Okami HD (PC) im Test: Atemberaubend schön

von Mandi 20.12.2017

Okami HD hat es nun endlich auf die modernen Geräte geschafft. Es ist für PC, PS4 und Xbox One verfügbar. Wenn ihr Okami noch nie gespielt habt, gebt ihm eine Chance – so gut ist es. Wollt ihr mehr erfahren, lest das Review!

Warum Okami HD Pflicht ist

Okami HD ist eine Hommage an eines der besten und schönsten Spiele der PS2-Ära. Im Prinzip erwartet euch hier ein Adventure á la The Legend of Zelda. Damit nicht genug, durch den eigenwilligen Sumi-e-Tinten-Zeichenstil sieht Okami HD auch wie ein lebendiges Tuschewerk aus. Das Spiel muss einfach hochauflösend gespielt werden, dabei ist es egal, ob ihr Full HD oder 4K bevorzugt.

Die Welt von Okami HD ist eine klassische Version von der Vergangenheit Japans. Das ländliche Leben wird großgeschrieben, es gibt Könige und Kaiser, und traditionelle Anspielungen findet ihr links und rechts. In dieser fernöstlichen Welt kommt das ultimative Böse, nämlich der mehrköpfige Dämon Orochi, zum Vorschein. Gut, dass die Sonnengöttin Amaterasu rechtzeitig erwacht, um dies zu verhindern!

Um Frieden und Ruhe wieder herzustellen, muss Amaterasu in Form einer Wölfin 13 Pinseltechniken erlernen. Ihr könnt nämlich nicht nur mit eurer vierbeinigen Protagonistin rasch herumlaufen, sondern auch Göttliche Pinseltechniken einsetzen. Dieses Gameplay-Element pausiert eure Sicht und lässt euch auf einer braunen Papyrus-Ebene mit eurem Pinsel Dinge zeichnen.

Die Pinseltechniken und mehr

In Okami HD erwarten euch viele Fähigkeiten, die ihr fast zu jeder Zeit einsetzen könnt. Da die gesamte Welt in gewisser Weise auf eure Künste reagiert, macht das Okami HD um so schöner. Malt ihr etwa einen Kreis in den Himmel, lasst ihr die Sonne erstrahlen, und mit einer Sichel ruft ihr die Nacht herbei. Das ist aber noch nicht genug, denn das sind nur die Basics.

Eure Amaterasu darf mächtige Schnitte austeilen, tote Bäume wieder zum Leben erwecken oder sogar die Zeit verlangsamen. Das hilft euch wiederum dabei, zerstörte Gebäude und Sehenswürdigkeiten zu reparieren oder auf Seerosenblättern zu reisen. Ihr habt sogar die Macht des Windes auf eurer Seite, und übrigens könnt ihr im späteren Verlauf auch Bomben herbeirufen.

Okami HD wartet mit teils einfachen und teils knackigen Rätseln auf. Jede neu erlernte Pinseltechnik eröffnet euch neue Möglichkeiten, um die Welt zu erforschen oder Schätzen nachzujagen. Auch in den eigenen Kampfbildschirmen, in die ihr dann und wann geworfen werdet, ist der Pinsel unerlässlich. Ob ihr Feinde zerteilt oder lieber Hindernisse erstellt, alles ist eurer Fantasie und Strategie unterworfen.

Die Leichtigkeit von Okami HD

Weiters kann das Game mit einem wundervollen Humor-Stil glänzen. Die herrlich überzeichneten Charaktere sind bestimmt nicht für alle SpielerInnen ansprechend, für mich jedoch ist es einfach klasse. Nichts geht über den drolligen Floh Issun, der immer wieder richtig schlechte Scherze ablässt. Eure stumme Heldin Amaterasu jault und heult teilweise auf, wenn ein Wortspiel so richtig daneben geht – genial!

Doch auch andere Charaktere wie Susano und Waka bleiben im Gedächtnis. Während ihr mit eurer Wolfsgestalt die Welt erkundet und dabei Wandsprünge vollführt, passiert rund um euch immer wieder etwas Neues. Den Schritten von Amaterasu folgen immer kleine Grasbüschel und Bäumchen, die einfach so sprießen. Auch die Dorfbewohner sind nicht erfreut, wenn ihr in ihrem Garten nach Schätzen buddelt.

Die Spielzeit von Okami HD ist enorm, ihr könnt locker zig Stunden in der alten japanischen Welt verbringen. Wenn ihr also zu den SpielerInnen gehört, die sich die Zeit nehmen, um an den Blumen zu riechen, seid ihr hier mehr als willkommen. Doch auch, wenn ihr euch nur der Hauptquest widmet, könnt ihr mehr als 30 Stunden rechnen. Wollt ihr auch noch Nebenaufgaben lösen, übersteigt ihr klar die 50.

