Alien-Erfinder und Künstler H. R. Giger ist tot

von Max Hohenwarter 13.05.2014

Die Kunstwelt, Sci-Fi-Fans und Hollywood trauern. Der Schweizer Künstler und Oscar-Preisträger (1980 für beste visuelle Effekte in Ridley Scotts Alien) Hansruedi Giger – vielen besser bekannt unter seinem Künstlernamen H. R. Giger – ist tot. Der 74-Jährige erlag gestern in einem Krankenhaus den Folgen eines schweren Sturzes.

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Die Angst aus der Airbrush-Pistole

Gigers Kunst war stets Ausdruck der tiefsten und schwärzesten Flecken der menschlichen Seele. Giger selbst erklärte einst, dass seine Ängste bereits in früher Kindheit in Form von Albträumen, in denen er erstickte, auftraten. Sobald er erwachte, fühlte er sich wie erlöst. Laut eigenen Aussagen reflektierte er darüber und führte diese Ängste schließlich auf ein Geburtstrauma zurück, da er bei seiner Geburt beinahe erstickt wäre. Das künstlerische Arbeiten und die aktive Beschäftigung mit seinen Ängsten – sich ihnen zu stellen und ihnen eine Form und ein Aussehen zu geben – war der logische Schritt, um einen Selbstheilungsprozess in Gang zu setzen.

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Betrachtet man seine düsteren, großformatigen Airbrush-Gemälde, blickt einen genau diese Angst, vielleicht auch die eigene, an. Surreale und pervertierte Versionen des Morbiden, des Teuflischen, des Sexuellen und die Menschmaschinen – von ihm als Biomechanoiden beschrieben –,  das waren die großen Sujets des H. R. Giger. Mit ihrer Hilfe setzte er sich kritisch mit gesellschaftlichen Strukturen und dem vorherrschenden Zeitgeist auseinander. Dass er jedoch nur vom Düsteren beseelt sei, stritt H. R. Giger ab:

„Es stimmt nicht, dass ich dem Düsteren besonders nahestehe. Die Bilder kommen einfach. Ich liebe die schönen Seiten des Lebens, und ich habe gern Humor. Es ist ja so, dass der Mensch sowohl helle wie auch dunkle Seiten hat, sie bilden eine Polarität und gehören zusammen. Deshalb verstehe ich nicht, wieso immer eine Strafe folgen soll, wenn jemand böse ist. Das Böse bleibt ja trotzdem bestehen.“

Allen sei ans Herz gelegt, bei Gelegenheit eine Ausstellung bzw. Retrospektive des Schweizers zu besuchen.

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Xenomorph, Poltergeist und Sil

Der breiten Masse ist H. R. Giger allerdings nicht durch seine Gemälde, sondern durch seine Arbeiten als Designer für Hollywood bekannt. 1976 reichte er erste Gestaltungsskizzen des Hauses Harkonnen für die Verfilmung von Frank Herberts Sci-Fi-Klassiker Dune ein. Diese wurden zwar nicht akzeptiert und auch im 1984 von David Lynch umgesetzten Film nicht verwendet, aber dennoch wurde er zwei Jahre später weltberühmt. 1978 kreierte Giger wohl eine der ikonischsten Kino-Monstrositäten in der Geschichte des Horrorfilms: das Xenomorph-Alien.

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Dieses unheimliche Wesen aus einer anderen Welt war fortan mit dem Schweizer untrennbar verbunden. Aufgrund des Oscars, den er für die besten visuellen Effekte verliehen bekam, waren ihm zukünftige Aufträge für die Filmbranche sicher. 1986 designte er für den Film Poltergeist II die Dämonen und kehrte 1992 zu seinen außerirdischen Wurzeln für David Finchers Alien 3 zurück. 1995 folgte der Film Species, für den H. R. Giger den Ghost Train für eine Traumsequenz sowie den Alien-Mensch-Hybriden Sil entwarf. Gigers letzte Designarbeit für einen Film sollte jene für Prometheus – Dunkle Zeichen, ein Prequel zu den Alien-Filmen, sein.

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Bars, Möbel und Skulpturen

Dass Giger ein universelles Designgenie war, zeigte sein weiteres Schaffen. Nachdem er 1990 die Malerei aufgegeben hatte, widmete er sich dem Skulptieren. Er erschuf Möbel, kreierte den ikonischen Mikrofonständer von Jonathan Davis, dem Sänger der Band Korn, und versuchte, seine Bilder, unter anderem die Geburtsmaschine, in Statuen zu verwandeln.

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1988 wurde in Tokio der erste Versuch unternommen, eine Bar ganz im Stil des Schweizer Künstlers zu gestalten. Obwohl die japanische Bar mittlerweile geschlossen hat, existieren noch zwei weitere in seinem Heimatland. Eine in Chur, seinem Geburtsort, und eine in Gruyères in einem 1997 von ihm ersteigerten Schloss. In Selbigem ist auch ein Museum mit Werken von Gottfried Helnwein und Ernst Fuchs aus Gigers privater Kunstsammlung sowie mit eigenen Schöpfungen untergebracht.