Tales from the Borderlands (PS4) im Test

von Max Hohenwarter 16.06.2016

Bei Tales from the Borderlands, Telltales Spin-Off zu Gearbox waffenstrotzendem Loot-Shooter, müsst ihr definitiv auf Bazillionen Waffen und die damit veranstalteten Ballerorgien verzichten. Da stellt sich die Frage, ob das Adventure diesen Malus wohl ausgleichen kann? Lest es hier!

Hausmeister und Kammerjäger

Mit Rhys Cyberauge durchforsten wir mal schnell Vasquez Computer

Rhys ist ein überambitionierter Angestellter des High-Tech-Konzerns Hyperion. Nachdem dessen Boss, Handsome Jack, am Ende von Borderlands 2 „gegangen wurde“, kam es zu firmeninternen Umstrukturierungen. Dabei sieht unser karrieregeiler Protagonist natürlich seine Chance gekommen, der neue Stern in der Chefetage zu werden.

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Eigentlich ist die Sache mit seinem Vorgesetzten schon abgemacht und nach der Bestärkung durch seinen guten Kumpel und Buchhalter Vaughn, stürzt sich Rhys auch schon in die Verhandlungen. Doch anders als erwartet, sitzt vor unserem Helden nicht sein bisheriger Gönner, sondern Erzrivale Vasquez gegenüber.  Der hat die Position seines Vorgängers eingenommen. Letzterem wurde nämlich vom schmierigen Usurpator eine Auszeit – oder sollte man besser sagen Eiszeit – gegönnt. So schwebt der Gute jetzt als Halbgefrorenes durch den Weltraum. Aber Rhys Gegenspieler ist generell sehr großzügig und so bietet er ihm durchaus eine Manager-Position an, nämlich Facility Manager, oder in klassischem Deutsch ausgedrückt: Hausmeister! Alternativ darf sich der Übergangene auch aussuchen das Schicksals seines früheren Vorgesetzten zu teilen.

Während Rhys noch vor Wut schäumt, werden die Verhandlungen durch ein Telefonat von Vasquez unterbrochen. Als er dieses Gespräch belauscht, erfährt unsere designierte Weltraumputze, dass sein Gegenüber ein fragwürdiges Geschäft abzuziehen versucht, durch welches er an einen Vault-Key zu kommen gedenkt. Mit Rhys Cyberauge durchforsten wir mal schnell Vasquez Computer und erfahren so die Einzelheiten dieses Deals. Unsere Chance, für Vasquez Verrat bittersüße Rache zu nehmen, scheint gekommen.

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Gemeinsam mit seinem Kumpel Vaugh und Logistikerin Yvette versucht Rhys nun, Vasquez eins auszuwischen und doch noch an die angestrebten Honorationen als neues Mitglied der Führungsebene zu kommen. So beginnt die Geschichte, aber wie es weitergeht, möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.

Gewohntes Spielprinzip

…Figuren sind bis ins Detail dem Stil der geistigen Vorlage entnommen.

Leute, die bereits The Wolf among us oder Telltales bisheriges Meisterwerk, The Walking Dead, gespielt haben, wissen was sie spielerisch bei Tales from the Borderlands zu erwarten haben. Unter Zeitdruck Dialoge führen, durch welche sich der weitere Storyverlauf ändert, Rätsel lösen, die diesen Namen nicht unbedingt verdienen und gelegentlich Actionsequenzen überleben, die sich eher als Reaktionstests entpuppen. Tales from the Borderlands folgt natürlich genau diesem Muster. Einziger Unterschied im letztgenannten Spielelement besteht darin, dass man seinen mechanischen Bodyguard oder auch Loaderbot mit anderen Waffensystemen und Defensivmaßnahmen auf- und umrüsten kann. Im späteren Spielverlauf, sobald ihr Zugriff auf die zweite spielbare Heldin in Tales from the Borderlands, nämlich Diebin Fiona, habt, wird dieser Herumtüftelei noch der Faktor Geld hinzugefügt. So ein Loaderbot und die entsprechenden Upgrades kosten natürlich.

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Im Großen und Ganzen bietet Tales from the Borderlands also gewohnte Telltale Kost. Diese Abwechslungslosigkeit trifft dabei aber auf eine absolut maßstabsgetreue Nachbildung des bekannten Borderlands Universums. So werdet ihr im Verlauf der fünf Episoden langen ersten Staffel, die euch ungefähr 10 Stunden bei Laune hält, von Tales of the Borderlands auf viele liebgewonnene und nicht weniger verschrobene Charaktere aus Gearbox Shooter-Reihe treffen. Auch die aufploppenden Infoboxen beim Scannen von Objekten und Figuren sind bis ins Detail dem Stil der geistigen Vorlage entnommen.

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Tales from the Borderlands – das Fazit:

Wie bereits erwähnt, dürft ihr bei Telltales Geschichten aus Pandora keine wirklichen Neuerungen im Bereich Spielprinzip erwarten. Dafür ist aber auch die Leistung der englischen Synchronsprecher gleichbleibend gut und ihr dürft euch über so bekannte Stimmen, wie die von Troy Baker, alias Joel aus The Last of us und Nolan North, freuen. Aber Die Schauplätze sind so beengt wie in The Walking Dead oder The Wolf among us und verleiten daher nicht gerade zum Erkunden. Dafür kann Tales from the Borderlands mit Fan-Service in Form der schrulligen Nebendarsteller und des Designs punkten. Auch Fiona und Rhys sind als zweckmäßig zusammengewürfelte Buddies ein Zugpferd in der temporeich erzählten Geschichte. So fesselnd und emotional erdrückend, wie beispielsweise bei The Walking Dead, wird diese aber nicht erzählt. Stellenweise ergeben sich sogar Durchhänger, die mich gelegentlich nur zu gerne eine Pause einlegen ließen. Das passierte mir in der Zombie-Sozialstudie kein einziges Mal.

Dennoch bietet Tales from the Borderlands Fans des Loot-Levelers extrem viel. Es bringt dem spannenden Sci-Fi-Western-Szenario endlich die notwendige erzählerische Tiefe, die dieses Universum zweifelsohne verdient. Es ist genau so grotesk und anarchistisch humorvoll und in den Reaktionstest-Action-Sequenzen ebenso brutal wie Borderlands. Damit kann man es jedem Fan, der sich vornehmlich über die lahme Story des Shooters ärgerte, wärmstens zu empfehlen!

Wertung: 8 Pixel

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