EARTHLOCK (Nintendo Switch) im Test: Vielfalt ist Trumpf

von Mandi 29.04.2018

Die MacherInnen von EARTHLOCK versprechen, von allen Inspirationen nur das Beste verwertet zu haben. Lest in diesem Review, wie sich der JRPG-Mix so schlägt! Ist das Game sein Geld wert? Hier geht es zur offiziellen Website des Titels.

Ein Überblick: Woher stammt was?

Das Team hinter EARTHLOCK hat sich von einigen Rollenspielen leiten lassen. Die Grundidee hinter rundenbasiertem Kampf und Herumlaufen auf der Weltkarte ist beileibe nicht neu. Allerdings gibt es viele kleine Details, die für Fans erkenntlich sind. Einige davon möchte ich hier auflisten!

Vor dem Kampf seht ihr auf der Karte eure Monster. Ihr könnt wahlweise daran vorbeischleichen oder sie mit Volldampf attackieren. Von The Last Remnant hat sich EARTHLOCK einen bestimmen Mechanismus geschnappt. Ihr dürft nämlich die Fieslinge reizen und euch hinterherjagen lassen, oder sie voneinander trennen. Innerhalb eines Zeitfensters bestimmt ihr, wann der Kampf losgeht! Je größer eure Feindesmeute, umso mehr Belohnungen winken euch beim Sieg.

Aus Suikoden stammt die Idee der Teamattacken, und aus Star Ocean kommt der Gedanke der Freundschaft der Charaktere untereinander. Talente und Attribute werden ähnlich wie in Final Fantasy 10 und 12 erhöht, es gilt, ein Brett zu erkunden und dann zu entscheiden, was ihr genau steigern wollt. Darüber hinaus dürft ihr auch einen eigenen Garten anlegen, eure eigene Ausrüstung herstellen und noch mehr! Ob EARTHLOCK allerdings auch im Spielspaß so ein Tausendsassa ist?

Gemächliches Tempo, viele Ladezeiten

Das Erlebnis in EARTHLOCK ist etwas anders, als ihr das von anderen RPGs gewohnt seid. Fast jeder Raum bedingt einer eigenen Ladezeit, was den Spielfluss doch merklich stört. Auch, wenn die Wartezeiten kurz sind, sie sind frequent – Immersion sieht anders aus! Bis zu einem bestimmten Wendepunkt in der Story erreicht ihr alle Orte ausschließlich zu Fuß. Da ihr Gegnerhorden teilweise ausweichen wollt, sorgt das für sehr schnörkelige Marschrouten.

Die Story des Spiels nimmt auch sehr spärlich an Fahrt auf. Sechs HauptheldInnen dürft ihr im Verlauf von EARTHLOCK steuern, ihr lernt sie nach und nach kennen. Bis ihr überhaupt mal alle in einer Gruppe habt, ist schon über ein Drittel des Spiels vorbei! Das machen Final Fantasy– oder Breath of Fire-Ableger ganz anders. Ob dies den geneigten Fans schmeckt? Ich fand es etwas eigen, wohlgemerkt – einfach anders als bislang gewohnt.

Es gibt viel Optionales zu tun, so könnt ihr Ausrüstung herstellen, Pflanzen eintopfen und sogar eure eigenen Talente basteln. Dabei ist anzumerken, dass ihr das nicht wirklich tun müsst, die wichtigsten Ressourcen findet ihr auch bei eher geradlinigem Spielen. Heiltränke sind jedoch stets wichtig, gerade dann, wenn ihr bei einem knackigen Boss verzagt – Strategie ist teilweise sehr wichtig. Nur mit den richtigen Schadensarten kommt ihr durch, und dazu müsst ihr alles einmal ausprobieren.

Kurz vorgestellt: Das halbe Team in EARTHLOCK

Der zweifelsohne markigste Charakter in den ersten Spielstunden ist der Schweinshase Gnart. Er hält nicht viel von Abenteuern, und von Gefahr schon gar nicht – umso weniger schmeckt es ihm, da plötzlich in die große weite Welt gerissen zu werden. Im Kampf ist er jedoch sehr nützlich, da er nicht nur heilen kann, sondern auch Schaden verstärken und eure Ausweichfähigkeit erhöhen kann.

