Die kommenden Highlights von Headup Games

von Max Hohenwarter 04.09.2014

Ich war auf der gamescom 2014 am Stand von Headup Games, um mir einige der kommenden Indie-Highlights anzusehen. Mit jemandem, der diesen Indie-Trend zum Großteil nicht nachvollziehen kann, also mir, hat man da ja genau den Richtigen entsandt, möchte man ironischerweise glauben. Aber man höre und staune: Jetzt bin ich indie-fiziert.

Tristoy

Bei Tristoy handelt es sich um einen klassischen 2D-Puzzler. Jedoch verzichtet das Entwicklerteam vollkommen auf einen Singleplayer-Modus. Stattdessen MÜSST ihr in Tristoy Couch-Koop-Sessions vom Feinsten bestreiten. Dabei geht es allerdings um weit mehr, als nur darum, gemeinsam durch die Levels zu turnen und die üblichen Plattformpassagen hinter euch zu bringen. Als Krieger Freedan könnt ihr beispielsweise Schaden austeilen und Felsbrocken schieben. Das ist auch bitter nötig, denn der/die zweite SpielerIn übernimmt die Rolle des körperlosen Magiers Staun. Dieser wiederum ist imstande, GegnerInnen abzulenken und angreifbar zu machen. Außerdem kann er Maschinen mittels Magie manipulieren und so neue Wege öffnen.

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Nur wenn beide SpielerInnen gut zusammenarbeiten, ist es möglich, aus dem Namen gebenden Gefängnis Tristoy in bekannter Metroidvania-Manier auszubrechen und die knackigen Bossfights zu überstehen. Dieses Teamplay hört aber bei der Wegfindung und den Kämpfen nicht auf, sondern erstreckt sich auch auf die Kommunikation. Hört sich komisch an, ist aber so. Je nachdem, wie und was die Charaktere im Spielverlauf miteinander reden, können sich Story und Charakterwerte, wie beispielsweise Gesundheit und Ähnliches, ändern. Ob das Team auch in dieser Beziehung harmoniert oder nicht ist spielentscheidend und hat durchaus das Potenzial, Freundschaften zu zerstören. Steuerungstechnisch lässt Tristoy übrigens ebenfalls keine Wünsche offen. Die Charaktere steuert ihr entweder mit Maus und Tastatur, per Controller oder sogar über das Smartphone via Uniplay.

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Ich freue mich definitiv darauf, wenn der Koop-Plattformer, der ein bisschen an Tiny Brains erinnert, im Oktober via Steam und nächstes Jahr für Xbox One verfügbar ist.

Trapped Dead: Lockdown

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Breaking News: Diablo, Herr des Schreckens, gesteht: „Ja ich hatte eine Affäre mit George A. Romero“. Aus dieser unheiligen Verbindung entsprang wohl auch das Spiel Trapped Dead: Lockdown. Damit wäre zu dem Titel, der bereits 2011 einen Vorgänger hatte, auch schon alles gesagt. Wie in Diablo schnetzelt ihr euch aus der Vogelperspektive durch eine zombieverseuchte Welt, wobei ihr mit bis zu drei weiteren ZombiekillerInnen Erfahrungspunkte und Loot sammelt, um euren Char und euren Fähigkeitsbaum auszubauen.

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Klassisches Spielprinzip, nichts Weltbewegendes oder Innovatives, aber spaßig wird’s – vor allem im Coop – mit Sicherheit, denn wann hat dieses unkaputtbare Spielprinzip aus Looten und Leveln schon einmal versagt?

Onikira: Demon Killer

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Onikira ist vornehmlich ein gewöhnlicher 2D-Action-Plattformer, der sich aber vor allem durch seinen erfrischenden Art-Style, der etwas an japanische Tuschezeichnungen aus der Edo-Periode erinnert, und den doch sehr hoch angesiedelten Schwierigkeitsgrad auszeichnet.

Als Samurai schnetzelt ihr euch im feudalen Japan durch diverse GegnerInnen und setzt dabei auf taktisch kluge Manöver und ein rechhaltiges Arsenal an Waffen, die sich unterschiedlich verhalten. Ein zweihändiges Katana beispielsweise ist langsamer und hackt sich dafür mit ordentlich Schmackes durch die Gegner, andere Schwerter wiederum verhalten sich vice versa.

