Rayado (Android) im Test

von Mandi 03.02.2016

Aus der österreichischen Spieleschmiede FarbWorks kam ein neues Game in den Play Store – Rayado schickt sich an, um sowohl Geschick, Intelligenz als auch Geduld der SpielerInnen zu testen. Ich habe mir das Spiel nun angesehen, kann es überzeugen und gar fesseln? Hier geht es zur Webseite des Spiels – und lest hier den Test!

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Das Spielprinzip

Rayado ist im Grunde schnell erklärt: Eine Disc (beziehungsweise ein Puck, wie ihr das sehen wollt) schwebt durch einen Parcours, und es liegt an euch, sie unbeschadet ans Ziel zu bringen. Die Scheibe bewegt sich mehr oder minder gemütlich fort, und wenn sie an eine Wand gerät, wird sie davon physikalisch richtig zurückprallen. Das heißt: Würdet ihr ein Hindernis in einer exakt geraden Flugbahn treffen, kommt die Scheibe wieder zu euch.

Es hilft, an ein Billard-Spiel oder treffenderweise an einen Air Hockey-Tisch zu denken. Der Parcours ist allerdings nicht gerade discfreundlich, denn viele rote Objekte warten darin. Das können Sägeblätter, Wände oder gar abgefeuerte Projektile sein. Genau hier kommt ihr als SpielerInnen zum Zug: Mit euren Fingern könnt ihr durch Wischen einen geraden blauen Strich malen, der als zusätzliches Hindernis fungiert.

Dabei muss gesagt werden, dass ihr immer nur eine einzige blaue Wand bauen könnt: Sobald ihr den Finger erneut auf das Display legt, verschwindet der vorige Wall sofort. Ihr müsst auch aufpassen, dass während der Zeichnungsphase der Ball nicht durch eure Linie fährt, denn dann kommt einfach kein blauer Strich zustande. Damit ihr aber nicht wie wild euren Weg durch die Levels bahnen könnt, gibt es in Rayado auch eine Farbanzeige. Anders als in Kirby und der Regenbogen-Pinsel füllt sich diese Leiste aber nicht von selbst wieder auf, und genau hier liegt die Challenge in Rayado.

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Try again, fail again, fail better

Während die ersten Abschnitte als Tutorial dienen, kommen mit der Zeit immer mehr Dinge auf euch zu, die ihr berücksichtigen müsst. Im Prinzip gibt es drei Signalfarben: Blau, Grün und Rot. Blaue Dinge (Beacons in Rayado) solltet ihr sammeln, da sie als Schalter oft Hindernisse aus dem Weg räumen oder sonst einfach nur satt Punkte liefern. Manche Beacons sind mit einem Schlag deaktiviert, größere brauchen schon mehrere Anläufe.

Grün ist möglicherweise eine der fiesesten Dinge in diesem Spiel: Grün bewegt die Kamera weiter. Grundsätzlich dreht sich die Ansicht in Rayado automatisch weiter und folgt eurer Disc, bis ihr an einen Punkt gelangt, an dem ein grüner Block anzustoßen ist. Erst, wenn ihr ihn trefft, geht die Reise weiter. Schafft ihr es aber, die Scheibe aus dem Bildschirm zu bugsieren, verliert ihr ein Leben.

Rote Dinge sind tödlich. Punkt. Wenn euer Puck auf etwas Rotes gerät, wird er auch rot und ist somit zerstört. Dass aber nicht nur Wände aus roter Substanz bestehen können, sondern Sägeblätter, Projektile und Konstrukte mit messerartigen Extremitäten euch ebenso das Leben kosten, ist klar. Jedes Leben kostet euch ein Credit, von denen ihr bis zu 25 halten könnt. Alle 30 Minuten erhält ihr fünf zurück, und wenn euch mal die blaue Energieleiste zur Neige geht, habt ihr die folgenden Optionen:

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Zwischen Frust und Lust

Ihr seht also, Credits sind in Rayado eine heiß begehrte Sache. Selbst, wenn ihr durch Zufall eine versteckte Kammer findet, in denen sich, sagen wir mal, drei Credits befinden: Die sind in zwei Minuten wieder Geschichte. Rayado bietet euch mehrere Welten an, die jeweils in fünf Stages unterteilt sind. Die wiederum haben je fünf Abschnitte, was bedeutet, wenn ihr einen dieser Abschnitte schafft, fungiert die Trennlinie als Checkpoint. Damit alles fair bleibt, fliegt die Disc auch genauso weg, wie ihr sie hindriften lasst, damit ihr euch beim nächsten Mal etwas leichter tut.

