Preview: Lords of the Fallen

von Max Hohenwarter 03.10.2014

Das deutsche Entwicklerstudio Deck 13 Interactive kannte man bisher eher durch gemächliche Point-and-Click-Adventures, wie beispielsweise Jack Keane oder das von KritikerInnen gelobte, mit seiner Comic-Optik leicht niedliche Rollenspiel Venetica. Für das Fantasy-Epos Lords of the Fallen hat man sich allerdings die polnischen Gamedesigner von CI Games mit ins Team geholt – ab da war dann anscheinend Schluss mit lustig und Comic-Optik. Ich konnte mir auf der gamescom das düstere und gleichzeitig wunderschöne RPG ansehen und war begeistert.

Angriff der Klonspiele

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Seit From Software uns das erste Dark Souls-Spiel bescherte (Demon Souls), erfreuen sich unerbittliche, schwere Games wieder großer Beliebtheit. Natürlich wollen andere Publisher und Entwicklerstudios von diesem bockschweren Konzeptkuchen auch ein Stückchen abhaben, und so rüsten sich die Klonspiele zum Angriff – man denke nur an das DotA-Original und die Wellen, die es geschlagen hat. Sogar der Executive Producer Tomasz Gop sprach mit mir im Interview auf der gamescom über die sogenannten Souls-likes (in Anlehnung an das Modewort Rogue-like):

Den EntwicklerInnen aber zu unterstellen, eine im wahrsten Sinne des Wortes seelenlose Kopie der Souls-Reihe zu machen, wäre unfair, denn Lords of the Fallen hebt sich durch ein paar feine Features vom großen Vorbild ab und ist vor allem einsteigerfreundlich. Fangen wir gleich einmal mit dem augenscheinlichsten Merkmal an, der …

… Story

Muss man sich bei Dark Souls die Hintergrundgeschichte erst mühevoll aus Item-Beschreibungen und vagen Andeutungen so mancher NPCs zusammenschustern, bietet Lords of the Fallen eine durchkonstruierte und, wie ich meinen möchte, epische Handlung.

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In alten Zeiten lehnten sich die Menschen gegen ihre Götter auf, waren aber schlussendlich nach erbitterten Schlachten imstande, diese zu besiegen. Die Überreste der Götter ragen nun als gebirgsartige Gebilde aus der Landschaft. Ihr übernehmt die Rolle des Helden Harkyn, obwohl Antiheld es wohl treffender ausdrückt. In der Welt von Lords of the Fallen stehen ÜbeltäterInnen ihre Sünden nämlich in der Tat in Form von Tattoos ins Gesicht geschrieben. Genau so ein Schurke ist Harkyn. Wenn er es schafft, die anstehende Bedrohung durch die wiederkehrenden Gottheiten samt Dämonenarmee abzuwenden, soll ihm Amnestie zuteilwerden.

Erkenne den Unterschied

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Sagen euch die Fehlersuchbilder in den gängigen Illustrierten und Tageszeitungen etwas? Schön, denn dann seid ihr vielleicht auch gut darin, den Unterschied zwischen Dark Souls und Deck 13 Interactives beziehungsweise CI Games Hack ’n’ Slasher zu finden. Gameplaytechnisch muss sich Lords of the Fallen nämlich trotz geringer Abweichungen im Detail den Vergleich mit From Softwares Hardcore-RPGs gefallen lassen. Im gleichen Atemzug sei aber erwähnt, dass Lords of the Fallen wohl nicht dafür sorgen wird, dass unzählige Gamepads aus Frustration Bekanntschaft mit meiner Zimmerwand machen. Dennoch: Die Mechanik und das Gegnerverhalten auswendig zu lernen, um dann im richtigen Moment einen verheerenden Treffer zu landen, ist unabdingbar. Ohne Blockversuche und gut getimte Gegenschläge sieht man sich, genau wie beim Vorbild, die Radieschen ziemlich schnell und vor allem oft von unten an.

Hier ist auch gleich der zweite Detailunterschied: In Dark Souls sterbt ihr und verliert alle eure mühevoll angesammelten Seelen, die euch Attributsverbesserungen gewähren. Obendrein dürft ihr das gesamte Level noch einmal von gegnerischem Gesocks reinigen, was extreme Geduld voraussetzt. Lords of the Fallen ist hier um einiges barmherziger. An fair platzierten Speicherpunkten könnt ihr nämlich auch eure bisher erworbenen Erfahrungspunkte speichern. Letztere verteilt ihr übrigens auf bis zu drei Fertigkeitenbäume der Klassen Kleriker, Krieger und Schurke. Im Spielverlauf steht es euch frei, die Heldenart einfach mit der entsprechenden Waffe zu wechseln, da alle spezifische Waffen benutzen.

Mein Dark Souls

Ja, ich gestehe: Ich bin eine Niete in Dark Souls und habe mittlerweile wegen der Unnachgiebigkeit und des Sadismus dieses Games resigniert. Bei Lords of the Fallen wird das anders werden: Das Spiel schafft dank diverser Komfortfunktionen die Gratwanderung zwischen forderndem Schwierigkeitsgrad und einsteigerfreundlicher Fairness. Wo From Softwares Spiele bei mir wohl auf dem Pile of Shame verstauben werden – ich möchte einfach keinen DualShock-Controller mehr vor Wut zerstören müssen –, werde ich Lords of the Fallen definitiv durchspielen. Ich habe irre viel Lust auf das Game, denn die Story verspricht, spannend zu werden, das Gameplay ist herausfordernd, aber fair, und die Grafik sucht ihresgleichen. In der Optik liegt eine enorme Detailverliebtheit, dass es einfach nur Spaß macht, zwischen den Kämpfen innezuhalten und die tollen Levels zu genießen. Man verzeihe mir dieses schlechte Wortspiel, aber den Lords of the bin ich echt verFallen.

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