Sony SmartBand SWR10 Review

von Mandi 17.05.2014

Ich bin einer dieser Typen: Ich verbrenne etwa 2200 Kalorien am Tag, an einem guten Tag mache ich über 9000 Schritte, und ich gehe etwa eine Stunde täglich. Normalerweise schlafe ich rund acht Stunden, und ich schieße (oder kriege) sechs Fotos. Am Handy bin ich etwa eine halbe Stunde im Browser, und ab und an gehe ich für eine halbe Stunde laufen, was meine Schrittzahl recht erhöht. Willkommen in der Welt des SWR10-SmartBands.

Die größte Zeitfalle ist jedoch (ihr ahnt es bereits) das liebe Sozialleben. Oft verbringe ich über zwei Stunden täglich in WhatsApp und Facebook, ohne dass ich es überhaupt bemerke. Eine Minute hier, eine Antwort da, und schwupp – auf einmal kommen immense Zeitspannen zusammen. Wir wissen doch alle, dass wir zu viel Zeit online verbringen, aber das SWR10-SmartBand merkt sich alles und ist dabei gnadenlos. Mein Leben wird also komplett aufgezeichnet, und es fühlt sich gut an.

Lifelog_SWR10

Der erste Blick auf das SWR10

Bewaffnet mit dem SWR10 und einem brandneuen Z2-Smartphone (beide werden gründlich getestet), geht es nun an den Testbericht. Das Band gibt es in zwei Größen (S und L), und ihr bekommt beim Kauf des SWR10 beide Bänder sowie ein Core-System, das in beide Bänder nahtlos hineinpasst. Das Konstrukt ist wasserdicht und fällt mit seinen rund 20 Gramm Gesamtgewicht niemals auf.

Das Band selbst sieht schick aus und trägt sich angenehm, allerdings nimmt die Struktur jede Art von Dreck sehr rasch auf. Allerdings lässt sich das Band auch extrem leicht abwaschen, kein Problem also. Das einzig Negative in Sachen Feeling ist der Verschlussmechanismus, der ein wenig viel Druck abverlangt und ab und zu ein wenig schmerzen kann (bei behaarten Handgelenken). Das Core-System, also die eigentliche Intelligenz, hat genau einen Knopf. Damit spielt ihr die Musik ab, stoppt sie, schaltet einen Titel vor oder zurück und wechselt zwischen Tag- und Nachtmodus.

Richtig gelesen: Ihr könnt das SmartBand als Fernbedienung benutzen. Es ist zwar nicht ganz intuitiv (ihr müsst den Listener-Modus erst aktivieren), ab und zu schleichen sich unverständliche Verzögerungen ein, aber die Funktion ist da. Ihr werdet sie bei eurem Android 4.4-Smartphone (das ist nämlich die einzige Voraussetzung) nicht sonderlich oft nutzen, da es auch etwas seltsam aussieht, wenn ihr euer eigenes Handgelenk verprügelt.

Habt ihr alle drei Apps installiert (Smart Connect, Smart Band und Lifelog), seid ihr schon gut vorbereitet. Ihr müsst dann zusätzlich noch NFC und Bluetooth 4.0 aktivieren, bevor ihr das SWR10 mit eurem Smartphone koppeln könnt. Kleiner Hinweis: Smart Band ist keine App, sondern eine Einstellung, die ihr downloadet. Sucht ihr sie, ohne das zu wissen, sucht ihr vergeblich und hoffentlich nicht so lange wie ich.

sony-smartband-swr10

Zeig, was du draufhast, SmartBand

Bühne frei! Das Band hat einige interessante Funktionen, und ich liste diese hier einmal auf: Nachtmodus (bei mir zwischen 22 und sieben Uhr), Benachrichtigungen, Wecker, sanfter Wecker, Vibrieren bei einem gewissen Abstand und Benachrichtigung für eingehende Anrufe. Das SmartBand übernimmt einige Dinge, doch wie das Ganze funktioniert, ist um so spannender.

Gehen wir es in verkehrter Reihenfolge durch: Die Vibration, wenn euer Handy läutet, funktioniert perfekt. Es ist ein gutes Gefühl, das übergroße Smartphone einfach im kompletten Nicht-Stören-Modus auf dem Tisch liegen zu lassen und trotzdem zu wissen, wann ihr angerufen werdet. Das Beste daran: Nur ihr bekommt es mit, wegen der sanften Vibration an eurem Handgelenk. Zusätzlich vibriert das SWR10, wenn ich mich weiter als zehn bis 15 Meter vom Handy wegbewege. Perfekt.

Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr am Morgen einfach nicht aufstehen wollt? Euer Weckerton geht euch schon richtig auf den Geist? Das Band vibriert auf Wunsch zu euren auf dem Handy gestellten Weckzeiten. Sogar dann, wenn ihr das Smartphone komplett stumm geschaltet habt. Es fühlt sich am Morgen so an, als würde euch jemand leicht am Handgelenk rütteln, und ihr seid schnell wach.

