Portal 2 (PS3) im Test #ThrowBackThursday

von Mandi 10.12.2015

Rache! GLaDOS ist im Action-Puzzler Portal 2 (die offizielle Website gibt es hier, und hier findet ihr Valves Blog) zurück, und die wohl bekannteste KI der letzten Jahre will euch so richtig ans Leder. Mit mehr Testkammern, einer noch besseren Steuerung, vielen verfeinerten Details und einem stark vergrößerten Umfang habt ihr es nun zu tun, ihr Monster. Doch kann der Hype von Portal übertroffen werden?

Portal 2 Valve beyond pixelsDie Protagonistin Chell

Worum geht’s da eigentlich?

Portal-Spieler wissen und lieben es: Im Vorgänger wart ihr ein weibliches Testobjekt, das sich aus den Fängen des Konzerns „Aperture Science“ befreien wollte. Die Dame namens Chell wachte in einer sterilen Kammer auf, fand dank eurer Hilfe schließlich den ersten Teil der vielgerühmten Portal-Flinte, konnte auch den zweiten Part damit verbinden und besaß somit eine Portal Gun erster Güte. Die KI GLaDOS stand der menschlichen Protagonistin dann und wann im Weg, so versuchte der Supercomputer etwa, dem Testobjekt schießende Roboter gegenüberzustellen.

Nicht nur das erwartete euch in Portal, sondern auch gigantische physikbasierte Rätsel forderten euch als SpielerInnen bis zum Ende nach 19 Testkammern heraus. Dabei war Portal gar nicht als eigenständiges Spiel geplant, sondern vielmehr als witzige Ergänzung zur damals erscheinenden Orange Box. Doch schlussendlich kam es, wie es kommen musste: Die barfüßige Protagonistin mit ihrer Portal Gun wurde zur Ikone eines gesamten Videospielgenres, und ein Metascore von 90 spricht eindrucksvoll für sich.

Fans auf der ganzen Welt lechzten seit 2007 nach einer Fortsetzung, insbesondere, da Portal nach vier bis fünf Stunden durchgespielt war. Und nun ist es soweit, Aperture Science featuring GLaDOS ist zurück, und da das Ende des ersten Teils ein offenes war – nein, wir spoilern euch hier nicht -, macht es durchaus Sinn, dass ihr nun wieder im Gebäude seid. GLaDOS sagt danke, dass ihr zurück seid, also lasst uns weiter testen!

portal 2 glados wiedersehen beyond pixelsDa ist sie ja: GlaDOS ist wieder mit von der Partie

So wird gespielt, äh, getestet

Das Spielprinzip von Portal 2 hat sich im Vergleich zum Vorgänger absolut nicht geändert. Ein paar hundert Jährchen sind vergangen – jedenfalls in der Welt von Portal. Im ersten Teil (2007 veröffentlicht) ging es noch unter Anleitung der coolen Computerstimme GLaDOS (Genetic Lifeform and Disk Operating System) durch Labore, in Teil 2 übernimmt diese Rolle der ähnlich merkwürdige, aber eher ängstlich-witzige Wheatley – ebenfalls eine künstliche Intelligenz. Seine Sprachausgabe stammt in der englischen Version von Portal 2 vom britischen Schauspieler Stephen Merchant.

Noch immer seid ihr im Besitz der allmächtigen Portal Gun, welche euch zwei Wurmlöcher in die Welt schießen lässt (aber nur auf helle Wände, denn dunkle Platten sind portalfreie Zone). Es ist egal, ob ihr zuerst das blaue oder das orange Portal erstellt, Fakt ist: Sobald ihr beide in einem Level platziert habt, dürft ihr ganz wie durch eine Verbindung hindurchschreiten. Wie aus Portal bekannt ist die Physik bekanntlich eine mächtige Verbündete: Was schnell hineinkommt, kommt auch schnell wieder heraus, und wenn ihr euch in eine Dauerschleife werft, könnt ihr auch schon mal fünf Minuten lang ohne Pause durchfallen (im originalen Portal winkte da sogar ein Achievement). Auch hier in Portal 2 geht es wieder darum, sich aus dem Gebäude des Konzerns Aperture Science herauszukämpfen, doch Schusswaffen besitzt ihr keine.

