Benzin & Boliden: Forza Motorsport 7 im Test

von Matthias Jamnig 10.10.2017

Forza Motorsport 7 war und ist einer der Titel, der ein leuchtendes erstes Beispiel für die Performance der Xbox One X sein soll. Die Frage, ob die neueste Auflage der altehrwürdigen Rennspielreihe bereits auf der Xbox One einen Hauch der anbrechenden X-Generation versprüht, lässt sich nur bedingt positiv beantworten.

Forza Motorsport 7

Die Wucht der Optik

Dass Forza Motorsport 7 ein optischer Augenschmaus wird, war im Grunde seit der E3 2017 klar. Ich hatte auch nicht erwartet, dass Turn 10 nach dem ästhetisch anspruchsvollen Forza Horizon 3 einen grafischen Rückschritt machen würde. Schimmernde Boliden, rauchender Asphalt und eindrucksvolle Wettereffekte beeindrucken das SpielerInnen-Auge ebenso wie die bereits sprichwörtlich gewordenen Forza-Sonnenauf- und -untergänge.

Meiner persönlichen Meinung nach hatte aber bereits der Vorgänger ein gewisses optisches Plafond erreicht. Sein gesamtes (grafisches) Potential dürfte Forza Motorsport 7 also wohl erst auf der Xbox One X erreichen. Das schmälert aber natürlich nicht das Spielerlebnis fürs Auge. Vor allem die neuen, wechselnden Wettereffekte und Tageszeiten tragen das Ihre dazu bei.

Revolutionär auf der Bremse

Denn auch wenn sich der Franchise-Neuling mit revolutionären Änderungen zurückhält, überzeugen die gemachten Neuerungen; vor allem der eben erwähnte Wechsel von Wetterbedingungen und Tageszeiten während eines Rennens. So kommt man nicht nur in den Genuss der ebenfalls bereits erwähnten Sonnenaufgänge sondern muss obendrein noch sein Fahrverhalten dem einsetzenden Regen anpassen.

Mit diesen Verhältnissen wird man beispielsweise bereits im dreiteiligen Tutorial konfrontiert, das Neulinge an das Forza-Feeling heranführt, während alte Rennhasen bereits nach wenigen Fahrmetern wieder voll in ihrem Element sein dürften. Ja, Forza Motorsport 7 fühlt sich umgehend vertraut an.

Weniger Hilfen, mehr Spaß

Daher sollten Franchise-VeteranInnen als ersten Schritt einige der per Default aktivierten Hilfen ehestmöglich deaktivieren. Zwar sorgen diese für kinderleicht errungene Siege und einen flotteren Aufstieg. Doch setzt auf diesem Wege relativ rasch Langeweile ein. Der zügig anziehende Schwierigkeitsgrad vermag euch auf diesem Wege einige schmerzhafte Niederlagen zufügen. Der Spaß am Fahren entfaltet sich jedoch erst ohne Bremsassistent und andere Hilfen.

Forza Motorsport 7

Für Hartgesottene bietet Forza Motorsport 7 natürlich auch das komplette Simulationserlebnis – inklusive Schalten und exklusive ABS. Für Normalsterbliche liegt die fahrerische Wahrheit wohl irgendwo in der Mitte – gut nur, dass sich der Schwierigkeitsgrad mit den zahlreichen Assistenten und Hilfen nahezu stufenlos auf ein individuelles Maß einstellen lässt.

Solo …

Auch in Sachen Spielmodi hält Forza 7 für so gut wie alle Geschmäcker etwas bereit. Ein Karrieremodus, in dem sich die Automobilwelt hauptsächlich um das Anhäufen eines beachtlichen Fuhrparks dreht, dürfte EinzelkämpferInnen begeistern. Zahlreiche Events auf insgesamt 30 Strecken sorgen bei steigenden Schwierigkeitsgrad für lang anhaltenden Spielspaß.

Das große Ziel in diesem Modus – neben einem möglichst gewaltigen Fuhrpark – ist der Forza Driver’s Cup. Und der Weg dorthin ist ebenso steinig wie belohnend. Die Reise beginnt nach dem Tutorial mit der Wahl des ersten Autos; wenig später sitzt man in ebendiesem und bestreitet eines der ersten Rennen. Als Belohnung für Cups und Showcases gibt es Credits, neue Autos und Erfahrungspunkt. Zu Beginn ist die Auswahl noch sehr limitiert und es gilt sowohl weitere Cups und Strecken als auch neue Fahrzeugkategorien freizuschalten, die erneut die Teilnahme an bestimmten Rennveranstaltungen ermöglichen. Große Überraschungen bleiben in diesem Modus also aus – waren meines Erachtens aber auch nicht von Nöten.

… oder im Rudel

Der MehrspielerInnen-Modus hingegen sorgte bereits im Vorfeld für einige Diskussionen. So enthielt das Team von Turn 10 den PC-SpielerInnen einen Splitscreen-Modus vor. Ich muss aber an dieser Stelle zugeben, dass es auch mir auf der Xbox One nicht gelungen ist, während der Testperiode eine lokale Multiplayer-Partie zu starten. Auch eine Google-Recherche konnte mir in diesem Belang nicht wirklich weiterhelfen.

Reibungslos hingegen funktioniert der Online-Modus. Zahlreiche Rennvarianten sorgen hier für Kurzweil gegen KI und andere SpielerInnen. Die wahre Stärke liegt aber wohl wie schon bei den Vorgängern in der Singleplayer-Kampagne. Für eine gelegentliche Abwechslung hält der Online-MehrspielerInnen-Modus aber alle nötigen Qualitäten parat. Zudem düfte diese Spielart mit den Ligen und dem Forzathon in Bälde noch aufgewertet werden.

Mein Fazit zu Forza Motorsport 7

Forza Motorsport 7 präsentiert sich als gelungener evolutionärer Schritt in der Franchise-Historie. Und auch wenn die große Rennspiel-Revolution ausbleibt, dürften sowohl Fans der Reihe als auch NeueinsteigerInnen voll auf ihre Kosten kommen. Ob die kleinen aber feinen Änderungen jedoch ausreichen, um als Zugpferd für die Xbox One X herhalten zu können, wird sich erst zeigen müssen. Es stellt sich zumindest die Frage, ob die oft gepriesene 4K-UHD-Auflösung ausreicht, um Racing-Begeisterte zum Kauf der neuen Konsole zu bewegen. Auf der Xbox One ist der jüngste Forza-Nachwuchs aber in jedem Fall ein rundum gelungenes Rennspiel, dass für alle Geschmäcker und Skill-Niveaus ein mehr als befriedigendes Spielerlebnis parat hält.

Wertung: 8.5 Pixel

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