Der sanfte Wecker weckt euch, wenn ihr euch gerade nicht in einer Tiefschlafphase befindet – sogar das kann der Sensor im Inneren des SWR10 messen. Dazu gebt ihr etwa eine halbstündige Zeitperiode mit dem Endpunkt zu jener Uhrzeit ein, zu der ihr dann spätestens aufstehen wollt. Ihr könnt euch natürlich aussuchen, wie lange ihr eure Zeitspanne bemesst. Es funktioniert einwandfrei (und ich war nicht einmal müde) – so gut, dass es schon fast ein wenig gruslig wirkt.

Große Ambitionen, kleine Probleme

Was ich aber leider anfangs nicht zum Laufen bringen konnte, war, Benachrichtigungen auf dem SmartBand zu empfangen. Anfangs dachte ich, dass es eventuell an den Apps liegen könnte, wie Facebook, WhatsApp, Messenger und den Spielen. Etliche Neustarts später gab ich w. o. und gewöhnte mich daran, dass das SWR10 nur bei Anrufen und Weckrufen vibrierte.

Schade ist auch, dass es keine zentrale App zu geben scheint, in der ihr einstellen könnt, welche Benachrichtigungen an das Band gesendet werden und welche nicht. Es erscheint sinnvoll, Messenger- und WhatsApp-Benachrichtigungen zu erhalten, Farm Heroes und Minion Rush dagegen sollen stumm auf dem Handy verweilen. Das war seltsam: entweder alles, oder gar nichts.

Was war das tatsächliche Problem? Das SWR10 schaltete in der Smart-Connect-App standardmäßig alle Drittanbieter-Apps aus, worauf ich erst später kam. Nachdem ihr händisch alle gewünschten Apps hinzugefügt habt, läuft auch dies ohne Tücken. Gemeinsam mit der für KonsumentInnen nicht ganz selbsterklärenden Installation wäre Sony gut beraten, noch ein oder zwei Tutorial-Bildschirme in die Software zu basteln. Apropos Software:

Kommen wir zu Lifelog, dem größten Grund für euch, das SmartBand zu kaufen. Es umfasst einen ganzen Haufen Infos, die Synchronisation läuft perfekt und es zeigt euch zwar viel, tut dies aber, ohne überfüllt zu wirken. Farbige Icons zeigen euch ganz genau, wie viel Zeit ihr mit welcher Tätigkeit verbracht habt. Ihr werdet staunen, wie detailreich diese Daten sind; mich persönlich erstaunen meine Schlaflogs immer wieder.

Eure gesetzten Favoriten, eure verbrannten Kalorien, eure Schritte, eure Zeit im Gehen, eure gelaufene Zeit, die Schlafdaten, Zeit in Kommunikationsapps wie WhatsApp oder Facebook, Fotos, Musik, Video, Spiele, Bücher und die Zeit, die ihr im Browser verbracht habt: All dies seht ihr auf einem Screen, und hier zeigt Sony so richtig Muskeln.

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Die Zukunft ist jetzt

Ihr könnt auf einer Timeline euren Tag nochmals erleben, und Lifelog lässt euch ganz klar erkennen, was ihr wie lang getrieben habt. Das ist richtig sinnvoll und lässt es spannend werden, wo die Reise in Zukunft hingeht: Bekommen wir auch ein wenig Kontext zu all den Daten (war der Schlaf erholsam, ist meine Schrittanzahl gesund, sollte ich mehr laufen?), gäbe es eine Art Vergleichsmöglichkeit wie bei Runtastic und Konsorten? Dann wird das wahre Alter der Wearables eingeläutet, die sich dann mit Bestimmtheit durchsetzen. (Das ist erst der Anfang: Was wäre, wenn alle medizinischen Daten für den Notfall auf einem Armband gespeichert werden? Das SWR10 ist sowieso immer dabei!)

Jetzt ist das SWR10 die erste Hardware, der erste Schritt in Richtung Zukunft. Der Akku hält etwa fünf Tage, das Gewicht ist gleich null, und es sieht auf den ersten und auch auf den zweiten Blick richtig gut aus. Obwohl ich vor über zehn Jahren meine letzte Armbanduhr getragen habe, sehe ich wegen dem leichten Gewicht darauf in letzter Zeit wieder öfter auf mein Handgelenk, nur, um auf eine schwarze Oberfläche zu starren. Mist.

Nach einigen Tagen mit dem SmartBand ist es hart, wieder ein Leben ohne zu führen. Die Kinderkrankheiten wie der etwas komplizierte Installationsprozess sind kein großes Thema, und auch die Benachrichtigungen sollten nach kurzer Einstellungszeit problemlos auf das Band (leider ohne Display, aber mit hoher Akkulaufzeit) kommen. Es scheint alles nur eine Frage der Software zu sein, denn die Hardware hat Sony schon verdammt gut hinbekommen. Ich freue mich schon auf die Zukunft, und Sonys SWR10 ist der beste Vorgeschmack darauf, den es derzeit gibt!

Wertung: 9.0 Pixel

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