Eure einzige Waffe, oder besser gesagt, eure Chance zu überleben ist euer Gehirn, und schon nach wenigen Spielminuten werdet ihr, wie es GLaDOS so schön sagt, in Portalen denken. Schritt für Schritt werdet ihr an die Spielmechanik herangeführt, und plötzlich gibt es ein Wiedersehen mit GLaDOS! Sie spricht nicht von Rache, nein, sie steht über solchen Gefühlen. Doch wenn ihr der KI (insbesondere in der englischen Fassung) beim Quasseln zuhört, werdet ihr schnell merken, dass die sarkastisch-zynische KI euch das ganz schön übel nimmt, dass ihr sie in Portal getötet habt.

Nun seid ihr also zurück im furchteinflößenden Gebäude von Aperture Science, und eines sei gleich vorweggenommen: GLaDOS macht es euch in Portal 2 keineswegs leichter. Die gute KI hat nämlich einen massiven Heimvorteil, und dank der beweglichen Panele verändern sich schon mal Levels im Vorbeigehen, was euch wieder und wieder eure Portale nutzen lässt. Alles im Namen der Wissenschaft zu testen, meint GLaDOS, doch in Wahrheit ist es ein einziger, verzweifelter Kampf ums Überleben … der allerdings verdammt viel Spaß macht. Je nach Spielart der SpielerInnen hätten es einige in drei Stunden geschafft, Portal durchzuspielen, während andere sich hingegen sechs Stunden an den Rätseln die Zähne ausgebissen haben.

Es kommt einfach darauf an, wie klug ihr ZockerInnen vorgeht und mit dem Spiel interagiert. Die Singleplayer-Kampagne von Portal 2 dauert etwa drei Mal so lang wie sein Vorgänger, und der Koop-Modus bietet ungefähr doppelt so viel Spielzeit. Euch erwarten gesamt 22 Testkammern im Einzelspielermodus, doch täuscht euch nicht: Während in Portal die 19 Testkammern schon den Spielfortschritt angegeben haben, hat sich Valve für Portal 2 etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Übrigens sind die ersten Räume, in denen ihr die Portal Gun sucht, exakt die gleichen wie in Portal, für Fans also eine wahre Freude, die alten Räume wiederzusehen!

Einzig und allein die relativ oft vorkommenden, aber dafür angenehm kurzen Ladezeiten trüben den Spielspaß ein wenig. Allerdings hat der Zahn der Zeit heftig zugebissen, und das verwitterte Gebäude von Aperture Science ist nun mit Gras und Unkraut überwuchert, so könnte eine verlassene hochtechnologische Arche wirklich aussehen. Doch wie sieht Portal 2 als Spiel nun tatsächlich aus?

portal 2 gel und turrets beyond pixelsEiner der spritzigeren Level in Portal 2

Source-Engine ahoi: Optisch eine Wucht

Gleich vorweg: Spielt, sofern ihr des Englischen mächtig sind, Portal 2 unbedingt auf Englisch. Unbedingt. Ja, die deutsche Synchronisation ist schon gelungen, aber wenn ihr ein einziges Mal das Original gehört habt (GLaDOS!!), werdet ihr die englische Fassung nicht mehr missen wollen. Ansonsten erwartet euch die gewohnt gute Qualität: Die dusslig-sarkastischen Kommentare von GLaDOS versüßen euch den Alltag, wohingegen Whitley mit seiner äußerst nonchalanten Art versucht, alles ein bisschen aufzulockern. Auch, dass die Protagonistin beispielsweise nicht sprechen kann und stattdessen springt, quittiert er mit einem trockenen „Das wird reichen“, und euer Abenteuer geht los!

Grafisch hat Valve das Niveau auf jedem einzelnen Sektor noch weiter steigern können, so wurde die Beleuchtung verbessert, die Texturen sind bis auf das Gras scharf, und beim Wasser müsst ihr schon sehr genau hinsehen, um es als Pixelwerk zu identifizieren. Die Animation sieht einfach einwandfrei aus, Ruckler erlebt ihr höchstens in den animierten Ladebildschirmen, und während ihr so herumfliegt (im Koop-Modus sehr gerne mit Höchstgeschwindigkeiten), versüßt euch ein netter Motion-Blur-Effekt am Rande das visuelle Erlebnis. Einzig und allein beim Anzoomen bei gezielten Schüssen entlarvt ihr Portal 2 ein paar Schwächen, aber das würde keiner von euch normalen SpielerInnen in dem Ausmaß machen, wie wir TesterInnen das so gerne durchführen. Ein gelungenes Abenteuer auch in technischer Hinsicht, soweit meine Einschätzung, doch wie sieht es mit dem Handling aus?