Die Schattenseiten des Wolfes

Obwohl die Grafik eines der meistzitierten Dinge an Okami HD ist, so gibt es genau in dieser Abteilung eine kleine Schwäche. Das betrifft nämlich die Zeichendistanz im Game. Oft fällt euch auf, wie in der Entfernung plötzlich Bäume und Pflanzen aufploppen. Es ist klar, dass die heutige Technik viel mehr drauf hat als die PS2 anno dazumals – dieses Detail ist leider übersehen worden. Vielleicht schafft ein Patch da Abhilfe?

Weiters ist das alte Problem von Third-Person-Perspektiven auch in Okami HD vorhanden. Die Kamera ist zwar zu 98 Prozent da, wo sie sein soll, aber gerade in engen Passagen müsst ihr euch fast an den pelzigen Schädel greifen. Dafür könnt ihr die Kamera auch zu jeder Zeit justieren, dieser Punkt fällt also für mich nicht stark ins Gewicht. Was ebenfalls ein wenig nervt, ist das Gebrabbel während der Dialoge (mit F1 überspringbar). Wenn ihr auf Simlisch steht, ist die Sprachausgabe aber sogar positiv!

Der größte Schwachpunkt ist jedoch der Anfang von Okami HD. So langatmig und so auf die Folter spannend war noch selten ein Intro. Fast 15 Minuten müsst ihr das simlische Geplapper aushalten, bis ihr über die Feinheiten der japanischen Welt aufgeklärt seid. Als Bonuspunkt habt ihr dann wirklich alles in euch aufgesaugt. Wenn ihr das Intro ohne Tobsuchtsanfälle übersteht, seid ihr bereit für das Gameplay von Okami HD!

Mechanismen, Mechanismen überall

Abgesehen von den kleinen Wermutströpfchen macht dieses Game so viel richtig. Jede neue Pinseltechnik lässt sich mit etwas Übung locker einsetzen, und gerade im Erforschungsdrang könnt ihr euch immer auf die Tusche verlassen. Darüber hinaus bemerkt ihr erst später im Spiel, welche Gameplay-Möglichkeiten Okami HD von Anfang an bietet. Gepaart mit der langen Spielzeit gibt es wirklich viel zu entdecken und zu bestaunen.

Allerdings ist Okami HD manchmal ein Opfer seines eigenen Umfangs. Manche Plätze fühlen sich zwar liebevoll designed, aber letzten Endes doch leer an. Manchmal sind dann genau dort kleine Schätze versteckt, aber so richtig belohnt wird der Geist der Suchenden dann auch nicht. Gegen Ende von Okami HD seid ihr dann eine Wölfin, die all ihre Eigenschaften bis zum Maximum aufgewertet hat inklusive mehrerer Mägen und einem dicken Geldbeutel. Realismus pur!

Apropos Mechanik: Ihr dürft euch zwischen Controller-Steuerung und Tastatur entscheiden. Während ihr mit Maus und Tastatur zu den besten PinselschwingerInnen des Landes gehört, steuert sich Amaterasu zweifellos besser mit einem Analog-Stick. Dennoch sind beide Steuerungsoptionen ihre Zeit wert, und Okami HD schlägt hier einen bemerkenswerten Spagat.

Fazit: Lasst euch Okami HD nicht entgehen

Was gibt es da noch zu sagen? Okami HD für PC, PS4 und Xbox One ist zweifellos die Version, die ihr für diesen Klassiker erstehen solltet. Insbesondere in 1440p- oder 4K-Auflösung sieht das Game einfach nur klasse aus. Der Tusche-Stil und die Animationen (wenngleich nur in 30 Bildern pro Sekunde) versprühen mehr Charme als fotorealistische Spiele der letzten Dekade.

Die Steuerung wurde ideal umgesetzt, egal, ob ihr mit Tastatur oder Controller zockt. Der Umfang ist enorm, und Spielzeiten an die 50 Stunden sind keine Seltenheit, wenn ihr nur ein wenig auf Erforschung steht. Eine Schnellreise hat es ebenfalls in die große Welt geschafft, und die Kämpfe sind nicht repetitiv. Die Pinseltechniken fügen sich nahtlos in das Gameplay und Design ein, so muss ein Mechanismus aussehen!

Wenn ihr mit den wenigen Schwachpunkten von Okami HD klarkommt, ist dieses Spiel ein Meisterwerk. Das Gebrabbel als Sprachausgabe, der sehr langatmige Einstieg und die teils bockige Kamera sind die Schwachstellen des Titels. Das Herz von AbenteurerInnen schlägt bei Okami HD höher, und Fans von Tusche-Zeichnungen erleben hier einen wahr gewordenen Traum. Für grade mal 20 Euro ist das ein Hit!

Wertung: 9 Pixel

für Okami HD (PC) im Test: Atemberaubend schön von