort zum Spielen anboten. Daumen hoch hierfür! Die wohl größten Vorteile für die Massen sind meiner Meinung nach allerdings, dass das Event mitten in der Stadt zu finden und der Eintritt kostenlos ist.

Quo Vadis Game City

Spannend für die Publisher?

Nicht weiter verwunderlich, dass dieses Jahr EA, Capcom und Microsoft der Game City fern blieben

Besonders aus der Sicht der Publisher stelle ich mir die Frage, ob die Game City bei den EndkundInnen ankommt. Es wäre meiner Meinung nach der beste Zeitpunkt, um die Videospielfans, Eltern und neue Zielgruppen anzusprechen. Diese Option wird aber nur von wenigen Publishern genutzt. Warum? Entweder ist der Preis für die doch begrenzte Fläche im Rathaus zu hoch, oder die Publisher stellen sich die Sinnfrage: Wenn man anschaut, welches Publikum sich auf der Game City tummelt, so sieht man schnell, dass im Gegensatz zur gamescom beispielsweise großteils Familien und Zufallsgäste vor Ort sind. Viele scheinen nur auf der Jagd nach Gratiszeug zu sein und sich für die Spiele nur zu interessieren, wenn sie fürs Anspielen einen Pikachu-Hut oder Ähnliches erhalten. Daher ist es für mich nicht weiter verwunderlich, dass dieses Jahr EA, Capcom und Microsoft der Game City fern blieben.

Quo Vadis Game City

Weichen für die Zukunft stellen!

Da das Event meiner Meinung nach für niemanden vollends spannend ist, hoffe ich, dass es zu einem Bekenntnis kommt. Die Game City soll nicht versuchen, es allen irgendwie ein bisschen recht zu machen, sondern ein Statement abgeben: Will man eine Branchenmesse sein (mit der F.R.O.G. lockt man ja auch mit Vorträgen), oder möchte man die Massen begeistern? Wenn Letzteres der Fall ist, muss man meiner Meinung nach endlich in eine ordentliche Eventlocation ausweichen. Sonst besteht nicht nur die Gefahr, in Europa bald nicht einmal mehr die dritte Geige zu spielen, sondern auch in Österreich von anderen Events wie zum Beispiel der Vienna Comic Con überholt zu werden.

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[…] Präsentationen wurden oft auch im Consumer-Bereich gezeigt, weshalb ich mir, ähnlich wie bei der Game City 2016, die Frage stelle, wohin der Reise der gamescom geht. Langsam aber sicher muss man aufpassen, dass […]

[…] Stefan schon in seinem Bericht Quo vadis, Game City? Beschreibt, müssen sich die Publisher und VeranstalterInnen entscheiden: Soll die Game City ein […]