Fantastische Steuerung

Das Handling in Portal 2 wurde nicht verändert, nicht verkompliziert, weder erweitert noch reduziert. Nein, das Spiel fühlt sich entgegen jeder Vernunft wie ein Hochklasse-Shooter sowohl auf Konsole als auch auf PC heimisch, und da Portal 2 nur bedingt Schnelligkeit verlangt (den Großteil der Zeit habt ihr mehr als genug Gelegenheit, zu warten und nachzudenken), tut auch die Konsolensteuerung mit zwei Sticks dem Spielspaß keinen Abbruch. Insbesondere im Kooperationsmodus kommen die Gesten auf den Richtungstasten zum Einsatz, und so dürft ihr Markierungen setzen, einen Countdown runterzählen lassen (klasse für den Online-Koop-Modus!) oder auch den Mitstreiter anweisen, an einen bestimmten Punkt ein Portal hinzufeuern.

Die Sprünge machen Sinn, die Physik funktionert schon wie in Portal einwandfrei, und allzumeist liegt es an den SpielerInnen selbst, wenn etwas nicht funktioniert. An Ecken bleibt ihr etwa niemals hängen, das war einer der wenigen Kritikpunkte am ersten Portal-Spiel. Während hier also so gut wie alles nahe an der Perfektion verweilt, gibt es noch etwas anderes, das die absolute Aufmerksamkeit verdient, nämlich den neu implementierten Mehrspielermodus. Oh ja.

Gemeinsam einsam, zusammen stark

Ja, es ist wahr, Portal 2 hat einen Mehrspielermodus spendiert bekommen. Ihr zockt als die beiden Roboter Atlas und P-Body, die beiden Roboter aus den Videos, welche ihr in diversen Anleitungs-Videos von Portal 2 sehen könnt. Wahlweise über das Online-Netzwerk von Steam oder vor Ort einen Bildschirm teilend dürft ihr miteinander spielen und euch mit den selben Gesten beharken, die schon bislang das Online-Leben um ein Vielfaches versüßt haben. Wie es vorhin schon angesprochen wurde, dürft ihr verschieden stark gestikulieren und Markierungen setzen, dass beispielsweise ein gewisser Schalter benutzt oder ein bestimmter Weg genommen werden muss.

Kleinere Gemeinheiten runden das gemeinsame Spiel gelungen ab, und GLaDOS versucht es natürlich auch auf der psychologischen Schiene, euch und Ihren Roboter-Kumpanen auseinanderzubringen. Spaß macht Portal 2 allemal, doch zu zweit ist es fast noch besser! Interessant hierbei ist, dass die Koop-Kampagne völlig eigenständig von der Singleplayer-Geschichte existiert, das heißt, ihr nehmt euch sich selbst nichts von der Kampagne, wenn ihr zuerst etwa sechs bis acht Stunden mit dem Koop-Modus verbringt und euch erst dann mit der bis zu vierzehn Stunden langen Einzelspielergeschichte auseinandersetzt…

portal 2 atlas und pbody beyond pixelsDu zuerst. Nee, du zuerst. Ach, nach dir.

Dass Valve kreativ ohne Ende ist, haben schon die Ankündigungen und Videos bewiesen. Das wirkt sich auch in Portal 2 aus: Der Humor, der insbesondere in der englischen Fassung für Tränen sorgt, ist den Charakteren wie auf den Leib geschneidert, die unfreiwillig komischen Situationen werden bissig und pointiert kommentiert, die Werbungen, die immer wieder mal auftauchen, sind im genau gleichen Stil gehalten, und viele Details sorgen für eine gewaltige Stimmung in Portal 2. Dazu bleibt eigentlich nur noch eines zu sagen: Aperture Science ist zurück, und wie!

Portal 2: Auf dem Weg zur Weltherrschaft

Fans auf der ganzen Welt lechzten seit 2007 nach einer Fortsetzung, und hier ist mehr als das: Nicht nur ein würdiger Nachfolger, sondern ein Spiel, das Maßstäbe neu setzt! Portal 2 ist definitiv ein Must have-Titel für sämtliche Plattformen, denn während das Portal-Shooter-Gameplay schon 2007 auf dem PC für einen Wahnsinns-Hype gesorgt hat, spielt es sich auch auf der PS3 mehr als nur hervorragend. Eine tiefe Verneigung vor Valve, die Entscheidung, Portal 2 auf PC, Mac, PS3 und Xbox 360 zu bringen, war goldrichtig! Nun steht dem Siegeszug von GLaDOS endgültig nichts mehr im Wege, und die Suchtgefahr ist imminent. Beginne Siegestanz in 3…2…1…

9.5

Wertung: 9.5 Pixel

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