Amon ist ein Scavenger, was salopp übersetzt Aasgeier heißt. Er besitzt nicht viel, kann aber aus jedem Schrotthaufen noch etwas Nützliches herausholen. Amon lebt mit seinem Onkel in einem Wüstendorf, bis plötzlich ebendieser entführt wird. Die Truppe ahnt Schreckliches, und so bricht die ungleiche Gruppe auf, um den Onkel zurückzuholen. Fast schon zu schnell wirdd ein Schlachtplan zur Rettung aufgestellt…

Die archetypische Einzelgängerin darf natürlich auch in EARTHLOCK nicht fehlen. Sie liebt Ergebnisse und kann sich somit nicht mit anderen einlassen, denn schließlich sind BegleiterInnen nichts weiter als Ballast. Als sie allerdings in Ruinen einsehen muss, dass es ohne eine gewisse Apparatur nicht weitergeht, kommt Amon zu Hilfe. Mit einem Artefakt können sie Tore öffnen, bis sie plötzlich auf Ivory treffen und ihr das Leben retten!

Die Technik hinter EARTHLOCK

Optisch reiht sich das Rollenspiel nahtlos in die Riege von durchschnittlichen RPGs ein. Die Umgebungen sind nett gestaltet, doch viel ist nicht los. Selbst in Städten, wo ihr das Gefühl erhalten solltet, dass Ressourcen im Überfluss vorhanden sind, herrscht teils gähnende Leere. Spezialeffekte im Kampf sind ebenso alles andere als in Hülle und Fülle zu finden. Gut, dass man die Schlachten beschleunigen kann!

Der Sound ist ebensowenig herausragend. Sehr brav und meist angenehm tüdelt eine Hintergrundmusik ebendort vor sich hin. Es kommt nur sehr selten vor, dass sich die Akustik in den Vordergrund stellt. Nicht mal bei actionreichen Begegnungen oder Sequenzen ist hier ein Mehr an Emotion zu deuten – hier wurde Standard vom Feinsten geliefert. Alles in allem wirkt die Aufmachung des Titels sehr beruhigend.

Die Steuerung ist ebenso unaufällig geraten, wie man es von einem JRPG-Spiel erwartet. In vielen Teilen des Games lässt sich die Kamera nicht rotieren, nur auf der Weltkarte müsst ihr dies dann vornehmen. Gemeinsam mit der minimalistischsten Minikarte aller Zeiten kann dies Orientierungslose schon mal verwirren, doch ein großer gelber Punkt zeigt euch immer das nächste gewählte Ziel an. So weit, so gut.

EARTHLOCK erledigt alles brav, ohne zu glänzen

Der Titel ist in Englisch und Japanisch spielbar. Für eine Lokalisation hat es leider nicht gereicht, ihr müsst also zumindest des Englischen mächtig sein. Witzig ist allerdings, wie unterschiedlich die Charaktere sprechen. Geht man rein von den Sprechblasen aus, kommt wirklich das Gefühl auf, als wären dies verschiedene Typen, die hier eine tatsächliche Diskussion ausfechten. Nach wenigen Stunden zeigt die Fortschrittsanzeige schon einige Prozentpunkte an – wozu sie dient, ist fraglich.

Für wen EARTHLOCK eigentlich gedacht ist? Das lässt sich nur schwer beantworten. Während die Anspielungen an die gute alte JRPG-Zeit und andere Titel klarerweise nur alten Hasen vorbehalten sind, sind andere Facetten klar an Jüngere und EinsteigerInnen gerichtet. Dadurch, dass ihr viel Zeit mit dem Herstellen eigener Tränke und Talente verbringen könnt, habt ihr einen Teil der Schwierigkeit des Spiels selbst in der Hand. Eine falsche Taktik jedoch bringt euch immer ins Grab, so viel dazu.

Das Rollenspiel versucht, den Stufenaufstieg anders als die anderen Games zu behandeln. Ebenso bringt es interessante Ideen zu einigen Mechaniken ins Spiel, was EARTHLOCK teilweise frisch und teilweise altbacken wirken lässt. Sucht ihr nach einem fesselnden und spannenden JRPG mit Charakteren, die euch auch nach dem Abspann im Kopf bleiben? Fehlanzeige. Wenn ihr jedoch auf der Suche nach einem etwas anderen Rollenspiel seid, könnt ihr diesem Spiel eine Chance geben.

Wertung: 7.0 Pixel

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