The Division (PS4) im Test – Tag 5

von Max Hohenwarter 31.03.2016

Tag 5: Wilder Westen an der Ostküste

Nachdem ich mich bisher durch den PvE-Part von The Division gekämpft habe, gilt es nun, mich der Dark Zone zu stellen. Warum der PvP des neuen Tom Clancy-MMOs das erfrischendste und brechreizförderndste Multiplayer-Areal der bisherigen Massively Multiplayer Online-Games-Geschichte ist, lest ihr hier!

Der Kann-aber-muss-nicht-Effekt

Sind wir mal ehrlich: Wir alle lieben es, uns in GTA V wie die größten Kriminellen aufzuführen! Das ist normal, denn wenn uns ein virtuelles Medium schon einmal die Chance gibt, dass wir uns straffrei und konsequenzlos wie die Axt im Walde aufführen können, dann mutiert selbst der friedliebendste Mitmensch zum wahren Soziopathen. Allerdings ist ein Grand Theft Auto nunmal auf eine skrupellose Verbrecherkarriere hin ausgelegt und lässt wohl genau deshalb die Hemmschwelle auf ein absolutes Minimum sinken.

In einem DayZ ist das schon anders. Da gilt ein ähnliches Prinzip wie bei der beliebten Zombie-Serie The Walking Dead. Allerdings werden zwischenmenschliche Beziehungen und Konflikte in der ehemaligen ArmA-Mod meist über Kimme und Korn ausdiskutiert und das, obwohl das Spiel die User nicht dazu zwingt sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Umso mehr folgt die Online-Community daher dem Verhaltenskodex “People shooting each other and sometimes Zombies show up” – eine Sozialstudie par excellence.

New York-Standoff

So ähnlich geht es auch in der Dark Zone von The Division zu. Der Third-Person-Online-Shooter zwingt die AgentInnen nämlich in keiner Form dazu, sich gegeneinander zu stellen, denn Frags oder Killscores gibt es in der Dark Zone nicht.Das einzige, das die SchläferInnen dazu verleitet, Rogues, beziehungsweise Abtrünnige zu werden, also ihre SHD-KollegInnen über den Haufen zu schießen, ist reine Gier!

Aber beginnen wir mit den grundlegenden Mechaniken der gesetzlosen Zone von The Division. In diesem Hybrid PvP/PvE-Gebiet laufen nur Elite-Mobs herum, die mitunter das Beste Loot im Spiel fallen lassen. Dabei sammelt man dann zum einen Dark Zone-XP, die den PvP Rang steigern, spezielle Währung und Phoenix-Credits, die man benutzen kann um beim Spezialitätenhändler Highend-Blaupausen zu erwerben.

Wenn es die Option gibt, nur Jagd auf besonders namhafte Schurken zu machen, warum werden die MitspielerInnen dann abtrünnig? Das hat mit dem innovativen-Loot-System der Dark Zone zu tun. Habt ihr nämlich einmal eine besonders tolle Knarre in der Dark Zone aufgeklaubt, gehört das Schmuckstück noch lange nicht euch, oh no sir! Da der Kern Manhattans ursprünglich als Sperr- und Sammelzone  für alle Infizierten gedacht war, ist sämtliche, dort zu findende Ausrüstung kontaminiert und muss erst einmal sterilisiert werden, bevor sie in eure Hände zur Benutzung wandert. Doch dazu müsst ihr das Geplünderte erst per Heli extrahieren lassen, um es dann generalüberholt und desinfiziert in eurer Operationsbasis abholen zu können! Diese Abholung funktioniert aber nur an bestimmten Plätzen, den Extraction-Zones. Was sich dort abspielt, fasst folgendes Video wohl am besten zusammen:

Die kleinen gelben Päckchen, die unter dem Rucksack erfolgreich lootender SHD-AgentInnen baumeln, sind ziemlich verheissungsvoll. Hat er oder sie wohl ein überlegenes oder gar Highend-Item in diesem Behälter? Soll ich es wagen? Soll ich töten, um die womöglich gute Ausrüstung zu rauben? Oder passiert selbiges gar mir? Diese spannende Paranoia tritt jedesmal kurz vor Ankunft des Helis auf. Manchmal passiert nichts, und die Wege trennen sich wieder, doch meistens erspäht man im letzen Moment, bevor man seine mühselig ergatterte Ausrüstung an das Seil hängen kann noch diese eine Ratte, die kein gelbes Package dabei hat. Panisch denkt man sich noch “Oh shiiii…” und bevor das ‘t’ über die eigenen Lippen wandern kann, landet auch schon eine Granate zu euren Füßen und das wars dann mit der tollen Ausrüstung! Die hinterfotzige, granatenwerfende Schweinebacke sammelt alle kontaminierten Päckchen ein, hängt sie noch schnell an den kurz vor Abflug stehenden Hubschrauber und sackt alles an Beute ein, was ich und meine misstrauischen Kollegen noch einen Augenblick zuvor in unseren Taschen wähnten!

JETZT IST HIER ACHTERBAHN! VERRECKE, DU… !!!

So in ungefähr war meine Reaktion, als ich das erste Mal einen der Rogues meine mühevolle Beute klauen gesehen habe. Es gab es für mich und meine Zweckgemeinschaft kein halten mehr! Zum Glück markiert The Division den hinterhältigen Agenten und wir können unsere Menschenjagd auf den Verräter starten.

Fazit Tag 5:

Die Dark Zone verdient Hassliebe wie kein anderer PvP-Bereich, den es bisher in MMOs gab! Das innovative Loot-System sorgt für derart dichte Spannung während der Extraktion, dass man die Luft nahezu zerschneiden kann! Allein die Dark Zone rechtfertigt somit einen Kauf von The Division, denn diese süße Paranoia, die man bei jeder Extraktion erlebt, ist einfach nur pures PvP-Gold! Auch die hochkochenden Emotionen, die einen dazu verleiten den Kopf des eventuell abtrünnig gewordenen Mitspielers auf einem Pfahl sehen zu wollen, sind dann verständlich und sorgen für die erwähnte Hassliebe zur Dark Zone!