Kontroverse Videoreihe Tropes vs Women beendet: Ein Rück- und Ausblick

von Marianne Kräuter 11.05.2017

2012 wollte Anita Sarkeesian über Kickstarter 6000$ für eine YouTube-Serie lukrieren, die Videospiele von einem feministischen Standpunkt aus beleuchtet. 158922 gesponserte Dollar und 21 Videos später findet Tropes vs Women nun ein Ende. Doch es ist nicht das Ende für Feminist Frequency!

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Tropes vs Women – Ein kurzer Rückblick

Als Anita Sarkeesian 2012 auf Kickstarter um sechstausend Dollar bat, um eine feministische Videoserie zu erstellen, die auf die vielen Klischees und Konventionen der Darstellung von Frauen in Videospielen hinweisen sollte, konnte sie nicht ahnen, was dieses Vorhaben auslösen würde: Durch die Kampagne wurde Sarkeesian zum Opfer grotesker Anfeindungen.

“Am ironischsten bei der Belästigung ist, dass sie eine Reaktion auf ein Projekt ist, dass ich noch gar nicht erstellt habe”, sagte sie damals, “Ich hatte noch gar keine Chance irgendeines meiner Argumente über Videospielcharaktere zu äußern. Es ist sehr aussagekräftig, dass es eine so große Gegenreaktion auf die bloße Idee einer solchen Serie gibt.” – Doch die größte Ironie folgte meiner Meinung erst, indem das Projekt ausgerechnet durch die Bemühungen, es im Keim zu ersticken, den immensen Bekanntheitsgrad erlangte, den es heute genießt. Am Ende kamen beinahe 159000$ für das Projekt zusammen.

Warum die Aufregung?

Viele der Argumente, die Anita Sarkeesian in ihren Videos auf Computerspiele anwendet, sind absolut nichts Neues. In Film und Literatur wurden altbekannte Motive wie “Das Mädchen in Nöten” (“Damsel in Distress”) oder die großteils eingeschränkten und diskriminierenden Rollen von Frauenfiguren schon vor Jahrzehnten diskutiert. Dass die bloße Nennung dieser offensichtlicher Dinge zu solch extremen Reaktionen führt, kann ich darum beim besten Willen nicht verstehen. Vielleicht liegt es daran, dass sich viele Leute im Bezug auf Videospiele mit dieser Art der Betrachtung zuvor nicht konfrontiert sahen?

Egal ob man Sarkeesians Schlussfolgerungen zustimmt oder nicht, ist es legitim und wichtig auch sozialpolitische Aspekte von Videospielen zu diskutieren und diskutieren zu dürfen. Ich bin froh, dass dieses Eis auch im Medium Videospiele endlich (vor nicht einmal 5 Jahren!!) gebrochen wurde und dass durch die heftigen Reaktionen klar wurde, wie dringend es tatsächlich ist, über diese Dinge zu sprechen.

Feminist Frequency – Ein kurzer Ausblick

Mit einer letzten Episode, in der die Darstellung von Frauen als Nebencharaktere beleuchtet wird, fand die kontroverse Serie Tropes vs. Women vergangene Woche nach über vier Jahren ein Ende.

In einer Nachricht auf der Website von Feminist Frequency lässt Sarkeesian das Projekt Revue passieren und bedankt sich bei ihren UnterstützerInnen: “Das ist eines der emotional kompliziertesten Projekte, das ich jemals erschaffen habe. Es war gleichzeitig furchbar und wunderbar, und diese Reise werde ich sicherlich niemals vergessen […] Es war nicht alles zum Besseren, aber manches war es sicher. Nun passieren Unterhaltungen, zwischen SpielerInnen und EntwicklerInnen, die zuvor nicht passierten, über Spiele, die für jedeN sind, darüber welchen Einfluss sie haben können, was sie uns über Menschlichkeit, Empatie, ethnische Zugehörigkeit, Geschlecht, Sexualität, die Welt in der wir leben und die Welt, die wir für uns erschaffen wollen erzählen können.”

Weiter verspricht sie: “Das mag das Ende von Tropes sein, doch es ist auf keinen Fall das Ende von Feminist Frequency”. In einer neuen geplanten Videoreihe soll “die Verbindung zwischen Darstellungen in der Popkultur und Rassismus, Sexismus und Transfobie unseres aktuellen politischen Klimas untersucht” werden.

1 Kommentar
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Max

Ein großes Problem, das ich mit Anita Sarkeesian habe, ist ihre meist negative Art, die Rollen von Frauen in Videogames zu analysieren und interpretieren. Sie konzentriert sich auf Spielmechaniken und lässt dabei die erzählte Komponente meist außen vor. Beispiel Elizabeth: Sie bezeichnet sie als “glorified door-opener”, übersieht dabei aber die metaphorische Deutungsweise: Elizabeth öffnet nämlich auch Risse zu anderen Welten/Realitäten. Ich persönlich würde diese kurze Sequenz schon damit positiv deuten, dass Elizabeth so zur Gallionsfigur des Feminismus wird, indem ihre Rolle als zwar gefangene und doch starke Frau darin besteht, andere Wege aufzuzeigen.