Dead Space Test: Ein Remake mit Hand und Fuß?

von Matthias Tüchler 07.02.2023

15 Jahre ist es her, dass die Necromorphs unsere Bildschirme zum ersten Mal heimsuchten. Unter anderem stark inspiriert vom Klassiker Resident Evil 4 (2005) und dem Kult-Film Event Horizon (1997), bringt Dead Space das Game-Genre des Survival Horrors ins Weltall und stellt sich im Jahr 2008 auf vielseitige Art als innovativ heraus. Aus einem kürzlichen raschen Playthroughs der Xbox 360 Version können wir bestätigen: auch heute spielt sich das Original sehr gut und sieht immer noch gut aus. Nun finden wir heraus, ob auch das Remake eure Zeit wert ist!

Das Remake von Dead Space ist ab sofort für PlayStation 5, Xbox Series X/S und PC verfügbar.

Space Survival – 2008 Edition

Einen Aspekt, für den Dead Space unter Gamer:innen bekannt ist, stellt sicherlich das innovative Gamedesign dar. So war beispielsweise das in die Game-Welt integrierte HUD, das Leitsystem, das Spieler:innen durch die USG Ishimura führte und auch der… sagen wir „modulare Aufbau“ der Gegner im Jahr 2008 erfrischend neu.

Verbunden durch eine smarte Story, fühlten sich Gameplay-Aspekte wie die Nutzung von Werkzeugen (wenn auch futuristische Space-Werkzeuge) als Waffen in der Rolle von Ingenieur Isaac Clarke (Isaac Asimov + Arthur C. Clarke = Isaac Clarke) zu nutzen schlüssig an. Mit Plasma-Cutter und anderen Space-Tools erkundeten wir also den riesigen „Planetcracker“ und entledigten die fürchterlich mutierten Necromorphs, die mit Kopf- und Körperschüssen kaum zu stoppen waren, ihrer Beine und Arme und machten sie auf diese Weise unschädlich.

Anstatt langer Cutscenes, hält man dabei über Video-Funksprüche Kontakt mit den restlichen Gestrandeten Personen, die genauso wie alle Spielmenüs über Isaac’s Raumanzug in Form von Augmented Reality Bildern in den offenen Raum projiziert werden. Auf ähnliche Art werden auch die Health- und Energieanzeige über leuchtende Displays auf Isaac’s Rücken dargestellt. Natürlich bedeutet das auch, dass Dead Space auch in Menüs nicht pausiert. Das Risiko von einem Necromorph zu Isaac-Geschnetzeltem verarbeitet zu werden, besteht also jederzeit und überall – ein Umstand, der die beklemmende Atmosphäre der Ishimura durchaus unterstreicht.

An Mut und Ambition fehlte es Dead Space (2008) also keinesfalls. An manchen Stellen dürfte die Vision der Entwickler wohl sogar die technischen Möglichkeiten der ursprünglichen Plattformen wie PlayStation 3 und Xbox 360 überstiegen haben. So waren die Level stehts per (teils unangenehmen) Ladezeiten getrennt, die Isaac in einer Raumschiff-umspannenden Bahn verbrachte. Teile der Ishimura waren daher nicht mehr zugänglich, sobald man das nächste Gebiet betreten hat.

Dead SpaceScreenshot aus Dead Space (2008)

Auch die Zero-Gravity Sequenzen fühlten sich im Originalspiel deutlich weniger aufregend und neuartig an, als man es erwarten würde. Per Fadenkreuz markierte man einfach einen Punkt an einer Wand oder Decke und Isaac glitt zielstrebig darauf durch. Freiere Zero-G Navigation mit Space-Walzer-Feeling gab es erst in Dead Space 2 (2011). Doch auch hier war die Steuerung umständlich und die Technik teils spürbar an ihren Limits.

Wie sieht es also ganze 15 Jahre und 2+ Konsolengenerationen (wenn man PlayStation 4 Pro zählt) später aus?

Futuristische Technologie

Noch immer 485 Jahre vor den Ereignissen der USG Ishimura aber immerhin 15 Jahre nach dem ersten Release von Dead Space auf PC, Xbox 360 und PS3 hat sich natürlich vieles in der Welt der Videospiele verändert.

Dead Space Remake(c) Electronic Arts

Auflösungen sind höher, Prozessoren stärker, Texturen detaillierter, Licht und Schatten komplexer, Gameplay smoother und bequemer, Ladezeiten seltener und kürzer, Animationen authentischer, Storytelling anspruchsvoller… und Gamer:innen verwöhnter. Dieser Rahmenbedingungen müssen sich Entwickler von Remakes immer bewusst sein und entscheiden, welchen Weg man einschlagen will:

  • Purismus: Orientiert man sich so nah wie möglich am Original und läuft dafür Gefahr, alte Mängel zu wiederholen?
  • Innovation: Oder passt man zeitungemäße Stellen alter Spiele auf einen modernen Standard an und riskiert damit den Zorn von Fans der ursprünglichen Games?

