Palazzo Graz 2017/18 – Wir waren bei der Premiere im Spiegelpalast

von David Kolb-Zgaga 17.11.2017

In Graz startet mit Eckart Witzigmanns Palazzo 2017 die zweite Spielsaison. Neben dem Show-Programm wird im Palazzo auch ein viergängiges Menü geboten, wodurch alle Sinne betört werden wollen. Wir waren für euch bei der gestrigen Premiere und erzählen euch, was ihr euch von einem Abend im Spiegelpalast im Messepark erwarten könnt.

Das Menü

Je nach Menüauswahl und optionaler Weinbegleitung kostet die günstigste Karte für das Palazzo 2017 114 Euro. Das ist zwar nicht günstig, aber für den Preis wird auch viel geboten, denn unter anderem ist im Preis ein Vier-Gang-Menü von Sternekoch Eckart Witzigmann enthalten. Der Starkoch ist vor allem für die Weiterentwicklung der Nouvelle Cuisine bekannt, also dem überwinden alter Ansätze und der Findung von neuen Wegen der Zubereitung und der Präsentation. Diesen Einschlag schmeckt, aber vor allem sieht man auch deutlich bei den vier Gängen, die es wahlweise mit Fleisch oder vegetarisch zur Wahl standen.

Die Menüs

Palazzo Graz 2017/18 Fleisch-Menü

  • Vorspeise: Variation vom Thunfisch mit Wasabi-Mayonnaise und Avocado
  • Zwischengang: Maroni-Samtsüppchen mit Tortellini, Knollensellerie und Amaretti
  • Hauptgang: Rosa gebratener Hirschkalbsrücken mit Kürbiskernkruste, Kohlsprossen, Gnocchi, Rotweinsauce und Chutney vom Kürbis
  • Dessert: Délice von Nougat und dunkler Schokolade an Granatapfel und Mango mit Passionsfrucht-Sorbet

Palazzo Graz 2017/18 Vegetarisches Menü

  • Vorspeise: Variation von Roter Rübe mit grüner Apfel-Walnuss-Vinaigrette und Kren-Mousse
  • Zwischengang: Maroni-Samtsüppchen mit Tortellini, Knollensellerie und Amaretti
  • Hauptgang: Karfiol-Gemüse-Curry
  • Dessert: Délice von Nougat und dunkler Schokolade an Granatapfel und Mango mit Passionsfrucht-Sorbet

Von Thunfisch, Keksen und Maroni

Ich habe mich für das Menü mit Fleisch entschieden, denn bei „Rosa gebratener Hirschkalbsrücken mit Kürbiskernkruste“ kann ich nicht Nein sagen. Freundlicherweise wurde vor den Gängen auch noch Brot und Aufstrich serviert, wodurch der erste, kleine Hunger gestillt werden konnte. Danach war wirklich jedes Gericht ein großartiges Geschmackserlebnis. Es mag Leute geben, die von Thunfisch Tatar abgeschreckt werden, ich hingegen würde mich liebsten in die Variation mit Avocado und Wasabi Mayonnaise hineinlegen.

Auch das Maroni-Samtsüppchen war vorzüglich. Geschmacklich spannend und doch äußerst passend schmeckte dabei die süßliche Kombination aus Maroni und den zwei mitservierten Amarettokeksen. Und was soll ich sagen, dann kam es auch schon zur besagten Kürbiskernkruste mit angehängtem Hirschkalbsrücken.

Da gehen die Hirsche mit mir durch!

Man möge mir die blumigen Beschreibungen nachsehen, denn wenn es um Wild und Kürbiskerne geht, kenne ich kein Halten mehr. Zu meiner, zugegeben laienhaften, Verwunderung war die Kruste entgegen ihrer ursprünglichen Bedeutung nicht knusprig. Es war mehr eine Art feste Creme, die das perfekt rosa gebratene Stück Fleisch umgarnte – ja beinahe lieblich umspielte. Alleine dieses Geschmackserlebnis machte den Abend schon zu etwas Besonderem.