Albedo: Eyes from Outer Space

Wer sich bei den Horror-B-Movies der 60er-Jahre zu Hause fühlt, für den/die ist Albedo: Eyes from Outer Space genau das Richtige. Der Rätsel-Shooter erinnert optisch etwas an BioShock und würzt dieses verfallene Setting mit einer ordentlichen Portion Exploitation-Ästhetik aus besagten Horrorfilmen. So sollte es euch nicht wundern, wenn ihr in dem Spiel auf riesengroße Augäpfel auf Tentakeln und Füßen trefft, die euch nicht gerade freundlich gesonnen sind. Albedo: Eyes from Outer Space bietet ein äußerst innovatives Spielprinzip, verbindet es doch Elemente aus Genres, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

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In Egoperspektive rätselt ihr euch durch klassische Escape-the-Room-Kopfnüsse, während ihr gleichzeitig die genannten grotesken Gegner teilweise auch in Shooter-Manier bekämpfen müsst. Die Knobeleien sind aber alles andere als einfach, und so müsst ihr stark mitdenken und die Rätselräume nach allen möglichen Hilfsmittelchen durchsuchen, um so letzten Endes den Augäpfeln aus dem All zu entkommen.

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Typoman

Ohne lange Umschweife ausgedrückt: Wenn mich die anderen Titel von Headup Games zumindest interessierten und mir Indiespiele einigermaßen schmackhaft machen konnten, dann hat mich dieses Spiel, wie bereits in der Einleitung erwähnt, indie-fiziert. Typoman begeistert nicht nur durch eine Limbo-artig bezaubernde, düstere Welt und die Tatsache, dass viele Elemente der Spielwelt aus Buchstaben bestehen – Stachelfallen sind beispielsweise lauter As in einer Grube –, sondern vor allem durch das clevere und durchdachte Spiel mit Worten, die auch immer die Lösungen der Rätsel sind. Doch bevor ihr Rätsel lösen und euch den Kopf mit Wortspielen zermartern könnt, braucht ihr zuerst einmal einen Helden. Der will auch erst einmal zu einem solchen werden. Zu Beginn von Typoman kullert ihr als einsames O durch das Gelände. Als sich dann das E dazugesellt, springt das Gespann durch die Welt und trifft das H. Damit kommt Typoman in die Gänge, und ab dem Zeitpunkt, als wir das R finden, um Dinge in der Welt aufzunehmen oder zu manipulieren, ist im wahrsten Sinne des Wortes unser HERO komplett.

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Genau diese charmanten Wortspiele sind es, die Typoman so einzigartig machen, erst recht, weil sie nicht nur schmückendes Beiwerk sind, sondern wirklich der Hauptteil der Spielmechanik. Am besten verdeutlichen lässt sich das an einem Beispiel, das mir in der Demo gezeigt wurde: Typoman steht vor einer Grube mit Wasser, und darüber hängt tief und grollend eine Gewitterwolke, die kontinuierlich regnet. Diese Wolke ist konsequenterweise mit dem Wort RAIN beschrieben. Versucht man nun, einfach durch die Pfütze zu schwimmen, wird unser Held, der aus Tinte besteht, wortwörtlich weggewaschen. Was also tun? Beobachtet man die Spielwelt, sieht man diverse Buchstaben an Fäden vom Himmel hängen. Ein O, ein P und letztlich ein D. Wenn man sich nun an diesen Seilen von Buchstabe zu Buchstabe hangelt, gelangt man zum letztgenannten D. Damit holen wir ordentlich Schwung, bis das D in die Nähe der Regenwolke gelangt. So wird aus dem RAIN ein DRAIN (to drain = trockenlegen), und wir können das so entleerte Wasserbecken passieren. Es ist diese clevere Rätselmechanik, die Typoman ein absolutes Alleinstellungsmerkmal verleiht.

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Ich jedenfalls freue mich sehr auf Typoman, denn zum einen mag ich Wortspiele, zum anderen besitzt Typoman erstklassiges und frisches Art-Design mit düsteren Einschlägen à la Limbo. Für mich persönlich ein, wenn nicht sogar DAS Messehighlight, das vor allem zeigt, dass das Wort mächtiger ist als das Schwert.