Knives Out – Die Kritik zum Whodunit mit Daniel Craig

von Michael Neidhart 29.12.2019

Knives Out – Mord ist Familiensache ist eine Hommage an Agatha Christie. Ganz im Stil der britischen Whodunit-Legende entwickelt sich der Plot dieser Familientragödie. Die Spannung entwickelt sich hier aber nicht aus der Frage, wer die Tat beging, sondern daraus, ob es den Ermittlern gelingt, herauszufinden, wer es war. Für das Publikum ist bereits nach circa 30 Minuten klar, wie Harlan Thrombey (Christopher Plummer) zu Tode kam.

Zu Tode gefeiert

Harlan Thrombey sollte die Feier zu seinem 85. Geburtstag nicht überleben. Der renommierte Krimiautor und Familienpatriarch wird am Morgen nach dem Fest tot in seinem Zimmer aufgefunden, die Kehle durchgeschlitzt. Alles deutet auf einen Selbstmord hin, doch kleine Details lassen die Ermittler daran zweifeln. Keines der Familienmitglieder und niemand vom Hauspersonal will etwas gesehen haben und dennoch steht ein Verdacht im Raum.

Außerdem wurde der an der Ostküste bekannte Ermittler Benoit Blanc (Daniel Craig) durch einen anonymen Brief auf den Fall aufmerksam gemacht. Die ersten Befragungen zeichnen das Bild einer patriarchalen Familienstruktur, in der jede und jeder seine Rolle von Harlan Thrombey auf den Leib geschrieben bekommt. Er manipuliert die Mitglieder seiner Familie ähnlich den Figuren seiner erfolgreichen Bücher und bekommt am Ende die Quittung dafür.

Auf der Suche nach der Spannung

Der Plot, die Szenerie und das Setting sind allseits bekannt. Die Geschicke einer reichen Familie, die irgendwie gemeinsam in einem großen Herrenhaus wohnt, mit Dienstpersonal und allem, was in diese Welt gehört, werden von deren männlichem Oberhaupt gelenkt. Es kommt zum Mord und ein ebenso ruhmreicher wie schrulliger Privatdetektiv versucht der Sache auf den Grund zu gehen.

Rain Johnson, der zuletzt für Star Wars: Die letzten Jedi verantwortlich war, versetzt diese normalerweise in England spielenden Geschichten an die us-amerikanische Ostküste und versucht so, dem Ganzen einen neuen Twist zu geben. Das tut aber nichts weiter zur Sache, da der Ort der Handlung bei Whodonits ohnehin austauschbar und das eigentlich Besondere die Dynamik der Geschichte ist. Genau an diesem Punkt schwächelt Knives Out aber ordentlich. Der Spannungsbogen ähnelt einer Sinuskurve und oszilliert zwischen erhöhtem Puls und lautem Gähnen. Immer wieder drängt sich die Frage auf, ob es klug war, das Publikum so früh über den Mord aufzuklären.

Knives Out – Traumbesetzung

Dank der Traumbesetzung werden die Spannungslöcher von Knives Out vielfach ausgeglichen. Daniel Craig zeigt, dass er deutlich mehr kann als böse oder verschmitzt zu Lächeln. In der englischen Fassung überzeugt er als gerissener Detektiv mit deutlichem Südstaatendialekt. Aber auch der Rest der Familie ist mit Stars und Sternchen Hollywoods bestens besetzt. Neben Avenger Chris Evans gehören Jamie Lee Curtis, Toni Collette, Michael Shannon und Don Johnson zum grandiosen Cast dieses konventionellen Whodonits. Alle spielen ihre Rollen mit dem nötigen Gefühl für die angehefteten Klischees. Evans überheblicher Blick macht in den ersten Momenten klar, dass er hier den Verwöhnten, Überprivilegierten mimt.

Jedes Klischee des aktuellen, us-amerikanischen Gesellschaftsdiskurses ist abgedeckt. Der mit den Rechten sympathisierende Enkel trägt den passenden Scheitel, die mit dem Personal sympathisierende junge Frau möchte Opas Geld dann doch nicht missen und der obligatorische Fehltritt an der Seite einer erfolgreichen Frau darf natürlich auch nicht fehlen. Um auch ja kein Thema auszulassen kommt die Pflegerin des Patriarchs aus einem südamerikanischen Land, an dessen Namen sich niemand erinnern kann. Einmal ist es Honduras, dann wieder Brasilien, ist aber auch egal. Zumindest wird darüber diskutiert, dass legale EinwandererInnen ok sind, aber die Sache insgesamt ein Problem für die USA ist.

Das Fazit zum Mord im Herrenhaus

Knives Out – Mord ist Familiensache entlässt mich mit einem zwiespältigen Gefühl aus dem Kinosessel. Ich hätte mich darüber gefreut, gemeinsam mit Benoit Blanc auf die Jagd nach dem Täter, der Täterin zu gehen. Stattdessen kann ich ihn lediglich dabei beobachten, wie er versucht, das Rätsel zu lösen. Das genügt nicht, die Spannung über die gesamte Länge des Films zu halten. Zumindest hilft der grandiose Cast aber über die Spannungslücken hinweg. Insgesamt ist die Handlung aber zu durchschaubar und sind die Figuren zu plakativ. Das macht Knives Out zu einem soliden aber nicht herausragenden Kriminalfilm.

Wertung: 6.5 Pixel

für Knives Out – Die Kritik zum Whodunit mit Daniel Craig von

 

Der Film startet am 03.01.2020 in ausgewählten österreichischen Kinos. Bei unserem Gewinnspiel könnt ihr außerdem coole Goodies zum Film gewinnen!