Hektischer 1on1 Spaß – Nidhogg 2 im Test

von David Kolb-Zgaga 27.09.2017

Nidhogg 2 ist eine Neuinterpretation seines erfolgreichen 1on1 Multiplayer-Vorgängers, die es nicht unbedingt gebraucht hätte, ich aber trotzdem in mein Herz geschlossen habe.

Nicht das Spiel, das wir brauchen – das Spiel, das wir verdienen!

Auf den zwei „großen“ Konsolen PS4 und Xbox One finden sich heut zu Tage nur noch selten Spiele, die gemeinsam vor einem Fernseher gespielt werden können. Alles und jeder muss online sein und die Tage von gemütlichen Couch-Turnieren sind vermeintlich gezählt. Aus diesem Grund danke ich der fünfköpfigen Steam-Indiespiele-Gottheit, dass ich so reichlich mit lokalen Multiplayertiteln wie Nidhogg, Gang Beasts, Tricky Towers oder Move or Die beschenkt werde. Alleine deshalb ist es für mich eine Frage der Ehre, dass ich auch Nidhogg 2 testen und reviewen muss!

Vier unterschiedliche Waffen

Der erste Teil war und ist ein Phänomen für sich und Nidhogg 2 steht dem in nichts nach. In hektischen Duellen versuchen auch weiterhin zwei Plastillinmännchen zur jeweils gegenüberliegenden Bildschirmseite zu gelangen. Dabei entstehen Kämpfe auf Leben und Tod, nur um das eine glorreiche Ziel zu erlangen: Um am Ende des letzten Bildschirms von einem riesigen Wurm, dem namensgebenden „Nidhogg“ gefressen zu werden. Dabei wird nicht mehr ausschließlich mit dem Degen gekämpft. Zu Beginn und nach jedem Ableben erhält man entweder ein Breitschwert, ein kleines Messer, den bekannten Degen oder sogar Pfeil und Bogen. Merkwürdigerweise hat es sicher herausgestellt, dass ausgerechnet der Bogen die schlechteste Waffe ist. Sobald man sich duckt, besteht keine Gefahr mehr. Noch perfider ist es aber, die Geschosse mit einem Hieb gleich zum Kontrahenten zurück zu schleudern.

Die verschiedenen und zufällig verteilten Waffen sind auch mit Sicherheit die größte Änderung (neben der Grafik, doch dazu gleich mehr). Es kommt dadurch eine kleines Quäntchen Glück zum ansonsten rein skillbasierten Spiel. Ob man das mag oder nicht, ist meiner Meinung nach Geschmackssache. Die Waffen sind an sich aber zumindest ausreichend balanciert, sodass Nidhogg 2 zu keiner Zeit unfair wird. Das Plus der verschiedenen Waffen ist die gestiegene Abwechslung. Es entstehen, je nachdem welche Waffentypen aufeinandertreffen ganz neue Spielsituationen.

Neues 16-Bit Gewand

Die Grafik wurde von simpelstem 8-Bit auf verspielte 16-Bit-SNES-Ära angehoben, was bei Hardcore-Fans selbstverständlich für einen Aufschrei gesorgt hat. Ich paraphrasiere ein wenig: „Nidhogg 2 ist nicht mehr real genug.“ und „Ich habe Nidhogg schon gespielt, bevor es im Steamsale war!!1!11elf“ sind nur einige, wenige Beispiele der aufgebrachten Core-Community. Alle anderen, wie auch ich, freuen sich über den frischen Grafiklook. Stilistisch ist alles wunderbar aufeinander abgestimmt, wodurch ein sehr, sehr charmanter 16-Bit-Stil entsteht, der dem Spiel gut zu Gesicht steht. Außerdem gibt es neben den bekannten Hindernissen wie Türen und Abgründen auch neue „Ärgernisse“ und Tücken, die es zu überwinden gilt. Die zehn verschiedenen Levels bieten optisch viel Abwechslung, sind sich gameplaytechnisch allerdings doch sehr ähnlich.

Nidhogg 2 Fazit

Für alle Nidhogg-Neulinge sei gleich erwähnt, gegen die AI wird das Spiel nach gut fünfzehn Minuten langweilig. Online oder gegen Freunde ist jede Partie ein hektischer, chaotischer und spaßiger Adrenalinrausch. Besonders ehrgeizig werden die Mitspielerinnen, wie Mitspieler, wenn der Turniermodus mit bis zu acht Leuten gestartet wird. Dann gibt es kaum ein Halten mehr. Es wird geschrien, gelacht und geflucht. All das kann ich auch mit dem Vorgänger haben, denn das Gameplay hat sich nur marginal verändert. Wen man bereits Nidhogg stolz sein Eigen nennen darf, dann kann ich dessen Nachfolger für die momentan 15 Euro nicht empfehlen. In diesem Fall sollte man eher auf einen geeigneten Steamsale warten. All jene, die noch keinen der beiden Titel besitzen, sollten sich unbedingt Nidhogg 2 und ein paar Freunde schnappen. In bereits kurzen Spielsessions erhält man ein chaotisches, brachiales Partyspielerlebnis, das mit einem coolen Soundtrack untermalt wird.

Wo bleibt die Wertung?

Nidhogg 2 ist ein kleines, aber feines Spiel, das mir sehr viel Freude und Spaß bereitet. Es ist vom Umfang her aber so klein, dass es schwierig bis unmöglich ist, dies wirklich zu werten. Die eine Mechanik, über die das Spiel verfügt, funktioniert an sich perfekt. Stellt man aber ein Epos wie z.B. ein Wichter 3 daneben, so wirkt der Vergleich gerade zu lächerlich. Deshalb möchte ich Nidhogg 2 nicht bewerten, da ich in meinem Fazit ohnehin eine bedingte Kaufempfehlung ausgesprochen habe. Viel lieber zitiere ich da eines der unzähligen Steamreviews:

“This game will definitely ruin your friendship with those that you care about. 10/10”