Dying Light 2 Preview – Die Narrative Sandbox

von David Kolb-Zgaga 23.08.2018

Auf der gamescom durfte ich heute Techlands Dying Light 2 sehen. Das Entwicklungsstudio verspricht mit Chris Avellone (Planescape: Torment) eine tiefgründige Geschichte, Entscheidungen mit weitreichenden Konsequenzen und eine belebte Welt mit großartigem Parkour-Möglichkeiten – kurz eine Narrative Sandbox. Ich war von der Demo hell auf begeistert.

Prager Zombie-Stadt

15 Jahre ist es her, seitdem der Virus ausgebrochen ist und die Menschen sich in Infizierte verwandeln. Die Stadt ist ein Trümmerhaufen, eine leblose Hülle einstiger, prunkvoller Tage und die Überlebenden plündern die letzten Ressourcen. Die Stadt in Dying Light 2 ist eine Neue, denn vom Rio de Janeiro Setting geht es nun zu osteuropäischen Dächern mit Prunk und Verzierungen – oder zumindest das, was davon übriggeblieben ist. Wirft man von oben einen Blick auf die zerfallene Skyline, so erinnert das „Panorama“ an ein zerstörtes Prag. Es gibt daher viele hohe Bauten, wie z.B. Türme und sogar eine Burg, wo die sogenannten Peacekeeper ihr Hauptquartier aufgeschlagen haben. Gerade in dieser Stadt erhöht es die Überlebenschancen enorm, wenn man dazu in der Lage ist Parkour zu nutzen.

Parkour Puzzles

Dabei übernimmt Dying Light 2 die Tugenden des Vorgängers und verbessert diese sogar noch. Der Hauptcharakter (diesmal ohne Name, aber mit eigener Stimme) erhält doppelt so viele Animationen und ist dadurch deutlich gelenker. Außerdem nutzt das Spiel nun eine Ausdauerleiste, wie z.B. The Legend of Zelda: Breath of the Wild. Dadurch fällt das Gameplay deutlich anspruchsvoller als bei Assassin’s Creed, Uncharted und Co aus. Techland spricht sogar von Parkour-Puzzle, die ich in der Demo gleich am eigenen Leib erfahren durfte.

So galt es einen Wasserturm von innen, und kurze Zeit auch an den Außenwänden hochzuklettern. Klettert man zu überstürzt bzw. zu vertikal geht einem dabei schnell die Puste aus und die Ausdauer schwindet. Das Klettern wird dadurch deutlich intensiver, da man nun eine echte Herausforderung hat und nicht mehr einfach drauf losspringen kann. Ein Wallrun, kombiniert mit einem Seilsprung, mit dem man sich noch gerade eine Kante raufziehen kannst sieht nicht nur cool aus, es macht auch richtig viel Spaß. Ebenfalls ähnlich wie bei The Legend of Zelda: Breath of the Wild, verspricht uns das Entwicklungsstudio besonders achtsam Gebäude und Sehenswürdigkeiten in die Welt zu setzen, damit diese organisch erkundet werden können. Dieser Ansatz ist äußerst lobenswert und zumindest in der Demo war dies komplett nachvollziehbar.

Prager Fenstersturz

Was ich ebenfalls in der Demo sehen konnte, war die Spitze des Wasserturms und die damit einhergehende Entscheidung, welcher Fraktion man dieses äußerst überlebenswichtige Gebäude überlässt. Entscheidet man sich für die Fraktion der Peacekeeper und tötet die Banditen, steht das Wasser der Bevölkerung wieder zur Verfügung. Organisch, d.h nach und nach, wechselt dann das Stadtbild vom grauen Moloch hin zu begrünten Gärten, wo Obst und Gemüse angebaut wird. Allerdings herrschen die Peacekeeper mit eiserner und quasi diktatorischer Hand. Wird jemand beim Klauen von Essen erwischt, endet er ohne Gerichtsverfahren am Galgen. Unterstützen wir hingegen die Banditen, dann wird das Wasser teuer an die Bevölkerung verkauft, die Stadt bleibt grau und unbewachsen. Es bildet sich aber ein der große Schwarzmarkt „La Puerta“, den unser Hauptcharakter nutzen kann, um selbst Profit erwirtschaften zu können.

Dying Light 2 Preview Fazit

Damit trefft ihr nicht nur knifflige Entscheidungen, ihr verändert auch organisch das Stadtbild, was äußerst cool ist. Wenn ihr einer Fraktion helft, kann es sein, dass diese es schafft eine wichtige Brücke zu reparieren und ihr so in ein neues Areal kommt. Dies hat selbstverständlich ebenfalls wieder Auswirkung auf die Geschichte. Deshalb verspricht Techland auch viele, spannende Storywendungen, die durch Entscheidungen beeinflusst werden können. Das Urteil am Wasserturm hat mich sehr beeindruckt, da nicht nur die Menschen, sondern auch das Ökosystem der Stadt beeinflusst wurde. Hier spürt man schon deutlich den Einfluss von Chris Avellone, der am zweiten Teil mitarbeitet. Auch das Parkoursystem, so wie die Kämpfe mit Ausdauerleiste haben mich in einem Ersteindruck sehr überzeugt, weil alles so flüssig und dynamisch abläuft, ich aber trotzdem meine nächsten Handlungen mit Bedacht wählen muss. Dying Light 2 verfügt über sehr viel Potenzial und ich bin schon gespannt, was Techland uns 2019 präsentieren wird.