Driveclub (PS4) im Test

von David Kolb-Zgaga 03.11.2014

Bei der Ankündigung der PS4 war Driveclub ein großes Thema und das Game wurde damals sogar als einer der potentiellen Launch-Titel gehandelt. Nachdem er das Startsignal verpasst hat, startete der PS4-exklusive Titel mit etwas Verzögerung Anfang Oktober. Trotz der zusätzlichen Entwicklungszeit wirkt Driveclub irgendwie unfertig. Welche Probleme dazu führen und welche Zukunftsperspektive man als SpielerIn mit dem Titel hat, erfahrt ihr in meinem Test.

DriveclubPS4

Im Kern ein gutes Rennspiel

Driveclub serviert euch verschiedene Spielmodi, Clubs und Online-Rennen, die, so viel sei schon vorweggenommen, mit einigen Problemen zu kämpfen haben. Beginnen wir mit dem Wichtigsten: dem Gameplay beziehungsweise dem Fahrverhalten der Autos. Hier haben die Entwicler eine sehr gute Balance zwischen Arcade und Simulation gefunden. Ohne zu komplex und damit zu kompliziert zu werden, fühlt sich das Fahrverhalten der Autos glaubwürdig an. Während man nach wenigen Spielstunden durch enge Kurven driftet, spürt man auch permanent das Gewicht des Autos auf der Straße und kann zu jeder Zeit einschätzen, wie sich Lenkmanöver auf das Vehikel auswirken werden. Auch die hohe PS-Anzahl der Fahrzeuge ist beim Fahren deutlich spürbar, wodurch besonders starke PS-Monster dazu tendieren, leichter auszubrechen als ihre etwas schwächeren Kollegen. Zudem verfügt Driveclub über ein sehr schönes Geschwindigkeitsgefühl, das die einzelnen Streckenabschnitte vorüberfliegen lässt.

Kleine, aber prachtvolle Weltreise

Kommen wir nun zu den Strecken: Diese sind durch ein fantastisches Beleuchtungsmodell großartig in Szene gesetzt. Gerade Rennszenen, in denen es vom dämmernden Abendrot in die dunkle Nacht übergeht, zaubern eine unglaublich spektakuläre Lichtkulisse auf den Bildschirm und zeigt dadurch, was die PS4 alles auf dem Kasten hat. Grafisch hat es dem Spiel daher sicherlich gut getan, keine Open-World zu verwenden, sondern die SpielerInnen auf einzelne Rennstrecken in Kanada, Chile, Norwegen, Indien und Schottland zu schicken.

Obwohl die einzelnen Gebiete abwechslungsreich gestaltet sind, zeigen sich die eigentlichen Strecken nur spärlich bzw. repetitiv befüllt. Ein paar Bäumchen hier, ein paar Felsen da und ab und zu trifft man auf ein kleines Grüppchen von ZuschauerInnen. Bei den ersten Rennen fällt das noch nicht ins Gewicht, da man auch gar nicht die Zeit hat, die Umgebung genauer unter der Lupe zu nehmen. Nach ein paar Stunden macht sich aber eine gewisse Abnutzung bemerkbar. Trotz der etwas leeren Rennstrecken sieht Driveclub aber nach wie vor fantastisch aus und darf sich mit Recht Next-Gen-Titel nennen. Für mich bleibt aber die vorhin genannte realistische Echtzeitbeleuchtung das grafische Highlight des Spiels.

Hin und her

In jedem der fünf Gebiete gibt es elf verschiedene Strecken. Das klingt auf Anhieb nicht schlecht, jedoch vermisst man auch hier ein wenig Kreativität und Abwechslung. Es gibt keinen Gegenverkehr, alle Rennstrecken sind gesperrt und man fährt immer auf einer Asphaltstraße, ohne jemals das Terrain bzw. den befahrbaren Untergrund zu wechseln. Außerdem sind die insgesamt 55 Rennen immer nach demselben Muster aufgebaut: Es gibt zwei unterschiedliche Start-Ziel-Rennen, die jeweils einmal von A nach B und von B nach A gefahren werden, eine Strecke in drei verschiedenen Variationen und drei Rundkurse.

Rennspielstandards über Bord geworfen

Zudem hat es Driveclub durch die momentane Konkurrenz von Forza Horizon 2 nicht gerade leicht. Dort ist es standardmäßig schon eingerichtet, dass es Tuning, an- und ausschaltbare Fahrhilfen, sowie anpassbare Schwierigkeitsgrade gibt. Vor allem Letzteres stört bei Driveclub sehr, denn nicht jeder kann die virtuellen Boliden gleich gut steuern und im letzten Drittel der Kampagne kann dann leicht Frust aufkommen. Außerdem nutzt Driveclub eine Gummiband-KI, die zwar zu vielen Überholmanövern führt, fahrtechnisch die Rennen aber unrealistisch gestaltet. Hat man mal einen Dreher, dann zieht das gesamte Feld an einem vorüber und das Rennen scheint verloren. Doch die Gummiband-KI nimmt das Tempo raus und man hat fast das Gefühl, die Gegner warten schon darauf, dass man wieder Anschluss findet. Im Umkehrschluss ist es leider auch so, dass man sich kaum einen Vorsprung herausfahren kann, da die Konkurrenz einem immer dicht auf den Fersen bleibt.