Leicht ist Rayado jedoch nur bedingt. Das Spielprinzip ist schnell erfasst, auch den Finger in einer Linie zu ziehen und somit beim Heben des Fingers eine Wand zu zeichnen ist keine große Meisterleistung. Fies wird es erst, wenn ihr die Disc in einer komplett geraden Linie zwischen zwei roten Wällen durchpfeffern sollt, möglichst ohne Korrekturen, da der Abstand schon wirklich eng bemessen ist. Hier zeigt das Game durchaus seine Zähne: Wenn ihr euch also mal 25 Credits aufgespart habt und diese binnen zwei Minuten verbraten habt … nun, man wird ja nicht laut beim Spielen. Niemals.

Passagen, die mehrere Anläufe benötigen, gibt es in Rayado zuhauf. Ein bewegendes Monstrum, ein schwingender Block, oder vielleicht eine 180-Grad-Wendung, allerdings mit weißen Bereichen dazwischengeschalten, auf denen man nicht zeichnen kann? Ihr reagiert schnell, aber nicht schnell genug – ihr zeichnet die Linie, doch der Puck befindet sich schon darin und prallt auf das Hindernis? Die Disc ist schneller als die Kamera, die sich gemütlich ausrichtet und das Spielgerät verliert? Oh ja.

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Licht und Schatten

Doch wie es bei fordernden Games nun mal so ist, schafft man die fiesen Dinge doch. Völlig unerwartet, oftmals auch völlig unvorbereitet sitzt man dann da und denkt sich: „Wieso habe ich das nicht schon eher geschafft?“ Rayado ist nicht unfair, denn ihr habt auch die Möglichkeit, jeweils fünf Credits zu erhalten, wenn ihr euch Werbungen ansieht. Ab und zu werden auch Videos zwischen den einzelnen Abschnitten gezeigt, was als Einnahmequelle völlig verständlich ist, den Spielfluss aber grob unterbricht.

Optisch und akustisch ist das Game sauber gelöst, die wichtigen Ziele sind immer farblich markiert und heben sich hervorragend von den schwarzen Wänden und unauffälligen Hintergründen ab. Jede Aktion wird mit einem Soundeffekt quittiert, was auch nach längerer Zeit nicht negativ auffällt. Dass man eine gewisse Punktezahl erreichen muss, um von einer Welt zur nächsten gelangen zu können, ist eine gute Idee und wird erst später zur Challenge, soweit stimmt die Balance.

Fies ist allerdings, dass Rayado auf drei Testgeräten unerklärliche Ruckler zu verzeichnen hatte. Es läuft zwar auch auf einem Low-End-Gerät, doch bei einem LG Zero oder Nexus 5X hätte ich mir das nicht erwartet: So viele Effekte sind schließlich nicht im Spiel enthalten. Ein zerstörter Beacon zerbröselt etwa in einen Pixelregen, da versteht man schon einen kurzen Einbruch, aber bei einem Abschnitt ohne große Grafikpracht sollten 60 Bilder in der Sekunde drin sein.

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Rayado, euer nächster großer Puzzler

Wenn ihr auf eure Geschicklichkeit und Reaktion bauen könnt, ist Rayado wie geschaffen für euch. Mit einer angenehmen Lernkurve versehen lässt euch das Game in den Tutorial-Levels herumprobieren, bevor es euch in die erste Stage schickt. Obwohl oder gerade weil das Spielprinzip so einfach ist, stößt man in den trickreichen Parcours schnell an die eigenen Grenzen.

Gut ist wiederum, dass euch Rayado nicht wirklich bestraft, da ihr dank Werbeeinblendungen schnell wieder an fünf Credits kommen könnt. Dass diese fünf Leben halt auch wieder genauso schnell dahin sein können, liegt im Endeffekt ja nur an uns SpielerInnen – „git gud“ wäre hier die Devise. Die Levels sind intelligent und abwechslungsreich angelegt, mein Erzfeind war bislang eher die Kamera, die manchmal schneller und manchmal gemächlicher reagiert.

Bis auf die vorhin angesprochenen Ruckler gibt es aber keine Kritikpunkte, die man den Jungs und Mädels von FarbWorks vorwerfen könnte. Das Spielprinzip fesselt tatsächlich nach mehreren Abschnitten, und es gibt keinen Abend, an denen man nicht noch schnell die Credits verwendet. Macht süchtig – macht Laune! Wenn ihr mich entschuldigt, ich würde dann noch gerne in die nächste Welt kommen…

Wertung: 8.5 Pixel

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