Im Falle von Dead Space (2023) liegt die Realität glücklicherweise in der goldenen Mitte. Motive Studio’s auf den ersten Blick ersichtlicher Innovationsschritt ist die 2023-Politur des Kult-Games. Wo das originale Spiel nach wie vor in Ordnung aussieht, da wirft uns das Next-Gen Dead Space förmlich um. Von den düsteren Korridoren und den hoffnungsbringenden Lichtsystemen bis hin zu den nun hochdetaillierten Waffen- und Rüstungsmodellen. Wo unsere Vorstellungskraft damals die mangelnden Details ergänzt hat, da sieht das Dead Space Remake nun exakt so aus, wie es in unserer Erinnerung lebt.

Dead Space Remake(c) Electronic Arts

Das Spiel läuft außerdem super smooth und die Beweglichkeit von Isaac Clarke ist ebenfalls verbessert worden, was zu einem deutlich modernerem Gameplay-Erlebnis führt. Eine weitere große Gameplay-Anpassung stellt die freie und hervorragend intuitive Zero-G Steuerung dar. Nicht nur bietet diese nun die wohl schon im Original erhoffte erfrischende Abwechslung zum restlichen Survival Action Horror Gameplay, sondern zieht außerdem notwendige Änderungen in den diversen Zero-G Puzzles nach sich, die für Veteran:innen neues Kniffelmaterial bieten.

Alternative Enden und Protagonisten

Während Isaac Clarke in Dead Space 2 (2011) über Voice-Acting verfügte und damit eine mehr involvierte Rolle in der Story spielte, so war er in Teil 1 ursprünglich ein klassischer stiller Protagonist. Im brandneuen Remake bekommt Isaac nun auch brandneues Voice-Acting (mit der altbekannten Stimme aus Teil 2 und 3). Hip Hip Hurrah für Isaac! Eine weitere Neuerung für Isaac ist sein Gesicht. Klar, im Remake wurden natürlich alle Gesichtstexturen und -animationen überarbeitet. Isaac hat dabei allerdings ein ganz neues Gesicht erhalten. Eines, das zumindest wir uns irgendwie anders erwartet hätten. Aber über Geschmack lässt sich vermutlich streiten.

Dead Space Remake(c) Electronic Arts

Neben neuer Stimme und neuem Gesicht, bekommt unser Protagonist außerdem ein neues geheimes Ende. Wir wollen auch nicht zu viel vorwegnehmen. Daher sei nur soviel gesagt, dass für das alternative Ende bestimmte Collectibles gesammelt werden müssen. Dank der nun vollständig frei zu bereisenden Ishimura, kann dabei auch nichts verpasst werden. Für Fans der Reihe auf jeden Fall ein Muss!

Dead Space Resurrected

Ist das Remake von Dead Space nun also empfehlenswert? Auf jeden Fall! In unseren Augen hat Motive Studio ein Remake geschaffen, das den Kult-Klassiker dort, wo es angebracht war, modernisiert hat und die Stärken des Originals belassen hat. Dead Space Remake sieht großartig aus und die Entscheidung den Titel rein für Next-Gen Konsolen und PC zu releasen war sicherlich eine gute.

Dead Space Remake(c) Motive Studio Concept Art

Der einzige Grund, weshalb wir Dead Space (2023) nicht die Höchstwertung verleihen können, ist der Gold-Standard, an dem wir Remakes messen. In den Augen des Testers zeigt sich dieser bisher im Resident Evil 2 Remake (2019). Denn wo Dead Space wie ein moderner Feinschliff des Originals wirkt, da glänzt Resident Evil 2 Remake durch den Wechsel der Kameraperspektive, noch größere Storymodalität und mehr. Dead Space ist für uns damals wie heute ein sehr gutes Spiel. Resident Evil 2 Remake allerdings hat es geschafft, im modernen Rahmen ein besseres Spiel als das Original zu sein.

Dennoch kann kein sich selbst ernstnehmender Survival Horror Fan dieses Remake auslassen.
Schnappt euch den Plasma-Cutter, schnallt die Grav-Boots an. Es gibt Necromorphs zu zerstampfen!

Wertung: 9 Pixel

für Dead Space Test: Ein Remake mit Hand und Fuß? von