Zwischen Sternen, XP und Strafsekunden

Als zusätzliche Motivation gibt es aber Erfahrungspunkte und auf jeder Strecke drei Sterne zu holen. Einen Stern bekommt man meist für einen Platz auf dem Siegerpodest, einen anderen beispielsweise durch besondere Herausforderungen, wie z.B. in einem Streckenabschnitt eine gewisse Durchschnitts- oder Höchstgeschwindigkeit zu erreichen oder perfekt um die angegebene Kurve zu driften. Durch Windschattenfahren oder andere erfolgreiche Fahrmanöver erhält man zudem Erfahrungspunkte, die man im Verlauf des Rennens aber auch wieder verlieren kann. Rutscht man mal von der Strecke, wird man dabei automatisch gedrosselt und muss innerhalb von drei Sekunden wieder zurück auf dem Asphalt sein – sonst gibt es Strafsekunden. Das macht eigentlich Sinn, da man dadurch keine Kurven abkürzen kann. Allerdings wird diese Regelung durch die teilweise aggressive KI nervig, da man so auch ohne Selbstverschulden von der Straße gedrängt wird.

Zu kleiner Fuhrpark

Hat man dann doch ein paar Erfahrungspunkte und Sterne ins Ziel gerettet, schaltet man damit neue Autos frei. Im Fuhrpark von Driveclub findet man allerdings nur ca. 50 verschiedene Waagen, wobei z.B. Oldtimer überhaupt nicht vorkommen. Dafür erhält man ein Angebot an wahren PS-Monstern der Marken Maserati, Ferrari oder Lamborghini. Zusätzlich sollen laut Sony auch weiterhin neue Strecken und Autos nachgeliefert werden. Und das ist auch gut so, denn momentan ist das Angebot noch ein wenig knapp bemessen. Trotzdem funktioniert das System und schafft es, mich anzuspornen weitere Rennen zu bestreiten.

driveclub 01

Driveclub ohne Driveclubs?

So, und warum heißt Driveclub nun „Driveclub“? Richtig, wegen der Clubs, in denen man sich zusammenschließen und so online gegeneinander antreten kann. Zumindest zu Beginn ging das aber gar nicht, da das Spiel auch nach 10-monatiger Verschiebung unter großen Serverproblemen litt. Am ersten Wochenende konnte ich nicht länger als fünf Minuten am Stück online sein, wodurch Multiplayer-Rennen unmöglich waren. Mittlerweile funktioniert Driveclub einigermaßen. Spielabbrüche sind aber weiterhin keine Seltenheit. Funktionieren die Events dann mal, machen diese auch sehr viel Spaß. Gerade die Herausforderungselemente, wie Driften oder höchste Durchschnittsgeschwindigkeit, machen die Rennen zu einer spannenden Angelegenheit. Durch die Clubs wird das Konkurrenzdenken und damit auch die Motivation, die Konkurrenz abzuhängen, zusätzlich gefördert. Durch die technischen Probleme fällt dieses Konzept aber leider aus!

Der Motor stottert

Driveclub ist im Kern ein gutes, etwas arcadelastiges Rennspiel mit teilweise grandioser und atemberaubender Grafik. Allerdings ist es auch nach den vielen zeitlichen Verschiebungen noch immer unfertig. Wenn ein Spiel auf Clubs und Multiplayer-Rennen setzt, dann sollten die Server funktionieren, denn ansonsten geht das Spielprinzip nicht auf! Sony und Evolution Studios geloben zwar Besserung, allerdings weiß niemand, ob und wann diese eintreten wird. Außerdem sind auch ohne Season-Pass neue Strecken, Autos und bis 2015 der besonders vermisste Splitscreen am Schirm. Momentan ist Driveclub aber noch ein unfertiges Spiel und fühlt sich mehr nach einer Beta-Version anstelle eines fertigen Spiels an. Es hat interessante und spannende Ansätze, die zurzeit aber noch nicht funktionieren, weshalb auch meine Wertung nicht all zu gut ausfällt. Wenn Sony und Evolution Studios die vielen kleinen und großen Probleme beseitigen und die gegebenen Versprechen einhalten können, dann könnte aus Driveclub allerdings noch ein großartiges Rennspiel werden – die Veranlagung hätte es dazu!

Wertung: 7 Pixel

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[…] noch keinem anderen Rennspiel gesehen hat. Wer sich Driveclub noch genauer ansehen möchte, findet hier unseren Test dazu. Wir bedanken uns bei Sony für die Unterstützung bei unserer […]