Aber Halt, es gab ja auch noch Nachspeise! Verschiedenste Quellen und Wörterbücher schlagen mir vor, Délice mit Köstlichkeit oder sogar Gaumenschmaus zu übersetzen. Bei Witzigmanns Délice von Nougat könnte das nicht trefflicher gesagt werden, denn mit Granatapfel, Mangosorbet und Passionsfrucht ergibt sich ein mehr als würdiger Abschluss des viergängigen Menüs. Kulinarisch gibt es für mich rein gar nichts zu bekritteln: Das Essen war ausgezeichnet und auch die Weinbegleitung und der Service mit viel Personalaufwand waren hervorragend.

Die Show beginnt

Nehmen wir nun aber Abstand von den Gaumenfreuden und treten wir ein, in die Welt des Showgeschäfts. Im schön gestalteten Spiegelpalast traten gestern in der Mitte des Zeltes, dank heb- und senkbarer Bühne gleich 16 verschiedene Künstlerinnen und Künstler auf. Durch den Abend führten Daniel Reinsberg und Klaus Loch als Herr Riesling. Die Stimmung in der ersten Hälfte, also ungefähr zwischen Suppe und Hirschkalbsrücken war mir teilweise ein bisschen zu stark auf Klamauk getrimmt. Die beiden oben genannten Herren haben ihren Fokus klar auf Comedy gelegt und manchmal zünden die Gags und manchmal tun sie das eben nicht. Durch die vielen verschiedenen Performances ist aber die Abwechslung sehr groß, denn die einzelnen Nummern dauerten gerade einmal zwischen zehn und fünfzehn Minuten. Danach stand sofort wieder etwas ganz Neues am Programm. Man spürte deutlich, dass alle Künstlerinnen und Künstler Vollblutprofis waren, allerdings war mir das Programm in den ersten zwei Stunden etwas zu gewöhnlich.

Die Steigerung in Hälfte Zwei

Da sei an dieser Stelle aber noch vermerkt, dass ich hier Kritik auf hohem Niveau betreibe. Nach fast 20 Jahren La Strada und den damit jährlich verbundenen Straßenkunst- und Figurentheaterfestival-Besuchen, hat man als GrazerIn eben schon einiges gesehen und kennen gelernt. In der zweiten Hälfte des Programms wurde es dann zum Glück deutlicher spannender. Der jonglierende Beatboxer Kerol, das argentinisch, brasilianische Duo Joe und Martin am Schleuderbrett, aber vor allem auch die einfühlsame Darbietung von Denis Lock mit Seifenblasen entwickelten sich zu sehenswerten Highlights. Der zuletzt genannte, englische Gentleman zauberte aus Seifenblasen und Pfeifenrauch Wirbelstürme, Karussells und andere kunstvolle Konstrukte! Zudem wurde das Spektakel noch mit poetischen Worten untermalt, die von der Schnelllebigkeit und der Sterblichkeit der Seifenblase erzählen.

Fazit zu Eckart Witzigmanns Palazzo

Eckart Witzigmanns Palazzo bietet auch in der zweiten Spielsaison einen unvergesslichen Abend. Allein der kulinarische Genuss ist so großartig, dass es sich dafür lohnt in den Spiegelpalast zur Grazer Messe zu fahren. Wie bereits erwähnt kostet die günstigste Karte kostet 114 Euro. Dafür erhält man aber auch ein viergängiges Menü eines Haubenkochs, plus die vielen Performances der KünstlerInnen. Mit einstündigem Einlass (18:30) dauerte die Veranstaltung ganze fünf Stunden (ca. 23:30). Das ist zwar ein langer Zeitraum, heißt aber nicht, dass es langweilig wurde, denn zu jeder Zeit bekommt man im Palazzo etwas geboten. Für mich war Eckart Witzigmanns Palazzo ein sehr schönes Erlebnis, das mir einen besonderen Abend bot, den ich so nicht missen möchte.