gamescom 2017: Mittelerde: Schatten des Krieges-Hands-on

von Michael Neidhart 22.08.2017

Mittelerde: Schatten des Krieges führt uns wieder einmal in Tolkiens Zauberwelt Mittelerde. Talions und Celebrimbors Kampf gegen den übermächtigen Bösewicht Sauron geht weiter und führt ein altes Sprichwort ad absurdum. Der Freund meines Feindes ist mein Freund? Das klingt irgendwie nicht ganz richtig, dennoch beschreibt es Schatten des Krieges ziemlich genau.

Celebrimbors Kampf um Macht

Auf der Herr der Ringe Zeitachse befinden wir uns immer noch zwischen Der Hobbit und Der Herr der Ringe. Talion, der Held des ersten Teils, ist immer noch mit dem Geist Celebrimbors verbunden. Das verschafft ihm nicht nur immense Kräfte und mächtige Fähigkeiten, sondern verwickelt ihn auch in einen epischen Kampf. Um dem Dunklen Lord entgegentreten zu können, hat Celebrimbor einen neuen Ring der Macht erschaffen. Talion ist das zwar herzlich egal, da er anscheinend aber gerade nichts besseres zu tun hat, steht er Celebrimbor tatkräftig zur Seite.

Wie Anhänger der von Peter Jackson grandios inszenierten Trilogie wissen, ist ein Krieg in Mordor, gegen eine Übermacht an Orks, nur schwer zu gewinnen. Not macht jedoch bekanntlich erfinderisch und so versuchen Talion und Celebrimbor selbst eine riesige Ork-Armee aufzustellen. Das sich so eine Armee nicht durch einen netten kleinen Besuch bei Mama und Papa Ork zuhause aufstellen lässt, ist klar. Also ziehen wir quer durch Mittelerde und versuchen mächtige Verbündete zu finden. Wer nicht will, wird einfach per Gehirnwäsche überzeugt.

Schatten des Krieges – Todfeinde

Eine Sache, die mir schon am Vorgänger Mittelerde: Mordors Schatten besonders gut gefallen hat, ist das Nemesis-System. Das Entwicklerstudio Monolith traf mit diesem neuen und kreativen Zugang voll ins Schwarze. Sterbe ich während eines Bosskampfes, merkt sich der fiese Ork, dass er mich zu Brei geschlagen hat und prallt sogar noch damit. Außerdem steigert sich sein Ruf und er kann dadurch Ränge nach oben klettern. Mir gefällt das gar nicht, schließlich muss ich mir seine blöden Sprüche noch einmal anhören.

Das Herz von Mittelerde: Schatten des Krieges ist genau dieses Nemesis-System. Nicht mehr nur die feindlichen Orks haben ein Gedächtnis wie ein Elefant, auch jene, die auf Seiten der SpielerInnen kämpfen sind mitunter ziemlich nachtragend. Lasse ich einen meiner Unterstützer im Kampf einfach im Stich und er verblutet, kann es sein, dass er zwar vernarbt zurückkommt, mir die Sache aber übel nimmt.

Mach deine Angriffe doch gefälligst selbst. Ich mach Urlaub.

Kümmere dich um deine Orks und sie werden es dir danken. So lautet das Motto der Stunde. Ein wesentlicher Bestandteil eurer Aufgabe ist es, eine Armee aufzubauen. Damit will Celebrimbor einen Bürgerkrieg innerhalb Mordors schüren und Saurons Aufstieg zur Macht verhindern. Wir wissen zwar, dass das nicht klappen wird, aber, wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Eine Armee mit ansprechender Größe braucht relativ viel Ressourcen. Schon im Mittelalter wusste man, dass sich eine Festung bestens dafür eignet, Gegner einzuschüchtern und Ressourcen zu horten.

Also nehmen wir Festung um Festung ein und müssen diese dann mit Stadthaltern besetzten. Diese wählen wir aus den eigenen Reihen und beachten dabei die besonderen Charaktere unserer Truppe. Einer baut gerne Belagerungsgeräte, im anderen steckt ein kleiner Pyromane und wieder andere könnten in jedweder Drogenküche groß aufzeigen. So verstärkt jeder Ork-Chef unsere Truppen mit speziellen Boni, was weitere Belagerungen einfacher macht.

Celebrimbor kennt den Weg

An den supercoolen Moves, die der alte Waldläufer an den Tag legt, hat sich im Vergleich zum Vorgänger nicht viel geändert. Um eine riesige Festung, wie ihr sie in unserem Gameplay-Video sehen könnt, einzunehmen, sollten wir vor allem von seiner Weisheit Gebrauch machen. Auf sie mit Gebrüll und ganz ohne Taktik lassen sich diese nämlich nicht einnehmen. Um die Festung ordentlich zu verteidigen, erfüllen mehrere Orks verschiedene Aufgaben. So ist einer für die Bogenschützen zuständig und wieder ein anderer greift leicht entzündliche Orks aus unseren Reihen mit Feuer an.

Wir können jeden dieser Orks in einzelnen Missionen angreifen, austricksen und dingfest machen. Wie bereits im Vorgänger können wir uns dann entscheiden, ob Talion ihn elegant enthauptet oder, vielleicht der schlauere Zugang, Cerebrimbor ihn rekrutiert. Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Die feindliche Festung hat einen Verteidiger weniger und wir einen Angreifer mehr. Am schnellsten und einfachsten gelingt das, wenn ihr euch vor dem Angriff auf den fiesen Ork dessen Stärken und Schwächen anseht. Sonst kann es leicht passieren, dass ein Kampf erstens ewig dauert und zweitens nicht unbedingt von Erfolg gekrönt ist.

Schatten des K(r)ampfes – mein Fazit

In meiner Session habe ich so ziemlich alles durchlebt, was ich euch bisher beschrieben habe. Vor lauter Vorfreude wollte ich natürlich gleich den Kampf um die Festung starten und konnte vor meinem unrühmlichen Ableben nicht mal den ersten Festungspunkt einnehmen. Also alles auf Anfang und Hirn einschalten. Sukzessive einen Ork-Wächter nach dem anderen ausschalten und die eigene Armee stärken. Zusätzlich Angriffsboni verteilen – Belagerungsgeräte, feurige Bogenschützen, Trolle – und es ergeht uns bei weitem besser als den Orks in Herr der Ringe – Die zwei Türme.

Ich kann es kaum erwarten, Mittelerde: Schatten des Krieges in voller Länge zu spielen. Das verbesserte Nemesis-System, die grandiosen Animationen und die knackigen Kämpfe werden mich sicher wieder Stunden an die Konsole fesseln. Jeder kleine Napoleon wird sich begeistert mit dem vorbereitenden Mikromanagement beschäftigen und am perfekten Feldzug tüfteln. Ich hoffe wirklich, dass ich die Freude über die ersten, neuen Schritte durch Mordor halten kann.