Die Landwirtschaft 2017 Test: Wenn „Bauer sucht Frau“ mehr Spaß macht!

von Max Hohenwarter 30.08.2016

Die Landwirtschaft 2017, der direkte Konkurrent zum altbekannten Landwirtschafts-Simulator, ist ein Faszinosum. Genauso wie bei gewissen Reality-TV-Formaten, fragt man sich, wer sich sowas eigentlich reinzieht. Aber während Bauer noch Frau sucht, suche ich in meinem Landwirtschaft 2017 Test vergebens den Spielspaß!

Das Tagwerk eines Hobbybauern

Was man in einem Simulator wie Die Landwirtschaft 2017 zu tun hat, liegt ja wohl auf der Hand. Warum tun wir das? Naja, um Geld einzusacken, mit dem man sich ein paar neue Gerätschaften zulegt. Die sind allerdings nicht sonderlich zahlreich und im Gegensatz zum Landwirtschafts-Simulator glänzt der Fuhrpark nicht gerade mit vielen Lizenzen. Die tägliche Hacken geht damit aber trotzdem nicht leichter von der Hand, denn in Sachen Leistung ändert sich nichts. So befindet man sich dann auch schon im Teufelskreis des Bauerndaseins.

Der Einstieg

Das Tutorial nimmt mich bei der Hand und zeigt mir, welche Gerätschaften auf meinem Bauernhof zur Verfügung stehen, wo ich mein Saatgut und andere Rohstoffe herkriege und wie ich mein Feld bestelle und Tiere züchte. Außerdem ist die Einführungskampagne so freundlich und stellt mir gleich ein kleines Feld auf der gegenüberliegenden Straßenseite zur Verfügung.

Die Landwirtschaft 2017 Test Screenshot

Quelle: UIG

Zuerst pflüge ich das Feld, danach beackere ich es, dünge es, bringe Saatgut aus, warte ein Weilchen und wenn der Weizen im Wind wogt, fahre ich die Ernte ein und verkaufe sie am Markt. Mit Ausnahme der Tatsache, dass es im Hauptspiel zu Schädlings- und Pilzbefall kommen kann, dem ich mit der Chemiekeule zu Leibe rücke, bleibt diese Sisyphos-Arbeit immer die gleiche. Lediglich die Feldgröße ändert sich. Ansonsten läuft das mit jeder Feldfrucht gleich. Gut hierbei ist, dass ich im Kalender nachsehen kann, welches Getreide denn gerade Saison hat.

Die Landwirtschaft 2017 – Endlose Weiten

Habt ihr im Tutorial also die Basics erlernt, geht’s in die Kampagne. Dort angekommen möchte man das neue landwirtschaftliche Wissen gleich anwenden, steigt in seinen Traktor, fährt zum nahegelegenen Tutorialfeld, und: steht vor verschlossenen Gattern. Hilflos fragt man sich zuerst einmal, wie man denn dieses bequemst gelegene Feld für sich beanspruchen kann und so fährt man dann das gesamte Gebiet rund um die eigene Farm ab und findet kein einziges Feld, ist schon nahe am Rage-Quitten. Plötzlich fällt einem auf, dass das eigentliche Bauernhofgebiet völlig leer ist und man erst ins nächste Gebiet fahren muss, um dort das erstbeste Feld zu kaufen. Dass einen Die Landwirtschaft 2017 dabei nicht besser an die Hand nimmt, ist dezent frustrierend!

Die Landwirtschaft 2017 Test Screenshot 2

Quelle: UIG

Also zurück zum Hof, den Trecker vollgetankt und mit Maximalspeed – 30 km/h – zum neuen Land gejettet! Dauert ja nur knapp zwei Minuten, bis man dort ankommt – die extrem lange Ladezeit einer weiteren Minute nicht inkludiert, wohlgemerkt. Und so belebt wie die Welt in Die Landwirtschaft 2017 ist, macht das natürlich gleich mal sauviel Spaß. #NOT. Bevor ich also überhaupt einmal dazu komme, mein erstes Land zu bewirtschaften, entsteht schon derart viel Leerlaufzeit, dass ich eigentlich ohnehin keinen Bock mehr habe, weiterzuspielen, aber gut: Augen zu und durch!

Ordnung erwächst aus Chaos!

