Game City 2015: Eindrücke

von Ben Vollmann 04.10.2015

Die Game City 2015 ist im Kasten. Ich war vor Ort und habe für euch einige der Highlights angezockt. Welche Games mich dabei besonders beeindruckt haben und was es sonst noch auf der diesjährigen Gaming-Messe im altehrwürdigen Wiener Rathaus zu sehen gab, lest ihr in meinem Game-City-Wrap-Up.

Hier einmal ein Zusammenschnitt als kleiner Vorgeschmack:

 

Tom Clancy’s The Division

Tom Clancy’s The Division war schon letztes Jahr auf der GameCity vertreten. Damals gab es noch eine Guided-Gameplay-Tour, sprich: Watch and don’t touch. Da The Divison aber schon im März erscheinen soll, ist das, was Ubisoft dieses Jahr auf die Game City mitgebracht hat, deutlich weiter fortgeschritten und spielbar für alle BesucherInnen. Das Setup für die Demo hatte mir der nette Herr vom Ubisoft-Stand dann auch recht schnell erklärt: Drei Teams zu je drei SpielerInnen kämpfen im zerstörten New York gegen NPCs und sammeln Loot – den gilt es dann am Extraction Point via Heli ausfliegen zu lassen. Fieserweise liegt das Zielgebiet aber in der Darkzone, dem PVP-Bereich von The Division. Ein Hopps über eine Mauer und schon müsst ihr euch nicht nur um KI-Gegner wie die Flammwerfer tragenden Cleaner sorgen, sondern auch um andere SpielerInnen. Diese haben nämlich genau dieselbe Aufgabe und dasselbe Zielgebiet wie ihr. Ärger ist also vorprogrammiert. Auf die Frage, ob er ein paar Pro-Tipps für mich hätte, antwortete mir der ansonsten freundliche Herr vom Ubisoft-Stand grinsend: „Du gehörst zur Presse, oder? Dann sicher nicht.“ Auf die eigenen – zugegeben nicht allzu berauschenden – Shooterskills gestellt, war mein Fokus, eine zumindest halbwegs brauchbare Leistung abzuliefern und mein Team nicht völlig zu blamieren.

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Teamwork

Gott sei Dank gab es dann für jedes Dreierteam einen fachkundigen Guide mit Headset, von dem man sich Tipps zur Steuerung und Vorgehen erhoffen konnte. Als sich nach kurzem Chit-Chat mit meinen beiden Teamkollegen herausstellte, dass die beiden The Division dieses Jahr schon auf der Gamescom gezockt hatten, machte sich bei mir endgültig Erleichterung breit. Alle Befürchtungen von Überforderung und Performancedruck waren aber Geschichte, nachdem ich ein paar Schritte im schaurig-schönen Post-Apoc New York gemacht hatte. Knackiges Coversystem? Check! Responsive Controls? Check! Also nichts wie los und ran an den Loot. Das Leveldesign mit seinen zahlreichen Autowracks, Kisten und sonstigen halbhohen Hinterlassenschaften legt ein taktisches, überlegtes und vor allem koordiniertes Vorgehen nahe. Dank meiner fähigen Mitspieler klappte das dann auch auf Anhieb. Binnen weniger Minuten waren die NPC-Gegner Geschichte und der Loot baumelte an meinem Rucksack. Also ab in die Darkzone, wo wir wegen unserem zackig absolvierten Lootgrab als erstes Team ankamen. Nachdem der Heli angefordert und der Timer gestartet war, tauchten dann aber doch noch die anderen SpielerInnen auf.

Das PVP war für mich auf jeden Fall das Highlight und der Höhepunkt der Demo. Zackiges Wechseln von einer Deckung in die nächste, gezielte Granatenwürfe auf Ansammlungen von Gegnern und die Koordination mit dem eigenen Team machen wirklich richtig Laune. Geht man zu Boden, was durchaus einige Male vorgekommen ist, kann man von Teamkollegen wiederbelebt werden – ein weiterer Grund, überlegt und strategisch vorzugehen. Nachdem der Staub sich gelegt hatte, war es mein Team, das den Sieg davontrug. Wenn mir die Demo – neben der Tatsache, dass man von kompetenten Mitspielern schon mal zum Sieg getragen werden kann – etwas gezeigt hat, dann dass uns mit Tom Clancy‘s The Division im Frühjahr 2016 ein echter Post-Apoc-OpenWorld-MMO-RPG-CoOp-Loot-Shooter-Hit erwartet.

 

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Mirror’s Edge Catalyst

Als Superfan des ersten Mirror’s Edge war ich besonders gespannt darauf, mir endlich einen Eindruck vom Sequel/Prequel zu verschaffen. Die Pre-Alpha-Demo startet mit einer kurzen Storysequenz, in der Faith aus einem Gefängnis ausbricht. Was man dabei an Plot präsentiert bekommt, erinnert recht stark an den ersten Teil: eine dystopische Stadt, die gezeichnet ist von Überwachung und übermächtigen Konzernen, die jeden Aspekt des täglichen Lebens kontrollieren. Nach einem Zeitsprung, der den Spieler direkt ins Geschehen wirft, zeigt sich, dass auch das Gameplay ziemlich stark an den Vorgänger erinnert. Das ist aber, zumindest für mich, ein großer Pluspunkt, denn mehr Mirror’s Edge ist eigentlich genau das, was ich will. Rennen, springen und sliden sind ebenso zurück wie Wallrunning und Wall-to-Wall-Sprünge.

