Octodad: Dadliest Catch (PS4) im Test

von David Kolb-Zgaga 08.06.2014

In Octodad: Dadliest Catch erlebt man ein typisches amerikanisches Vorstadtleben: aufstehen, Kaffee machen, Rasen mähen, einkaufen – die üblichen Dinge, die üblichen Routinen. Doch wenn man ein Oktopus ist, der versucht, sich als Mensch zu tarnen, werden auch diese einfachen Dinge zur slapstickreichen Aufgabe! Was der charmante Indietitel Octodad: Dadliest Catch für euch zu bieten hat, erfahrt ihr hier im Test.

Schusseliger Tintenfisch

Schon in den ersten, tentakligen Schritten des Spiels muss man als Octodad die gute Ehefrau in spe zum Traualtar führen. Dass sie einen Oktopus heiratet, fällt weder ihr noch den BesucherInnen der Feierlichkeiten auf, was den unglaublich krassen Ninja-Skills zu verdanken ist, die Octodad über Jahre hinweg perfektioniert hat – denkste! Der Typ ist vertrottelter als Zoidberg aus Futurama und hat zudem die grazile Anmut eines Elefanten. Dabei ist die Steuerung mit Absicht so umständlich und vertrottelt konzipiert, dass man sie zuerst zum Schreien komisch findet, später einen Wutanfall bekommt, noch später in Embryonalhaltung weinend vor dem Bildschirm liegt, um gleich darauf wieder lachend auf der Couch zu sitzen – und das alles in nur 15 Minuten! So viel Slapstickeinlagen wie in Octodad: Dadliest Catch findet man sonst nur selten in einem Videospiel.

Let’s Dance

Das Ganze läuft ungefähr so ab: Mit dem rechten Trigger wählt man das rechte Bein von Octodad aus, mit dem linken das linke – logisch. Dann steuert man mit dem linken Analogstick das gerade ausgewählte Bein. Da der Kopffüßer seine Beine aber nicht abwinkeln kann, entstehen dadurch spagatähnliche Schritte, mit denen man über Bananenschalen, aufgestellte Dosen oder Ähnliches stolpert. Präzision ist kaum möglich, die damit möglichen „Dance-Moves“ sind aber unbestritten majestätisch. Mit dem rechten Analogstick steuert man Octodads Tentakeln, na ja Hände, … ihr versteht schon. Auch die tatschen mehr in der Gegend herum, als dass sie präzise Werkzeuge wären. Octodad: Dadliest Catch übertreibt mit der Steuerung maßlos, wodurch die skurrilsten und lustigsten Situationen entstehen, ähnlich wie es z. B. auch beim Surgeon Simulator 2013 der Fall ist.

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Hide and Seek

So hat man es als Octodad wirklich schwer, sich normal zu verhalten. Während seine Mitmenschen ihn in Gesprächen noch als menschlich empfinden (obwohl er nur sinnlos vor sich hin blubbert), entgehen wir bei Bewegungen im Alltag dem zweiflerischen Menschenpack zumeist nur knapp. Da möchte man nur in Ruhe gemütlich den Rasen mähen, schon wird durch meine oder viel mehr Octodads Tollpatschigkeit der halbe Garten zerstört und ins Chaos gerissen. Wenn man zu viel Unsinn anstellt und dabei erwischt wird, muss man diesen Abschnitt erneut beginnen. Die Lernkurve ist dabei angenehm und die „Hindernisse“ fair verteilt. Frustig wird es aber, sobald man einen Gegenstand, der in der Welt versteckt ist, nicht findet. Ich habe eine gute halbe Stunde nach einer Tiefkühlpizza gesucht! Dabei bekommt man keine Hilfestellung, und beim Suchen nach vermissten Dingen wird die Third-Person-Kamera teilweise zur Qual. Noch schlimmer ist es aber, wenn das Spiel von mir verlangt, einen Basketball in einen Korb zu werfen. Denn wenn der Ball nach dem 30. Mal noch immer nicht drin ist, möchte man am liebsten das Gamepad aus dem Fenster werfen. Ansonsten schafft es Octodad: Dadliest Catch, mich mit seinem abstrusen Gameplay und seiner charmanten Szenerie zum Lachen zu bringen. Der Titel lebt von seiner lustigen Ausgangssituation (erkennt denn niemand, dass das ein Oktopus ist?).

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Octo-Snake

All zu viel spielerische Abwechslung darf man sich von Octodad: Dadliest Catch aber nicht erwarten. Im Prinzip muss man „nur“ mit der Steuerung klarkommen. Als Abwechslung gibt es neben ein paar Minispielen noch Schleichmissionen, in denen sich Octodad den Blicken der MeeresbiologInnen entziehen muss. Diese sind zwar nicht übermäßig spannend, ein Highlight gibt es aber doch: In einer an Metal Gear Solid angelehnten Mission muss man, nur bewaffnet mit einer Kartonschachtel, ungesehen durch ein Areal schleichen. Einer der ganz großen Momente von Octodad: Dadliest Catch!

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Partycrasher

Wer noch mehr Abwechslung braucht, kann die Kampagne auch im Koop-Modus mit bis zu vier SpielerInnen durchspielen. Dabei laufen dann aber nicht vier Octodads über den Bildschirm, sondern jede/r SpielerIn bekommt eine Extremität zugeteilt. Das eignet sich hervorragend als Partyspiel und verursacht noch mehr Chaos als es im Singleplayer der Fall ist. Es kann sogar zufällig ausgewürfelt werden, mit welchen Knöpfen welcher Teil von Octodad bewegt wird. Das macht enorm viel Spaß, außerdem sind die Frustmomente so leichter zu ertragen. Der Volksmund hat eben doch recht: Geteilter Oktopus ist halber Oktopus – oder so ähnlich!

Fazit

Octodad: Dadliest Catch ist auf alle Fälle einen Blick wert, denn der Indietitel etabliert eine neue, witzige Steuerung, mit der man wirklich viel Zeit und Spaß haben kann. Abseits dieses Gameplays bietet Octodad: Dadliest Catch zwar nicht viel Abwechslung, und der eine oder andere Wutanfall über Octodad wird auch nicht ausbleiben. Trotzdem macht der Indietitel sehr viel Spaß und punktet zusätzlich mit einem sehr chaotischen und skurrilen Koop-Modus.

Wertung: 7.5 Pixel

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