Kritik: James Newton Howard – 30 Jahre Hollywood in der Wiener Stadthalle

von Stefan Hohenwarter 26.11.2017

Gestern Abend durfte ich James Newton Howard: Das beste aus 30 Jahren Hollywood in der Wiener Stadthalle erleben. Ob mir das Filmmusik-Konzert gefallen hat, erfahrt ihr in den folgenden Absätzen.

Zur Einstimmung gibt es den Tour-Trailer:

James Newton wer?

Der 8-fach Oscar-nominierte, Grammy- & Emmy-Preisträger James Newton Howard hat für mehr als 120 Filme die Musik komponiert. Howard vertont unterschiedlichste Filmgenres – von leichter Unterhaltung über Actionfilme und Thriller bis hin zu ernsten Dramen. Dazu gehören die Musikscores von Blockbustern wie Erschütternde Wahrheit; Maleficent; Nightcrawler; Defiance; Snow White and the Huntsman; Das Bourne Vermächtnis; Salt; I Am Legend; Wasser für die Elefanten; Batman Begins; Collateral; Schnee, der auf Zedern fällt; Outbreak; The Village; Hidalgo; Peter Pan; Wyatt Earp; Das Mädchen aus dem Wasser; Unbreakable; Das Gesicht der Wahrheit; Der Schatzplanet; Signs; Falling Down; Zwielicht; Waterworld; Im Auftrag des Teufels; Dave und viele mehr.

Die Begrüßung

Es ist uns eine große Ehre hier für euch zu spielen

Nachdem das Orchester (Czech National Symphony Orchestra) und der Chor bereits auf der Bühne Platz genommen hatten, betritt der Star die Bühne. Das Publikum begrüßt ihn und die MusikerInnen mit einem tosenden Applaus. Nach einer kurzen Aufwärmrunde mit einem Medley von Snow White and the Huntsman greift die Hollywood-Größe zum Mikrofon. Wer hätte das gedacht, er hat für die Tour ein paar Worte Deutsch gelernt und so zollt er der fast ausverkauften Halle F der Stadthalle Tribut: “Es ist uns eine große Ehre hier für euch zu spielen.”

Die erste Hälfte

Howard fackelt nach der Begrüßung, in der nebenbei erwähnt, dass Wien für ihn eine ganz besondere Stadt – in der er vor zwei Jahren mit den Max Steiner Award ausgezeichnet wurde – ist, nicht lange. Die Bühne wird mit Licht in ein sattes, dunkles Rot getaucht, als ein brennender Mockingbird auf der Leinwand hinter den MusikerInnen auftaucht. Die Fans von Katniss Everdeen aber auch viele weitere wissen, was als nächstes kommt. Genau, ein Medley aus Die Tribute von Panem, das mit ein paar Einspielungen aus dem Film den Höhepunkt erreicht. In weitere Folge erwarten uns unter anderem Ausflüge in die Welt von Peter Pan und M. Night Shyamalans Filmografie (Signs, The Sixth Sense, Die Legende von Aang, The Village uvm.) ehe mein persönliches Highlight am Plan stand: Eine Live-Vorführung von “The Hanging Tree” aus Die Tribute von Panem.

Die zweite Hälfte

Im zweiten Teil der Show zauberte der Filmkomponist noch ein paar Highlights (z.B. Pretty Woman oder The Dark Knight) aus seinem vielseitigem Portfolio, ließ aber – und das gefiel mir persönlich richtig gut – auch ein wenig in seine Vergangenheit blicken. So durften wir erfahren, wie er nach einem Flop-Soloalbum eine Vorspielsession bei Sir Elton John, der ihn danach als Pianist für seine Band engagierte, erhielt. Zudem zeigte anhand eines Ausschnitts von Peter Jacksons King Kong wie wichtig die Musik in Filmen ist. Er ließ es sich aber auch nicht nehmen, selbst ein Stück auf dem Klavier zu spielen.

Den musikalischen Schlusspunkt im wesentlich abwechslungsreicheren, zweiten Teil bildete Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind. Die Show endete, wie sie begonnen hat mit einem frenetischen Applaus. Manche Leute aus dem Publikum nutzten die Gunst der Stunde und verließen den Saal, um keine Zeit beim Abholen der Jacken zu verlieren. Abgesehen davon, dass ich so ein Verhalten respektlos gegenüber den KünstlerInnen auf der Bühne finde, haben diese Leute die Zugabe verpasst. Das märchenhafte Medley aus Maleficent fand ohne sie statt.

Die restlichen Tourstopps:

  • 26.11.2017 Krakau
  • 27.11.2017 Warschau
  • 29.11.2017 Hamburg (2 Vorstellungen)
  • 30.11.2017 Düsseldorf
  • 1.12.2017 Frankfurt

James Newton Howard Fazit

Nach John Williams und Hans Zimmer war James Newton Howard: Das beste aus 30 Jahren Hollywood mein drittes Filmmusik-Konzert. Im Vergleich zu den beiden Komponistenkollegen, wovon James Newton Howard eine besondere Verbindung zu Hans Zimmer – er hat mit ihm gemeinsam die Musik zu Christopher Nolans Batman-Reihe gemacht – hat, fehlten mir persönlich die Gänsehautmomente, die ich beispielsweise bei Zimmers Der König der Löwen oder John Williams Imperial March aus Star Wars bzw. dem Theme von Jurrasic Park hatte. Die Live-Performance von “The Hanging Tree” war für mich einer der wenigen Momente, die Emotionen in mir weckten – das mag aber vielleicht auch daran liegen, dass ich zu vielen seiner Filme keine so tiefe Bindung habe. Sehr erfrischend fand ich dafür die Ausflüge in Howards Vergangenheit und die Eleganz sowie Feinfühligkeit in seiner Musik.

Auch wenn ich nicht restlos zufrieden bin, möchte ich den Abend nicht missen. Das Potpourri aus Howards Arbeiten der letzten 30 Jahren bescherte dem Publikum von märchenhaften Klängen bis hin zu Musik zu Action- und Horrorstreifen ein breites Spektrum, das in mustergültiger Manier vom Orchester und dem Chor zum Leben erweckt wurde.