Was nicht zurück ist, ist das unnötige Geballer aus dem Vorgänger. Feinde sind zwar weiterhin bewaffnet, Faith greift diesmal allerdings ausschließlich auf Martial Arts zurück, um die Gegner unschädlich zu machen. Welche neuen Kniffe sie inzwischen drauf hat (oder früher Mal drauf hatte? Ach, Prequels sind verwirrend …) zeigt sich in einer der drei Missionen, die es in der Demo zu absolvieren gilt. Ihr könnt via X Taste auf stehende Gegner einkloppen und sie mittels Brachial-Kung-Fu unschädlich machen, effizienter und eleganter ist es aber, das Momentum, das ihr während eurer Freerun-Einlagen aufbaut, direkt in einen Angriff zu packen. Ob ihr aus großer Höhe in Richtung Bad Guy segelt, aus einem Wallrun heraus auf ihn zuspringt oder auf ihn zu rutsch – kontextabhängig bekommt euer Angriff so deutlich mehr Power. Abgerundet werden Faiths aufgebohrte Nahkampfkünste von stylishen, aus der 3rd Person Perspektive in Szene gesetzten Finishern. Ansonsten gibt es nicht allzu viel zu Mirror’s Edge Catalyst zu sagen; die Grafik ist supercrisp, das Spiel läuft jetzt schon flüssig und die Ansätze von freierem Open-World-Gameplay wirken vielversprechend. Einziges Manko: Die Demo war viel zu schnell vorbei …

 

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Cuphead

Ein weiteres kleines, aber feines Highlight, das ich kurz angespielt habe, ist Cuphead. Ein Old School Sidescrolling Jump and Run, bei dem sich der Titelheld nach einem Deal mit dem Teufel, der furchtbar schief geht, seinen Weg durch eine Comicwelt im Stil der 30er Jahre bannen muss. Optisch ist das Game der Hammer. Wüsste man es nicht besser, würde man glauben, es mit einem echten Gaming-Artefakt aus der Zeit der Disney-Classic Cartoons zu tun zu haben. Die Animationen der Figuren sind wunderschön und herrlich humorvoll und die Farben ausgewaschen wie bei einem frühen Animationsfilm. Die kurze Anzocksession war leider auf ein Sidescroll-Shooter-Level limitiert. Ob es noch andere Abschnitte auszuprobieren gab, konnte ich leider nicht herausfinden, weil mich der knackige Schwierigkeitsgrad fast zur Verzweiflung getrieben hat. Trotz CoOp-Unterstützung kam ich einfach nicht über den bösartigen Vogel-Endboss hinaus. Spaß gemacht hat’s dennoch, denn auch beim Scheitern sah das Spiel einfach zu schön und charmant aus, um wirklich aufzuhören. Ich behaupte mal, dass es ohne die Geräuschkulisse und den Zeitstress einer Gaming Convention in der Sicherheit des eigenen Wohnzimmers kein Problem sein sollte, den Vogel in seine Schranken zu weisen. Ich freue mich jedenfalls schon riesig auf das Release von Cuphead im nächsten Jahr.

 

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Stop The Mob

Ein Spiel mit einer ganz anderen Agenda habe ich mir dann in Form des Serious Games Stop The Mob angesehen. Das Studentenprojekt von Katharina Pölzl, Markus Resch, Katharina Luftensteiner und Katrin Waldhart wurde in Samsungs mLearning-Wettbewerb mit dem zweiten Platz ausgezeichnet und mit der Umsetzung durch die Wiener App-Entwickler bitsfabrik prämiert. Als iOS/Android App soll Stop The Mob SchülerInnen und LehrerInnen dabei unterstützen, sich im Unterricht dem schwierigen Thema Mobbing anzunähern. In verschiedenen Situationen müssen die SpielerInnen sich entscheiden, wie sie sich gegenüber ihren KlassenkollegInnen verhalten. Ob es darum geht, eine MitschülerInnen davor zu beschützen, in den Pool geworfen zu werden oder ob man verbal Partei ergreift – am Ende des Tages gibt es Punkte für richtiges und mutiges Verhalten. Besonders spannend fand ich die Möglichkeit, eigene Szenarien zu erstellen, die dann von jeder SpielerIn via Zahlen- und Buchstabenkombination in die App „geladen“ werden können. So kann jeder seine eigenen Erfahrungen mit Mobbing oder Bullying zur Diskussion stellen. Genau dieser Zugang scheint mir bei einer so komplexen Thematik sehr vielversprechend, um SchülerInnen zum Umdenken anzuregen. Videogames haben so viel Potential, wenn es darum geht, Gefühle und Zusammenhänge zu vermitteln und Stop The Mob behandelt das Thema Mobbing auf eine Art und Weise, die die Möglichkeiten des Mediums intelligent nutzt.