Das Frustrierendste an der gesamten Spielmechanik ist aber, dass es unzulänglich ist, ob ich mich bemühe, geordneten Ackerbau zu betreiben oder nicht. Das ist ohnehin schwer, denn die Steuerung des Traktors ist einfach nur ein Graus! Unpräzise und schwammig bis zum Geht-nicht-mehr und eine Dosierung hinsichtlich Geschwindigkeit beim Druck auf den Trigger ist auch nicht gegeben. Die Landwirtschaft 2017 kennt Vollgas und Vollbremsung. Dazwischen gibt es nix!

Die Landwirtschaft 2017 Test Screenshot 3

Quelle: UIG

Ich habe mich bemüht! Wirklich! Aber nach einer gewissen Zeit hab ich einfach drauf geschissen und bin kreuz und quer wie ein Wahnsinniger über den Acker gegeiert! Der Prozentwert, der mir anzeigt, wie weit mein Fleckchen Land schon mit der entsprechenden Gerätschaft bearbeitet wurde, stieg ohnehin an. Zudem ergibt sich die Ordnung nach getaner Arbeit von selbst, denn egal, wie aggressiv ich auf dem Feld herumackere: am Ende steht das Korn in Reih und Glied! Definitiv die günstigste, wenngleich nervig-langwierigste Meditations-Therapie, die ich je gemacht habe! Jedoch in dem Wissen, dass alles sich am Ende fügt! Schade, dass das im echten Leben nicht so ist…

Die Landwirtschaft 2017 Test Screenshot 4

Quelle: UIG

Fehlt nur noch der zweite große Bereich meines virtuellen Bauerndaseins: Die Viehzucht. Da ich die aber schon aus dem Tutorial kenne und die vom Gameplay in mindestens genau so befriedigend ist wie die Feldarbeit in Die Landwirtschaft 2017, beende ich das Spiel lieber und stecke meinen Kopf lieber in den nächsten Häcksler! Das ist weit weniger schmerzhaft und geht viel schneller.

Traktor mit integriertem Aquarium

Es ist lange her, dass ich mich über eines dieser Simulator-Games gewagt habe. Grund dafür ist, dass sie grafisch meist nicht up-to-date sind. Ähnlich ist das auch bei Die Landwirtschaft 2017, obwohl ich glaube, dass mittlerweile die Design-Belegschaft verdoppelt wurde! Animationen, die es einfach nicht gibt, Texturen wie Fototapeten wie zu Zeiten des ersten Max Payne, samt diversesten Glitches und, und, und!

Zusätzlich habe ich mich besonders gewundert, dass ich trotz des Traktormotors ein Plätschern vernahm. Zuerst habe ich mir gedacht, meine Zugmaschine hätte als Sonderausstattung einen integrierten Fischtank, doch als ich dann in einigen dutzend Metern ein idyllisches Bächlein vorbeirinnen sah, hatte ich damit nur einen weiteren Bug, den ich auf die lange Liste von Die Landwirtschaft 2017 setzen konnte. Mein Feld werde ich wohl nie von Ungeziefer befreien müssen, denn die ganzen digitalen Käfer stecken ja in der Grafik-Engine!

Die Landwirtschaft 2017 Test-Fazit:

Wie bereits einleitend erwähnt, bin ich ohnehin nicht wirklich sicher, wer die Zielgruppe für diese ganzen Simulatoren eigentlich ist. Laut Informationen eines Mitarbeiters der Firma Astragon, die ich auf der gamescom 2014 getroffen habe, sind es erstaunlicherweise die Leute, die die entsprechenden Berufe tatsächlich ausüb(t)en. Ich jedenfalls werde diese Job-Simulatoren nie zu meinem Lieblingsgenre zählen.

Denn wenn mich schon der eigentliche Genre-Primus Der Landwirtschafts-Simulator, der tatsächlich Content, Lizenzen, einigermaßen durchdachtes Gameplay und eine durchaus ordentliche Grafik bietet, eher nicht so juckt, wie stehts dann um Die Landwirtschaft 2017? Ich weiß nicht, was ihr so macht, aber ich schau jetzt „Bauer sucht Frau“ – das ist nämlich im Vergleich dazu illustre und anspruchsvolle Unterhaltung!

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