Magicka 2 (PC) im Test

von David Kolb-Zgaga 28.05.2015

Das erste Magicka bot trotz vieler Bugs und schwankender Balance, eine der lustigsten und chaotischsten Koop-Erlebnisse, die es auf Steam zu finden gibt. Dasselbe schafft auch Paradox Interactives Magicka 2 erneut! In meinem Test erfahrt ihr, was den Charme von Magicka 2 ausmacht, aber auch, wo die Schwächen des „Magier-Baukastens“ liegen.

Magier-Selbstmord-Simulator

Grundsätzlich hat sich am Grundprinzip von Magicka 2, oder „Magier-Selbstmord-Simulator“, wie es die Entwickler selbst nennen, wenig geändert. In Magicka 2 spielt ihr einen mächtigen zaubernden Kapuzenträger, dem acht verschiedene Elemente wie Feuer, Stein, Blitz oder Heilung zur Verfügung stehen. Diese könnt ihr in bis zu fünf verschiedenen Slots kombinieren, wodurch neue Zauber entstehen. So wird z. B. aus Feuer und Wasser Dampf oder aus Wasser und Frost Eis. Habt ihr erst einmal die richtige Zaubermischung ausgewählt, könnt ihr diese auf vier unterschiedliche Arten anwenden: als Strahl, als Flächenangriff, auf sich selbst (selbstverständlich darf und kann man sich neben Selbstheilung auch selbst anzünden, zermatschen oder in die Luft sprengen lassen) oder kombiniert mit dem Schwert als Nahkampfangriff. Daran hat sich auch im zweiten Teil nichts geändert, und das Herumexperimentieren und Erschaffen neuer Zauber macht nach wie vor ungemein viel Spaß, auch wenn KennerInnen, des ersten Teils nicht mehr ganz so viel zu entdecken haben, wie Neulinge.

Nur gemeinsam spielbar

Und was macht man, wenn man sich nicht gerade selbst auf sehr komödiantische Weise ausknockt? Man beschießt die bis zu drei MitspielerInnen, die das bezaubernde Chaos perfekt machen. Zumindest sollte das so sein, denn der Solopart des Spiels fällt leider, wie auch schon beim Vorgänger, frustig und ein wenig buggy aus. Kann man sich im Mehrspielermodus noch von seinen FreundInnen heilen bzw. wiederbeleben lassen, bedeutet der Pixeltod im Singleplayermodus, das sofortige „Game Over“. Da hilft nur neu laden und wieder probieren! Das macht auf die Dauer einfach zu wenig Spaß, weshalb ich Magicka 2 nur im Mehrspielermodus empfehlen kann, da hier nicht nur der Frust minimiert, sondern erst das gesamte Potenzial des Spiels aufgezeigt wird. Außerdem ändert das am Spielgeschehen nichts: Sowohl Story, wie auch Arenakämpfe können gleichermaßen und ohne Einschränkungen alleine oder mit MitspielerInnen konsumiert werden.

Sarkastisch, lustig, dämlich

Im Hop-in-hop-out Koop-Modus versucht ihr gegen die anrennenden Gegnerhorden anzukommen und die skurrile Story von Magicka 2 zu verfolgen. Natürlich ist dabei auch der humorige Charakter Vlad, the most handsome non-vampire singer you’ve ever encountered, wieder mit an Bord, der aussieht wie ein Vampir, redet wie ein Vampir und zubeißt wie ein Vampir, aber noch immer behauptet, keiner zu sein! Der Humor von Magicka 2 ist zynisch, schwarz und meist auch unglaublich dämlich (im positiven Sinn). Der Titel nimmt wieder unzählige Filme und Videospiele gehörig aufs Korn und liefert Running Gags am laufenden Band. Wie erwähnt ist der Humor etwas gewöhnungsbedürftig und sicher nicht jedermanns Geschmack, mir, als Freund von herrlich albernen Pointen, gefällt dieser Stil aber äußerst gut.

Einen kleinen Vorgeschmack gefällig?

Was gibt es Neues?

