Metallica live in Wien – Ein Nachbericht

von Matthias Jamnig 17.07.2014

50.000 Menschen, optimale Open-Air-Witterung, ein stimmungsvolles Vorprogramm mit Alice in Chains als finalem Wegbereiter – das Feld war für die Altherrenpartie von Metallica also bestens bereitet. Doch das vermeintliche Konzerterlebnis mit Kultcharakter blieb für die stiernackigen KrieaubesucherInnen unerwartet ambivalent.

Metallica by request

Am Anfang stand das lobenswerte Konzept, die Fans im Vorfeld über die Songs entscheiden zu lassen, die dann auch am Mittwoch vor einer Woche in der Krieau zum Besten gegeben werden sollten. Die so entstandene Setlist barg dementsprechend wenige Überraschungen:

Metallica by Request Setliste

„Metallica by request“-Setlist

Bildquelle: http://www.metallicabyrequest.com/results.php?s=63

Leidenschaftslose Perfektion

So mit der Vorfreude auf zahlreiche Klassiker ausgestattet, ließ man sich auf der windumtosten, ehemaligen Trabrennbahn von Kvelertak, Children of Bodom und den fabelhaften Alice in Chains auf den Hauptact einstimmen – Metallica. Nach einem vortrefflich vorgetragenen Rooster musste die Altherrenpartie eigentlich nur den bestens gespannten Stimmungsbogen abfeuern. Doch was dann folgte, war ein überaus zwiespältiges Konzerterlebnis. Begleitet von einer mediokren Bühnenshow spulten Hetfield und Co. in leidenschaftsloser Perfektion ihr musikalisches Programm ab.

Phasenweise faszinierte die übergroße OMV-Werbelichtinstallation am nahen Bürogebäude mehr als das Geschehen auf der Bühne. Die Talsohle erreichten die vier Rockveteranen etwa mit einem emotionslosen Nothing else matters (Kann man’s ihnen wirklich verübeln?) und dem „neuen“ Song Lords of Summer. Dieser vermochte nicht einmal die treuesten Fans so wirklich zu überzeugen – „more of the same“ würde der Gamer hier lapidar kommentieren.

Mitgröhlorgien und Feuerzeugparaden

Dann wiederum gab es durchaus mitreißende Passagen, wie etwa das knüppelhart vorgetragene St. Anger, die Mitgröhlorgien Seek and Destroy und Whiskey in the Jar oder die Feuerzeugparade zu The Unforgiven. Stimmlich scheint James Hetfield beinahe am Höhepunkt seiner Schaffenskraft angekommen, und auch seine Kollegen bleiben in puncto Handwerk nichts schuldig. Es ist einzig die Emotion – der direkte Draht zum beziehungsweise das Spiel mit dem Publikum. Man hat das von Metallica schon gesehen und erlebt, doch in der Krieau blieb die Verbindung von Band zu Fan leider unterkühlt.

Metallica Live in Wien

Metallica live in Wien

Das Rundherum zahlte hingegen durchaus auf die Habenseite des Eventkontos ein. So präsentierte sich die Krieau als idealer Schauplatz, es gab ausreichend Toiletten, das Gelände bot auch am Höhepunkt noch einige Rückzugsorte für weniger menschenmassenaffine KonzertbesucherInnen und kulinarisch war ebenfalls für sämtliche Geschmäcker das passende Angebot zu finden. Wermutstropfen an dieser Stelle war mit Sicherheit das verwässerte Bier zu einem – für Konzerte leider immer öfter gängigen – hohen Preis. Das stellenweise grob überforderte Ausschankpersonal und die staubgeschwängerte Luft taten ihr Übriges, um den Abend für BiertrinkerInnen eher trocken zu gestalten; aller Bemühungen der ambitionierten, mobilen Mundschenktruppe zum Trotz.

Fazit

Eines Tages werde ich meinen Kindern und Enkelkindern nicht von diesem Konzert erzählen, da es mir nicht in Erinnerung bleiben wird. Ich verlebte einen netten, kurzweiligen Konzertabend mit fehlerlos vorgetragenen Metal-Klassikern der letzten Jahrzehnte, der durchaus sein Geld wert war. Doch fehlen die bleibenden Eindrücke, um daraus ein erinnerungswürdiges „Kannst du dich erinnern, damals bei Metallica“-Erlebnis zu machen. Sad but True.