Die Kämpfe wurden etwas dynamischer gestaltet, da es den ZauberInnen nun möglich ist, sich auch während des Magiewirkens zu bewegen. Das bedeutet aber nicht das Magicka 2 einfacher gemacht wurde. Die vielen verschiedenen Feinde sind jetzt wesentlich aggressiver und rücken den RobenträgerInnen schneller auf die Pelle. Um sich gegen größere Scharen von Monstern oder fiesen Bossen erwehren zu können, gibt es die sogenannten Magicks, Zauber, die kompliziert sind, dafür aber sehr viel Schaden machen – oder wie das bei Magicka oft der Fall ist – einfach nur ulkig sind. So verschwindet mit dem „Crash-to-Desktop“ Zauber zufällig eine Kreatur (euch mit eingeschlossen) mit einem Bluescreen vom Bildschirm; ein anderer dieser Magicks beschwört einen Flammenteppich, der ungemein viel Schaden anrichtet. Als weitere Neuerung führt Magicka 2 Schnellwahlslots ein, damit ihr diese nicht mehr auswendig beschworen müsst. Damit das aber nicht ausartet, haben die verschiedenen Slots eine Abklingzeit, in der die Magicks nicht einsetzbar sind. Die letzte große Neuerung sind die Artefakte, die Fähigkeiten der Zauberer verstärken oder selbstverständlich auch Unsinn verbreiten. So gibt es ein zuschaltbares Publikum, welches das Geschehen kommentiert, lacht und auch mal Applaus spendet.

Auch die Steuerung hat sich weiterentwickelt, zumindest was das Gamepad betrifft. Ja, richtig gehört: Gamepad. Das klappt erstaunlich gut und funktioniert nach kurzer Eingewöhnungsphase sogar besser als mit Maus und Tastatur. Dadurch werden die Kämpfe um einiges dynamischer, noch ein bisschen schneller und actionreicher als im Vorgänger. Besonders die Physikeffekte der Zauberer sind nun realistischer und grafisch schöner. Bei vier SpielerInnen und zig GegnerInnen auf einem Bildschirm ist das bunte und chaotische Effektgewitter kaum mehr zu übertreffen.

Die acht Elemente

Im Großen und Ganzen hat sich im Vergleich zum Vorgänger aber nicht so viel geändert. Die oben beschriebenen Features verändern das Spielgeschehen nur marginal und ansonsten gibt es kaum nennenswerte Erweiterungen am Gameplay. Und trotzdem lässt der Koop-Modus die nervigen Kleinigkeiten und Schwächen von Magicka 2 schnell vergessen. Das Experimentieren und Erforschen neuer Zauber macht unfassbar viel Spaß und auch nach Stunden kann man als SpielerIn auf unbekannte Effekte und Kombinationen stoßen. Zudem bindet das Gameplay die Elemente immer wieder logisch und geschickt ein: Möchte man über Wasser laufen, sollte man dieses einfrieren, möchte man flüssiger Lava ausweichen, kann sie mit Wasser gestoppt werden, usw …

Bezauberndes Chaos

Zusätzlich zu dem erfrischend anders gestalteten Zaubersystem, gesellt sich ein fantastischer Koop-Modus, der viele Stunden Spielspaß mit sich bringt und genau so bitterböse und zynisch ist, wie das Spiel selbst. Wer auf die schnellen und doch taktischen Kämpfe steht, kann gemeinsam mit bis zu drei FreundInnen enorm lustige Abende vor dem Bildschirm verbringen, an denen die Zeit wie im Flug vergeht. Andererseits kann ich den Solomodus kaum empfehlen, da der Schwierigkeitsgrad zu frustrierend ist und dadurch auch Bugs, wie falsches „Respawnen“ schwerer ins Gewicht fallen und noch mehr stören.

Dennoch kann ich Magicka 2 nicht lange böse sein, denn es ist genau das, was ich mir unter einem guten, (nicht mehr ganz so) kleinen Indiespiel vorstelle: Ja es hat Kanten, ja es ist bei Weitem nicht perfekt, aber es bietet abseits von polierten, aber teilweise auch belanglosen AAA-Titeln, eine gänzlich andere Erfahrung. Für mich sind die 15€ mehr als gerechtfertigt, die Magicka 2 momentan kostet, denn dank der kombinierbaren Zauber entsteht ein großartiges, in sich geschlossenes System, welches grandios funktioniert. Wer auf kurzweilige Kämpfe, schrägen Humor und einen unglaublich lustigen Koop-Modus steht, der sollte Magicka 2 unbedingt einmal ausprobieren!

Wertung: 8 Pixel

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